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0367 - Der Hexenbaum

0367 - Der Hexenbaum

Titel: 0367 - Der Hexenbaum
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Er hoffte wohl, bald wieder seiner Aufgabe ledig zu sein, wenn Merlin aus dem Kälteschlaf geweckt werden konnte. Warum sollte er sich dann um Dinge bemühen, die ihn hinterher nicht mehr berührten?
    »Kannst du mehr über dieses Mädchen herausfinden?« fragte sie. »Die andere, die bedroht wird, kenne ich. Es ist Su Ling, aber die Schwarzhaarige ist mir unbekannt.«
    »Ich werde es versuchen«, sagte Amos. »Ich kann sie finden und weiter beobachten. Ich kann dir auch einen schnellen Weg nach San Francisco öffnen. Du brauchst nicht umständlich nach London zu fahren und dann zu fliegen…«
    Nicole erhob sich aus ihrem Sessel.
    »Ich komme darauf zurück«, sagte sie. »Du entschuldigst mich für eine Weile…?«
    Sie verließ den luxuriös eingerichteten Raum. Sie wollte nicht dabei sein, wie Sid Amos vielleicht die Seele der Schwarzhaarigen ergründete…
    ***
    Ein kahlköpfiger Mann im grauen Anzug schlenderte durch San Franciscos Chinatown. Er schlenderte über die Grant Street, die sich durch den ganzen Stadtteil zieht, von Geschäften und kleinen Lädchen wimmelnd, in denen man alles kaufen konnte, was für Geld erhältlich war, von Flugzeugen über asiatische Kunstwerke bis zu Drogen. Es gab viele Weiße, die durch die Grant Street bummelten, und deshalb fiel der Kahlköpfige nicht auf. Zuweilen blieb er vor der Auslage eines Geschäftes stehen, betrat auch einen Laden, doch stets verließ er ihn wieder, ohne etwas gekauft zu haben. Aber zuweilen glitt eine seiner Hände hinauf zur Brust, und dann blieb er stehen und war so in sich versunken, daß er es nicht einmal merkte, wenn ihn jemand anstieß. Aber auch der fünfte Taschendieb wunderte sich, daß er bei dem Kahlköpfigen nichts fand, was des Mitnehmens wert war - kein Geld, keine Schecks, keine Wertgegenstände, keine sonstigen Papiere.
    Wer den Kahlköpfigen auffnerksam beobachtete, dem fiel auf, daß er offenbar etwas suchte. Aber er fragte niemanden. Er ging nur durch die Straße, beobachtete und dachte zuweilen nach. Mehr geschah nicht. Höchstens wunderte sich hier und da einmal ein chinesischer Händler oder Arbeiter, daß er vorübergehend unter stechenden Kopfschmerzen litt. Aber die waren rasch wieder vorbei, und niemand sah einen Zusammenhang zwischen diesen Kopfschmerzen und dem Kahlköpfigen.
    Als der Kahlköpfige Chinatown wieder verließ, hatte er erfahren, was er wissen wollte, aber er machte von seinem Wissen noch keinen Gebrauch.
    Noch blieb die kleine, geschmackvoll eingerichtete Wohnung einer Dolmetscherin, die den Namen Su Ling trug, unbehelligt.
    ***
    Sonia Parker zuckte zusammen, als das Telefon klingelte. Sie hatte sich den ganzen Tag über nicht aus dem Haus getraut, weil sie dem Anruf entgegenfieberte. Wie hatte sie gehofft, daß Sybil Ranix zustimmen würde! Sonia riß den Telefonhörer förmlich von der Gabel und meldete sich.
    Leises Lachen erklang. Sybils Stimme! »Wir treffen uns in einer halben Stunde am Baker’s Beach«, sagte sie und legte wieder auf.
    Über die Kürze dieser Anweisung war Sonia ein wenig betroffen. Etwas mehr hatte sie sich schon erwartet, zumindest aber eine Begrüßung. Aber diese knappe Mitteilung…
    Baker’s Beach war ein Streifen öffentlichen Strandes südlich der Golden-Gate-Brücke am anderen Ende der Stadt. Wenn Sonia rechtzeitig da sein wollte, mußte sie sich beeilen. Sie hatte nicht einmal mehr Zeit, sich umzuziehen, schnappte sich die Umhängetasche und stürmte in Bluse und Shorts aus der Wohnung. Ihr kleiner Wagen stand in der Tiefgarage. Unter normalen Umständen wäre es preiswerter und einfacher gewesen, ein öffentliches Verkehrsmittel zu nehmen, aber die Abfahrtszeiten waren ungünstig, und sie fürchtete, daß sie mindestens zweimal umsteigen mußte, ehe sie den Strand erreichte. Also quälte sie sich lieber durch den Verkehr. Zu ihrer Erleichterung hatte die Rush-hour noch nicht eingesetzt, der Feierabendverkehr würde erst in einer Stunde einsetzen. Dann war kein Durchkommen mehr möglich. So reichte die halbe Stunde knapp, den Strand zu erreichen.
    Sie kannte die Stadt gut genug, um ein paar Schleichwege benutzen zu können, die zwar einen Umweg darstellten, aber Zeit sparten. Schließlich erreichte sie das andere Ende der auf vierzehn Hügeln errichteten Stadt und fand - wie sollte es anders sein -keinen Parkplatz. So stellte sie den Wagen ins Halteverbot und legte die letzte Strecke zu Fuß zurück.
    Der Strand war von Sonnenhungrigen überfüllt. Wie sollte sie Sybil
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