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036 - Die Hand des Würgers

036 - Die Hand des Würgers

Titel: 036 - Die Hand des Würgers
Autoren: Maurice Limat
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überhaupt ein Verbrechen ist. Eher ein Selbstmord. Der unglückliche Pascal ist jetzt völlig unzurechnungsfähig, und es ist weiter nicht schwierig, zu sagen, daß er Madame Vaison auf deren Verlangen hin erwürgt hat. Sie hatte Angst vor mir, vor meinem Dazwischentreten, und da zog sie den Tod vor.“
    Monsieur Feras seufzte, aber der Richter forderte ihn auf, in seinem Bericht fortzufahren.
    „Jetzt wissen wir, daß die junge, schöne Madame Vaison vom Tod ihres Mannes ungeheuer erschüttert war. Im Orient hat sie eine Weile versucht, ihren Kummer mit Rauschgiften zu betäuben, und die haben sie völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Ihre Schwiegermutter, eine außergewöhnlich vernünftige Frau, hat aus der Erinnerung an ihren Sohn heraus versucht, sie zu retten und sie deshalb nach Frankreich gebracht. Aber das Übel war schon geschehen.
    Als sie kam, erschien ihr Benehmen recht normal. Aber da war Renaud.
    Ich weiß, man hat ihn freigelassen. Oh, ich wußte von jeher, daß er kein Verbrechen begangen hat. Aber ich suchte nach Beweisen dafür. Jawohl, Herr Richter, ich habe mich sehr darum bemüht, aber niemand hat mir geglaubt. Für die Justiz war Renaud der Mörder. Ich mußte beweisen, daß er es gar nicht sein konnte, daß er nie daran dachte, ein Verbrechen zu begehen. Und dazu mußte ich das wahre Monster in den Mittelpunkt gewisser Ereignisse stoßen.
    Das habe ich getan.
    Ich habe aber niemals damit gerechnet, daß sich so tragische Ereignisse daraus entwickeln könnten.
    Renaud, dieser Dorfgockel, gewann Corinnes Gunst. Nun, Sie wissen ja, daß er seine Freundinnen und Geliebten oft wechselt. Vielleicht hat er sich in einem lichten Moment auch gesagt, daß er ja nichts sei als ein Bauernjunge, den sie bald satt habe. Er gehört aber zu denen, die gerne ein wenig mit Frauen spielen, sie ein bißchen leiden lassen, um selbst nicht an ihnen leiden zu müssen, denn das wäre ja zu schrecklich und entwürdigend.
    Nun, und eines Tages fielen Renauds Augen auf Loulou, eine hübsche Blume, die an seinem Weg blühte. Es ist die übliche Geschichte – die Eifersucht der sitzengelassenen Frau. Alle Dämonen, die in Corinnes rauschgiftverseuchter Seele schlafen, werden geweckt.
    Sie hat Loulou getötet. Ich muß hier erwähnen, obwohl es aus den Erhebungen bereits bekannt ist, daß Madame Vaison im Orient gewisse Judopraktiken gelernt hat, das heißt zum Beispiel, wie man sich einer Hand bedienen kann, um zu töten.
    Loulou war also tot. Ich glaube, Corinne hat uns ab und zu belauscht, und daher wußte sie, daß ich ihr gefährlich werden konnte. Ich habe nämlich versprochen, den wahren Mörder zu finden und zu entlarven. Sie hat mit der Hellsichtigkeit der Geistesgestörten die ihrer Ansicht nach richtigen Schlüsse gezogen. Und sie hat auch, glaube ich, an jenem Abend gelauscht, als ich Renaud und Pascal zu mir holte und mir Pascal das Geständnis seiner schrecklichen Wünsche machte.
    Als ich dann Pascal angekettet hatte, um ihn von seiner Besessenheit zu heilen, versuchte sie etwas anderes. Sie kam in der Nacht, als Renaud bei Pascal wachte, zu Renaud, um ihn zurückzugewinnen. Nun, sie ist tot, und man kann jetzt über alles sprechen.
    Er wollte nicht. Vielleicht hatte er seit Loulous Tod eine bestimmte oder auch unerklärliche Angst vor ihr, auch wenn er sie vermutlich anfangs nicht verdächtigte. Und als er ihren Wünschen nicht nachkam, da kehrte sie wenig später zurück, um sich an ihrem ungetreuen Geliebten zu rächen und ihn zu ermorden. Es war dann Pascals Hund, der dies vereitelte, weil er hinaufrannte, sehr laut bellte, sie verjagte und Renaud damit das Leben rettete. Der Hund hat ihr nichts weiter getan, weil er sie ja gut kannte.
    Renaud hat sicher seinen Angreifer erkannt. Aber dieser Bursche hat eine ehrliche Seele und einen Sinn für Ehre, dem alle Achtung gebührt. Er hat sie deshalb nicht verraten, weil sie seine Geliebte gewesen war.
    Er wehrte sich nicht gegen seine Verhaftung und hat nichts gesagt. Ich glaube, er hat darauf gehofft, daß sich die Wahrheit schon noch herausstellen würde. Und er hat mir vertraut.“
    „Genau das, Monsieur Feras. Das sind seine eigenen Worte. Er wünschte, daß der Mörder demaskiert werde, aber er hat auch gesagt, er wolle nicht den Angeber spielen und petzen.“
    „Tapferer Bursche, dieser Renaud. Inzwischen spürte Corinne, wie sich die Falle um sie zu schließen begann. Deshalb hat sie dann ihr Spiel mit Pascal begonnen. Erstens bestärkte sie ihn
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