Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0366 - Das Todeslied der Testpiloten

0366 - Das Todeslied der Testpiloten

Titel: 0366 - Das Todeslied der Testpiloten
Autoren: Das Todeslied der Testpiloten
Vom Netzwerk:
unbeweglich wie eine Statue. Zwischen den dünnen Lippen klebte eine Zigarette, die ungeraucht verqualmte. Er mußte schon eine ganze Weile so in dem großen Spielsaal des »Eldorado Gambling Clubs« gestanden haben. Die graue Asche an der Zigarette war so lang wie ein halber Finger.
    An den Tischen surrten die Roulettekugeln, Jetons wurden verschoben, dazwischen die Stimmen der Croupiers, leise, aber bestimmt.
    Plötzlich kam Bewegung in Talker. Die Asche fiel ab. Er sprang zu einem der Spieltische und setzte schnell ein paar Spielmarken. Dann huschte er zu dem zweiten hinüber, dessen Felder er ebenfalls bepflasterte. Danach nahm er wieder in der Mitte Aufstellung und verfiel in seine starre Haltung zurück. Ich stieß Phil an.
    Wir stellten uns dicht hinter dem Sergeanten in Uniform auf.
    »Guten Abend, Mr. Talker«, sagte ich. Wie eine unter hoher Spannung stehende Feder schnellte er herum. Die Gesichtsmuskeln zuckten nervös. »Guten Abend«, knurrte er unfreundlich.
    Er wollte wegspringen. An den Tischen ging das Spiel zu Ende.
    Ich trat vor ihn. »Haben Sie gewonnen, Mr. Talker?«
    »Nein, ich will setzen.«
    »Bleiben Sie bitte stehen.«
    »Was wollen Sie von mir?« brauste er auf. »Sie können mich doch nicht daran hindern, hier zu spielen.«
    »Natürlich nicht. Ich bin Cotton vom FBI. Das ist mein Kollege Decker.«
    Gleichzeitig präsentierte ich ihm meinen Dienstausweis.
    Er wurde blaß. Schweißperlen traten auf seine Stirn. Wie ein gehetztes Tier blickte er um sich. Er nahm die Zigarette aus dem Mund, warf sie auf den Boden und trat darauf. »Wir würden uns gerne mit Ihnen unterhalten«, sagte ich und deutete in eine Ecke, wo niemand saß. Außerdem gab das dort herrschende Halbdunkel etwas Deckung.
    »Na gut«, brummte er.
    »Es handelt sich um vier grüne Sprengladungen mit Verzögerungszünder, Mr. Talker.« Wenn er nicht bereits in einem Sessel gesessen hätte, ich glaube, er wäre jetzt umgefallen.
    Ein Mädchen mit roten Haaren und Mona-Lisa-Lächeln servierte uns Orangedrinks. Kostenlos. Sie gehörten zum Service des Clubs.
    Talker fingerte eine Zigarette aus der Packung.
    »Mit zwei von diesen Ladungen wurden in Muroc Attentate verübt, Talker.«
    »Was habe ich damit zu tun?« Er zog hastig an dem weißen Stäbchen.
    »Sie sind der verantwortliche Mann im Militärdepot, der die Sprengladungen zu betreuen hat.«
    »Woher wollen Sie wissen, daß die Ladungen aus dem Depot stammen?« wehrte er sich.
    »Nicht nur wir wissen es, Talker, sondern auch Ihr Chef, Colonel Stirling. Er hat die Bestände überprüft und das Fehlen der vier Sprengladungen festgestellt.«
    »Stirling?« Er rang nach Luft.
    »Ja.«
    »Was habe ich damit zu tun? Gar nichts.«
    »Doch, Talker. Es ist besser, wenn Sie uns die Wahrheit sagen. Was geschah mit den vier Sprengladungen? Wem haben Sie sie gegeben? Zwei Menschen wurden mit ihnen getötet.« Er warf eine Hand hoch. »Damit habe ich nichts zu tun. Ich habe niemanden getötet.«
    Ich merkte, er war dem Zusammenbruch nahe.
    »Und wenn ich nicht spreche?«
    »Dann werden Sie vorläufig festgenommen, Talker. Sie sind verdächtig, an den Attentaten auf dem Flugplatz Muroc beteiligt zu sein.«
    »Das ist Erpressung«, zischte er.
    »Nein, durchaus nicht. Nur ein ganz legaler Akt, den das Gesetz vorschreibt. Also?«
    »Ich habe mit den Attentaten nichts zu tun«, sagte er leise.
    Plötzlich wirkte er fester. So, als sei er bereit, mit dem Schluß zu machen, was ihn seit langem bedrückte.
    »Aber Sie haben die Sprengladungen aus dem Depot entwendet?«
    »Ja.«
    Ich blickte zu Phil hinüber. Endlich sahen wir eine Möglichkeit, die uns weiterbringen konnte.
    »Dann erzählen Sie uns alles.«
    »Gut, aber Sie werden sehen, daß ich mit den Anschlägen nichts zu tun habe. Meine Leidenschaft ist die weiße Kugel.« Er sah zu den Roulettetischen hinüber. »Ich war eines Tages hier und hatte alles verspielt. Da trat jemand auf mich zu. Er trug einen hellen Mantel mit Gürtel…«
    »Eine Sonnenbrille und einen Hut.« Er sah mich an. »Sie kennen ihn?«
    »Wußten Sie, wer er war?«
    »Ich habe ihn zuerst nicht wiedererkannt, da er ja so eingepackt war. Doch dann nannte er mir seinen Namen. Ich erinnerte mich. Bill Fort war früher Pilot in Muroc gewesen. Ich wußte von seinem Schicksal und verstand, warum er sein Gesicht so versteckte. Vor seinem Absturz waren Bill und ich gute Bekannte gewesen. Wir waren oft zusammen mit dem Bus oder in Bills Wagen nach Las Vegas gefahren. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher