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0374 - Der Inka-Henker

0374 - Der Inka-Henker

Titel: 0374 - Der Inka-Henker
Autoren: Jason Dark
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aber ich mußte warten und zog in der Zwischenzeit meinen Bumerang hervor.
    Die beiden Mädchen schlichen sich davon. Sie hatten sich gegenseitig angefaßt. In ihren Gesichtern stand die Angst, die sie empfanden. Sie waren so auf den anderen fixiert, daß sie mich nicht bemerkten, obwohl sie nur eine Armlänge von mir entfernt vorbeischlichen.
    Schließlich verschwanden sie rennend, und ich hörte sie auch noch schreien.
    Ich aber hatte freie Bahn.
    Vorsichtig löste ich mich aus meiner Deckung. Der Inka-Henker sprach mit dem anderen und erklärte ihm sein Motiv, das ich mittlerweile ebenfalls kannte.
    Auf mich achtete er nicht, deshalb kam ich an ihn heran.
    Und ich hielt meinen Bumerang in der Rechten.
    Mein Plan war einfach, aber recht wirkungsvoll. Ohne Vorwarnung würde ich die Waffe schleudern und ihm den Kopf von den Schultern holen. Leider machte mir ausgerechnet Jaime Lazarro einen Strich durch die Rechnung. Er hatte sich bisher kaum bewegt, nun wollte er es wissen und huschte nach links weg, genau auf die Instrumente zu. Er bekam eines zu packen, riß es hoch, als auch der Henker handelte.
    Langsam, beinahe genüßlich. Wie jemand, der sich seiner Sache völlig sicher ist.
    Er wollte die Axt schleudern.
    »Laß es sein!« schrie ich und war ebenfalls bereit, denn ich wollte ihn erwischen, wenn er sich zu mir umdrehte…
    ***
    Das tat der Inka-Henker nicht.
    Was er sich einmal vorgenommen hatte, führte er auch durch.
    Und so schleuderte er die Axt mit der blutigen Klinge zielsicher gegen den Mann, den er töten wollte.
    Es war ein gefährlicher Wurf. Sogar das Pfeifen war zu vernehmen, und Jaime tat aus seiner Sicht sogar haargenau das Richtige. Er riß die Klarinette so hoch, daß sie sich in der Flugrichtung der hart geschleuderten Axt befand.
    Die Axt hämmerte dagegen – und kam durch!
    Aber sie wurde abgelenkt. Während dem Mann die beiden Teile der Klarinette um die Ohren flogen, duckte er sich und hatte im nächsten Augenblick das Gefühl, als wären ihm das rechte Ohr und ein Stück der Schulter abgerissen worden.
    Schreiend warf er sich nieder, wälzte sich am Boden und preßte eine Hand auf die blutende Verletzung zwischen Kopf und Schulter.
    Aber er lebte.
    Das allein zählte in diesen Augenblicken. Jaime war der erste Lazarro, den der Henker nicht geschafft hatte…
    Das mußte ich ausnutzen.
    Ich war selbst von dieser Attacke überrascht worden. Nie hätte ich gedacht, daß der andere seine Axt noch schleudern würde, aber er war eben nicht mit normalen menschlichen Maßstäben zu messen.
    Jaime Lazarro konnte nicht abwehren, aber die Wurfrichtung wurde durch seine provisorische Deckung verändert, so daß die scharfe Klinge den anderen nur verletzte.
    Das alles nahm ich innerhalb von zwei Sekunden wahr, bevor ich meine silberne Banane schleuderte.
    Am Rücken hatte der andere keine Augen. Ob er trotzdem etwas bemerkt oder geahnt hatte, konnte ich nicht sagen. Es mußte aber so gewesen sein, wie sonst hätte er sich umdrehen sollen?
    Er schwebte um die eigene Achse.
    Und der Bumerang traf.
    Allerdings blieb mir der Triumphschrei im Hals stecken, denn die Waffe erwischte nicht den Inka-Henker, sondern dessen Schwert, das er schräg gehalten hatte und die Klinge somit aufhalten konnte.
    Ich sah sie um die Achse des Schwerts wirbeln. Sie bildeten einen silbernen Kreis, teilte die Waffe auch und traf erst danach.
    Meine Augen wurden groß, als ich sah, was geschehen war. Die Banane steckte mit der gekrümmten Innenseite in der Stirn der lebenden Figur dicht unter dem Scheitel.
    Und da blieb sie auch.
    Ich kam nur langsam näher.
    Sie schwebte zurück.
    Das war nicht mehr so wie sonst. Zitternd, wellenförmig, mal hoch, mal niedriger, auch der rote Schein, der einen plötzlichen Angriff stets begleitet hatte, wollte nicht mehr so recht kommen. Ein zückendes Flackern, mehr war einfach nicht drin.
    Dann fiel der Henker.
    Das geschah sehr schnell. Er hämmerte rücklings auf den Boden, und sein Schädel berührte fast die Kante des Podiums.
    Wenig später stand ich neben ihm.
    Unsere Blicke trafen sich.
    Ich las in seinen Augen den Schmerz und die Enttäuschung. Er wollte mir etwas sagen, das schaffte er nicht mehr. Die Magie des Bumerangs war stärker gewesen.
    Noch existierte er.
    Ich bückte mich, streckte meinen Arm aus und packte die Banane an der rechten Seite.
    Mit einem Ruck riß ich sie aus der Stirn des Henkers!
    Bisher hatte die schmale Kante des Bumerangs die beiden Hälften noch
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