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0363 - Der Teufel machte Überstunden

0363 - Der Teufel machte Überstunden

Titel: 0363 - Der Teufel machte Überstunden
Autoren: Der Teufel machte Überstunden
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an den Mann erinnern, der fast eine halbe Stunde hier im Haus herumschlenderte. Er ist etwa sechs Fuß groß, trug einen grauen Anzug mit dunklem Pullover und Schlapphut. Durchschnittstype.«
    »Von der Sorte gibt es etwa 12 Millionen an der Ostküste«, sagte ich.
    »Mehr ist nicht bekannt.« Der Sheriff zuckte hilflos die Schultern. »Nicht einmal die Banknoten sind registriert.«
    »Wurde der Wilcox auf Fingerabdrücke untersucht?«, fragte ich.
    »Sofort. Aber durch den Dreck war nichts mehr festzustellen.«
    Sheriff Reading zog mit den Zähnen einen Korken aus der Whiskyflasche, die er im Schreibtisch aufbewahrte. Er goss drei Gläser halb voll und schob uns die Drinks hin.
    Es war edelster Bourbon, der die Lebensgeister wieder auf Vordermann brachte.
    Ich winkte Phil mitzukommen. Wir überließen den wackeren Hüter der lokalen Ordnung wieder der Meute von Reportern, die den Gang belagerte.
    »Wohin?«, fragte Phil neugierig.
    »In den Keller. Dort liegt die Leiche des bei dem Überfall getöteten Bankdirektors«, brummte ich und ging voran.
    Ein Cop, der den Mund randvoll mit Kaugummi hatte, wachte vor einer verschlossenen Eisentür. Wir wiesen uns aus und gingen weiter.
    Ein Arzt im weißen Kittel und mit Gummihandschuhen zog gerade ein Tuch über eine Bahre.
    »Er war wohl sofort tot?«, fragte ich leise.
    Der Doc streifte bedächtig die Handschuhe ab. Ernst sah er uns an.
    »Ja«, sagte er dann. »Der Kopf ist total zerschmettert. Der arme Kerl muss direkt an der Wand gestanden haben, hinter der die Ladung hochging.«
    »Haben Sie ihn identifiziert?«, fragte Phil.
    »Ich kannte Lyman Deer seit Jahren«, bestätigte der Doc und kratzte sich das schlecht rasierte Kinn. »Wir haben manchmal zusammen gepokert, außerdem habe ich mein Konto bei seiner Bank.«
    »Sie haben ihn ganz sicher erkannt? Die Leiche wird doch sehr verstümmelt sein?«, meinte Phil.
    Er erntete vom Arzt einen verständnislosen Blick. Der Doc holte aus seinem Kittel eine Brieftasche heraus.
    »Hier, sie steckte in seiner Jackentasche. Alle Ausweise lauten auf Lyman Deer. Hier ist auch sein Foto«, erklärte er uns.
    Eine gut gelungene Amateuraufnahme zeigte einen stattlichen Endfünfziger, der mit strahlendem Lächeln zwei Flaschen Sekt in den Händen hielt.
    »Er war ein lebenslustiger Mann«, sagte der Doc betrübt. »Immer freundlich und zum Scherzen bereit. Schrecklich, dass er so enden musste.«
    »Können Sie das Bild entbehren?«, fragte ich.
    »Wenn Reading nichts dagegen hat, ja«, sagte er.
    Wir verabschiedeten uns und begaben uns zum Wagen zurück. Das Bild hatte ich in meiner Brieftasche verstaut.
    »Nimm den Jaguar und besuche Mr. High«, sagte ich plötzlich zu Phil. Dabei holte ich den Stofffetzen und die klebrige Masse hervor. »Er soll das Zeug genau untersuchen lassen und vor allem feststellen, woher der Lappen stammt.«
    Phil machte runde Augen, als er die Stoffart erkannte.
    »Wird gemacht«, sagte Phil nur.
    »Okay, heute Abend hier bei Reading«, rief ich ihm zu, als ich wieder ausgestiegen war.
    Wie eine Rakete schoss Phil mit dem Wagen davon.
    Mir war eine Idee gekommen, wie ich den Rest des Nachmittags besser verbringen konnte als in New York.
    Keiner der vier Gangster hatte an diesem Tag das Haus noch einmal verlassen. Sie beseitigten mit Schleifpapier und viel Wasser den grellen Anstrich des Lieferwagens.
    Flint holte zwei verbeulte Nummernschilder aus einer Ecke. Er wechselte sie gegen die anderen aus, dann vergrub er befriedigt die schmutzigen Hände in den Taschen seiner Jeans.
    »Wetten, die Mühle sieht so abgehalftert aus, dass kein Schrotthändler auch nur fünf Bucks dafür zahlt«, sagte er und steckte sich eine Zigarette an.
    »Unauffälliger sind höchstens noch die Mülltonnen in dieser Stadt«, grinste Ted.
    Sie hatten beschlossen, den Wagen ein paar Tage stehen zu lassen. Der Besitzer des Bungalows würde erst in zwei Monaten zurückkehren.
    Bis dahin hofften sie, mit ihrer Beute über alle Berge zu sein.
    Gegen sieben Uhr erschien Purvis mit der Spätausgabe des Standard. Neugierig sahen ihm die anderen drei entgegen.
    In zwei Zoll hohen Lettern stand ihr Überfall auf der ersten Seite.
    »Eineinhalb Millionen an Staatsgeldern bei Überfall erbeutet«, las Purvis grinsend vor. »Frechster Raub der letzten zehn Jahre. Bankdirektor bei Überfall getötet. FBI schaltet sich ein.«
    »Verdammt«, entfuhr es Flint.
    Unbeirrt las Purvis weiter. »Die Nummern der geraubten Banknoten sind der Polizei
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