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0374 - Der Inka-Henker

0374 - Der Inka-Henker

Titel: 0374 - Der Inka-Henker
Autoren: Jason Dark
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stimmte. Aus ihren ebenfalls glänzenden Gesichtern verschwand allmählich das spöttische Lächeln und schuf einem gewissen Unwohlsein Platz.
    »Laß uns weggehen!« flüsterte die mit dem Fetzenkleid.
    Das andere Mädchen nickte. Es faßte den Arm ihrer Freundin.
    Vorsichtig und auf Zehenspitzen gehend zogen sie sich zurück und passierten auch den Henker, der sich um die beiden erst gar nicht kümmerte. Sein Augenmerk galt einem Lazarro.
    Die Rache mußte weitergehen!
    Obwohl die beiden Partymiezen für ihr Leben gern gerannt wären, wagten sie es nicht und bewegten sich nur im Zeitlupentempo.
    Dabei behielten sie auch den Henker im Auge, da sie dem Braten nicht trauten.
    Der wollte nur Jaime.
    Und Lazarro wußte dies. Er versuchte, etwas zu sagen, aber die Erschöpfung und die Angst ließen es nicht zu. So drangen nur keuchende und krächzende Laute aus seinem Mund.
    Die Distanz schmolz. Auf leisen Sohlen zogen sich die drei Musiker zurück, denn auch ihnen war klargeworden, daß dies kein Spiel mehr war. Die Instrumente ließen sie liegen.
    Jaime Lazarro, der vor wenigen Stunden noch so viele Gäste begrüßt hatte, die sich allesamt seine Freunde nannten, stand plötzlich ganz allein. Verlassen von allen, so war das Leben. Diese Szene hier paßte genau in diese Gesellschaft hinein.
    Letztendlich konnte man sich auf kaum einen Menschen verlassen.
    Zwei Waffen besaß der Henker. Lazarro konnte nicht einmal mit einem Taschenmesser dienen. Wenn der andere zuschlug, würde er unter den Hieben der Axt oder des Schwertes blutend zusammenbrechen.
    Das war seine Vision, die sich mit jedem Schritt des Henkers der Realität näherte.
    Die Blumenkübel des Tropengartens hielten den zurückweichenden Mann auf. Das war für ihn ein gewisses Zeichen. Er kam nicht mehr weiter und mußte sich stellen.
    Es kostete ihn ungeheure Mühe, sich ein Herz zu fassen und den anderen anzusprechen.
    »Wer bist du?«
    »Der Inka-Henker.«
    »Und weshalb willst du mich töten?«
    »Weil du ein Lazarro bist und einer deiner so berühmten Vorfahren Hunderte von Menschen niedergemetzelt hat, um mich, die Statue, zu bekommen und sie seinem König zu schenken. Er brachte sie mit, aber er wußte nicht, wer ich in Wirklichkeit war. Kein Inka, wie viele glaubten. Ich bin älter, viel älter. Ich kam zu den Inkas, weil Atlantis versank, denn ich suchte eine neue Welt für mich, in der ich weiter existieren konnte. Sie nahmen mich auf, sie verehrten mich, denn ich war anders als sie. Ich besitze das Blut einer alten Rasse, und die Menschen nahmen mich auf und gaben mir ein hohes Amt. Ich habe gerichtet, ich habe vollzogen, und ich werde auch jetzt richten. Kein Lazarro darf übrigbleiben. Mit Juan begann es, ich tötete ihn endgültig, nahm mir Ernesto vor, und jetzt bist du an der Reihe, Jaime. An deinem Festtag wird dich der Tod erreichen.«
    Es war eine verhältnismäßig lange Rede gewesen. Sie hatte Zeit gekostet, die dem Menschen zugute kam, denn er konnte sich in der Zwischenzeit von seiner Erschöpfung erholen.
    Die Angst aber blieb…
    Sie steckte in ihm, war wie eine würgende Schlinge, doch Jaime kämpfte gegen sie an. Er stand in einem harten Beruf ganz oben. Da durfte man nicht so einfach aufgeben. Gerade nicht in dieser Zeit des Terrors. Also mußte er etwas tun.
    Aber was?
    Fliehen, weglaufen. Aus der Reichweite der gefährlichen Waffen des anderen.
    Jaime Lazarro hoffte nur, daß sein Feind nichts von seinen Gedanken erriet. Noch war der Freiraum zwischen ihm und dem Henker groß genug. Aber er verkleinerte sich schnell.
    Jaime Lazarro huschte zur linken Seite hinweg. Er lief dorthin, wo sich auch das Podium für die Kapelle befand. Dort lagen noch die im Stich gelassenen Instrumente.
    Zwar keine Waffen, aber besser als nichts.
    Mit einem Schrei auf den Lippen stürzte der Mann darauf zu, riß eine Klarinette an sich und hob sie wie zum Schutz hoch vor seinen Oberkörper.
    Im gleichen Moment hob auch der Henker den rechten Arm mit dem Beil!
    ***
    Ich hatte nicht nur die drei auf der Tanzfläche gesehen, auch die Musiker, die sich verzogen, die verletzten Menschen, und bekam nun mit, wie die beiden Mädchen sich zurückzogen.
    Sie genau hatten mich daran gehindert, sofort einzugreifen, denn der Henker hätte sie als Geiseln nehmen können.
    Zudem bestand für die drei keine unmittelbare Lebensgefahr, und so zog ich mich in die Deckung eines schmalen Barschranks zurück, der mit Flaschen vollgestopft war.
    Es fiel mir verdammt schwer,
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