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0367 - Der Hexenbaum

0367 - Der Hexenbaum

Titel: 0367 - Der Hexenbaum
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Umkleideraum führte, blieb Sonia stehen und hielt Sybil fest.
    »Ich habe es geahnt, daß du eine Hexe bist«, sagte sie. »Aber ich wollte es von dir selbst hören.«
    »Jetzt hast du es gehört. Und?« sagte Sybil. »Ist dir jetzt wohler?«
    »Ja!« gestand Sonia.
    »Du bist gar nicht überrascht.«
    Sonia nickte. - »Weshalb auch? Ich habe schon lange auf diese Gelegenheit gewartet. Ich habe dieses Angebot nicht nur der 300 Dollar wegen angenommen, sondern, ich wollte schon immer gern eine Hexe sein. Und ich dachte mir, auch wenn das hier nicht echt ist - es könnte ja zumindest das Feeling kommen. Einfach die Illusion, der Traum, an einem richtigen Sabbat teilzunehmen.«
    »Du bist verrückt«, sagte Sybil. »Konntest du dir nicht vorstellen, daß diese Foto-Session kompletter Schwachsinn ist? Sicher, es gibt ein paar Ähnlichkeiten. Die Nacktheit stimmt. Daß der Teufel erscheint, muß nicht unbedingt stimmen. Aber die Zeichen, die hier gemalt wurden - die sind nicht echt. Die sind lächerlich. Das Herumtanzen und so tun, als ritte man auf dem Hexenbesen, ist noch lächerlicher. Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus. Wenn du dir ernsthaft etwas von diesem Unsinn versprochen hast, kannst du mir nur leid tun.«
    »Du bist eine Hexe. Kannst du mir nicht helfen, auch eine Hexe zu werden?«
    »Warum sollte ich? Ich sehe auch keinen Grund für dich.«
    »Oh, ich habe eine Menge Gründe, Sybil«, sagte Sonia. »Eine ganze Menge verdammt guter Gründe. Bitte - ich sehe die Chance meines Lebens vor mir. Hilf mir, eine Hexe zu werden.«
    »Ich überlege es mir«, sagte Sybil kühl. Sie löste sich aus Sonias Griff und betrat den Umkleideraum. Nur noch eines der anderen fünf Mädchen war da, die anderen hatten sich wohl schon in Prestons Büro versammelt. Die blonde Janet stutzte, dann lächelte sie anzüglich. »Wo habt ihr zwei euch denn noch herumgetrieben? Na, so etwas…«
    »Du denkst ein bißchen falsch«, sagte Sybil frostig und griff nach ihrer Wäsche. Janet lachte spöttisch auf und verließ den Raum. Sybil sah ihr nach. In der Tür trat Janet falsch auf und knickte mit dem linken Fuß um. Sie schrie auf.
    »Hast du dir etwa wehgetan?« fragte Sybil spöttisch.
    »Ach, geh zum Teufel«, murrte Janet und zog die Tür hinter sich zu. Sybil und Sonia hörten sie über den Gang humpeln.
    »Warum hast du das getan, Sybil?« fragte Sonia.
    »Was? Ich habe nichts getan.«
    »Du hast dafür gesorgt, daß sie umknickte«, behauptete Sonia.
    »Es war Zufall«, sagte Sybil und kleidete sich an. Sie wurde erstaunlich rasch damit fertig und verließ den Umkleideraum. Als Sonia schließlich Prestons kleines Büro erreichte, nahm Sybil gerade ihren Scheck entgegen. Janet und die anderen Mädchen waren schon gegangen.
    »Hier«, sagte Preston. Er reichte auch Sonia ihren Dreihundert-Dollar-Scheck. »Ihr wart spitze. Übrigens -hübsche Mädchen sind immer gefragt. Hättet ihr nicht Lust, öfters mal zu posieren?«
    »Wenn es gut bezahlt wird, schon«, sagte Sonia. Sybil lehnte ab. »Es war ganz interessant, aber damit hat es sich auch schon«, sagte sie.
    Die beiden Mädchen verließen das Büro.
    »Wie ist es, hilfst du mir?« fragte Sonia.
    Sybil fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Ihr Finger glitt über ihren Scheck, über die Ziffern und die als Wort ausgeschriebene Zahl. Verblüfft sah Sonia, daß Sybils Scheck nicht auf 300, sondern 30 000 Dollar lautete.
    »He, wie hast du das gemacht?« fragte sie.
    »Was? Wovon redest du?« Sybil ließ den Scheck in ihrer Handtasche verschwinden. Sie lächelte. »Ich überlege mir deinen Fall«, sagte sie. »Ich werde dich anrufen, falls ich mich dafür entscheide.«
    »Warte, ich gebe dir die Telefonnummer«, bot Sonia aufgeregt an.
    »Nicht nötig. Ich kenne sie auswendig«, sagte Sybil. »Viel Spaß noch.«
    Verblüfft sah Sonia hinter ihr her. Und sie hoffte, daß Sybil sich positiv entscheiden würde.
    Sie wollte eine Hexe werden - um jeden Preis! Und sie pries sich glücklich, an dieser Foto-Session teilgenommen und dadurch Sybil kennengelernt zu haben. Sie war einen entscheidenden Schritt vorangekommen…
    ***
    Wales…
    Auf dem Gipfel eines Berges südlich der kleinen Ortschaft Cwm Duad erhob sich Merlins unsichtbare Burg Caermardhin. Seit die Zeitlose ihren letzten großen Schlag geführt hatte, lag Merlin im Kälteschlaf. Er war eingesponnen in ein undurchdringliches Gewebe aus Eis. Es ließ seinen Körper und seinen Geist gefrieren. Merlin war
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