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036 - Die Hand des Würgers

036 - Die Hand des Würgers

Titel: 036 - Die Hand des Würgers
Autoren: Maurice Limat
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darf.
    Monsieur Feras schiebt lächelnd den Schlüssel in das Schloß.
    „Ich gehe davon aus, meine liebe Corinne, daß Ihre Neugier befriedigt werden sollte. Kommen Sie doch näher! Du auch, Pascal. Wenn du schon in mein Haus gekommen bist, um dieses Ding hier zu holen, sehe ich keinen Grund, weshalb man dich nicht auf dem laufenden halten sollte.“
    Ich wage nicht, mich zu rühren, sondern strecke nur den Hals. Corinne steht unmittelbar daneben. Monsieur Feras schiebt das Kästchen in den Lichtstrahl der Taschenlampe, dreht den Schlüssel im Schloß und hebt mit der anderen Hand den Deckel auf.
    „Manchmal ist allzuviel Neugier ungesund, nicht wahr? Man will immer alles wissen, aber in dem Augenblick, wo die Wahrheit sich entschleiert, bekommt man Angst, weicht zurück. Sie wollen doch auch zurückweichen, Corinne, nicht wahr? Und auch du, Pascal.“
    Dieser Mann ist ein Teufel. Ja, ich habe Angst, und jetzt will ich es gar nicht mehr wissen. Corinne geht es offensichtlich genauso wie mir.
    Zu spät! Monsieur Feras hat den Deckel schon aufgehoben. Jetzt greift er nach der Taschenlampe und richtet den Strahl auf das Innere des Kästchens.
    Entsetzt weichen wir zurück, Corinne und ich. Ich weiß nicht, was dieses Ding für sie ist, aber für mich ist es eine Ungeheuerlichkeit, die ich seit dem Beginn dieser Abenteuer so fürchte wie sonst nichts auf der Welt.
    Am Boden des Kästchens ruht auf einem Samtkissen eine abgeschnittene, noch blutige Hand, eine Männerhand.
    Meine Hand.
     

     

Wie gelähmt stehen wir da, Corinne und ich. Dann kommt mir allmählich die fürchterliche, die phantastische, die grauenhafte Wahrheit zu Bewußtsein. Auch Corinne ist völlig verstört.
    Das Ungeheuerliche ist also da und liegt auf einem Samtkissen, dieses Monster, der Vampir, der Verbrecher.
    Aber Monsieur Feras läßt uns keine Zeit, uns wieder zu fassen.
    „Die Hand hat getötet“, sagt er ruhig. „Bis jetzt weiß man nur, daß es sich um eine rechte Hand handelt, also die, welche Pascal abgeschnitten wurde. Glauben Sie nicht, Corinne, daß es gut ist, wenn man dieser Hand, die da tötet, Gummihandschuhe überzieht? Besonders solche, die ein wenig zu klein sind, so daß also die Fingerabdrücke verwischt werden?
    Allerdings verstehe ich einiges nicht.
    Es ist wahr, daß an Loulous Leiche keine Abdrücke gefunden wurden, die etwas anderes aussagen konnten als das, daß es um eine rechte Hand ging, welche das Mädchen gewürgt hat.“
    Trotz der Dunkelheit sehe ich, wie Corinne blaß wird. Ich spüre auch, wie sie zittert. Ich kann nicht genau sagen, was ich fühle, aber das weiß ich, daß ich auch keinen schönen Anblick biete. Diese entsetzlichen letzten Worte dieses schrecklichen, unbarmherzigen Monsieur Feras haben Corinne in eine ungeheure Gemütsbewegung gestürzt.
    Sie schweigt noch immer, und sie scheint keiner Reaktion fähig zu sein. Sie ist irgendwie fasziniert, weil die Worte für sie einen Sinn haben, der mehr ist als abscheulich, als schauerlich.
    „Pascal!“ sagt Monsieur Feras. „Pascal, deine Hand lebt. Sie ist abgetrennt von deinem Körper, aber sie lebt. Sie tötet noch immer. Es genügt, daß ein anderer Wille als der deine sie zum Handeln zwingt.“
    Mir bleibt keine Zeit, Fragen zu stellen und die Worte umzudrehen und nach ihrem Sinn zu suchen, denn sie stürzen mich in einen Abgrund tiefster Finsternis.
    Plötzlich erwacht Corinne aus ihrer Angstbetäubung.
    „Pascal! Rette mich!“ schreit sie. „Rette mich! Siehst du denn nicht, daß dieser Mann ein Teufel ist? Daß er uns töten wird? DASS ER UNS ZWINGEN WIRD, MIT DIESER HAND ZU TÖTEN, Pascal! Hilfe! Hilfe, Pascal!“
    Monsieur Feras lacht ein wenig trocken, und dieses Lachen kenne ich sehr gut. Corinne drängt sich an mich und umklammert mich.
    „Rette mich vor ihm, Pascal!“ fleht sie mich an. „Und dich mußt du auch retten!“
    „Es ist viel zu spät“, sagt Monsieur Feras. „Herunter mit den Masken! Die Würfel sind gefallen.“
    Er ergreift das Kästchen und hält uns das schauerliche, blutige Ding entgegen.
    Corinne stößt mich, und nun muß ich handeln. Mit meiner linken Hand, der einzigen, die ich noch habe, greife ich danach. Es gibt ein kleines, schnarrendes Geräusch. Corinne und ich werfen uns instinktiv zur Seite, um der Hand zu entrinnen, die aus dem Kästchen herausgeschossen ist. Corinne klammert sich an mich, und ich fühle ihren zarten, zitternden Körper an dem meinen.
    „Pascal, wir müssen fliehen! Wir sind
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