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0363 - Der Teufel machte Überstunden

0363 - Der Teufel machte Überstunden

Titel: 0363 - Der Teufel machte Überstunden
Autoren: Der Teufel machte Überstunden
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rechten Arm, die Füße hatten keinen Halt mehr.
    Er war ausgepumpt.
    Das Brummen wurde stärker, der elektrische Triebwagen war jetzt zu sehen. Wie ein Urweltungeheuer sah Deer die Lokomotive unerbittlich schnell auf sich zukommen.
    Er schwang sich ein Stück nach oben und griff mit der Linken wieder zu.
    Wir hörten einen tierischen Schrei, dann sahen wir den Körper des Verbrechers wie einen Stein abstürzen.
    Entsetzt wandten wir einen Augenblick unsere Gesichter ab.
    Lyman Deer musste auf der Stelle tot gewesen sein. Verkrümmt und mit verzerrtem Gesicht lag er da.
    Der Zug rollte, als ob nichts geschehen sei, in den unterirdischen Bahnsteig ein. Niemand hatte etwas von dem Unfall gemerkt.
    Wir konnten nur noch das Unfallkommando verständigen. Sie fanden Lyman Deer neben den Gleisen liegen.
    Die Leiche wurde in das Gerichtsinstitut gebracht.
    ***
    Sheriff Reading, Phil, Bob Amity und ich saßen im Vorzimmer der Mordkommission von Poughkeepsie. Wir hatten unsere Aussage zu protokollieren.
    Reading hatte die Überraschung immer noch nicht verdaut.
    »Wie, zum Teufel, kamen Sie bloß auf Lyman Deer?«, fragte er mich endlich.
    »Die Idee lag am nächsten«, erläuterte ich ihm. »Er wusste, wann so viel Geld in der Bank lag. Mein Verdacht wurde zur Gewissheit, als wir die Bude des verschwundenen Hancock durchsuchten. Erstens sah es nicht so aus, als habe Hancock nur seine Sachen gepackt. Vielmehr musste jemand etwas bei ihm gesucht haben, und das in großer Eile. Der Wandtresor war aufgebrochen, wenn auch sehr geschickt.«
    »Ja, aber wo ist dann Hancock?«, fragte der Sheriff verblüfft.
    »Tot«, sagte ich ernst, »ihn fanden wir unter den Trümmern der Bank nach dem Überfall. Die Brieftasche mit den Ausweisen des Bankdirektors Lyman Deer hatte dieser ihm selbst zugesteckt, wahrscheinlich kurz vor dem Anschlag.«
    »Lyman Deer wusste ja genau, wann der Coup starten sollte. Er brauchte bloß Hancock zur bestimmten Zeit neben dem Haupttresor aufstellen und ihm die Papiere geben«, ergänzte Phil.
    »Ja, aher warum denn? Was hatte er gegen Roy Hancock?«
    »Erpressung«, sagte ich. »Lyman Deer hatte Unterschlagungen gemacht, und Roy Hancock hatte sie entdeckt. Anstatt das zu melden, hat er Deer erpresst. Dieser wollte mit dem Überfall auf seine eigene Bank dreierlei erreichen. Erstens den verhassten Erpresser beseitigen, was ihm auch gelungen ist. Zum zweiten zu Geld kommen und drittens die Bücher der Bank vernichten, damit seine Veruntreuungen nicht aufkommen. Die beiden letzten Punkte sind ihm gänzlich missglückt.«
    »Und woher wissen Sie davon?«, staunte Reading. Mechanisch drehte er eine Virginia zwischen seinen klobigen Händen.
    »Ich sprach mit dem Mann von der Zentrale aus Poughkeepsie«, sagte ich. »Wir überflogen die letzten Bücher und entdeckten ein paar Unstimmigkeiten. Wie hoch die Verfehlungen waren, muss erst noch festgestellt werden.«
    »Wenn die vier Gangster nicht den Ehrgeiz besessen hätten, uns beseitigen zu wollen, könnten sie heute über der Grenze sein und wir hätten die ganze Arbeit noch vor uns«, sagte Phil.
    »Woher kannten Sie das Versteck im Bahnhof?«, fragte Reading begierig.
    »Es ist der ständige Aufenthaltsraum der Farmers Bank für die Geldboten, wenn sie etwas zum Zug bringen oder abholen müssen. Lyman Deer benutzte den Raum ebenfalls, wenn er Geldsendungen zur Bahn brachte. Darum kam ich auf die Idee, dort nachzusehen.«
    »Wozu dann die kleinen Sender im Koffer?«
    »Für den Fall, dass Lyman Deer eingefallen wäre, woanders hin zu verreisen«, sagte Phil sanft und geduldig wie eine schnurrende Katze.
    »Man wird ja noch mal fragen dürfen«, grinste Sheriff Reading zurück. Behaglich steckte er seine Virginia in Brand.
    »Jedenfalls dürfen Sie die Story Ihrer Lokalpresse selbst erzählen«, sagte ich zu ihm. »Schließlich haben Sie Purvis ganz allein festgenommen.«
    »Nachdem Sie ihn wie einen Rollschinken zusammengedreht hatten«, grinste Reading. »No; ihr cleveren G-men, ich will nicht mit euren Taten Ruhm ernten. Ihr habt die Hauptarbeit geleistet und euren Kopf hingehalten. Da wird kein Zeitungsbericht etwas ändern können. Und wenn ich die nächste Wahl verliere.«
    Das war das stärkste Kompliment, das Sheriff Reading uns machen konnte.
    ENDE
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