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036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch

036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch

Titel: 036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch
Autoren: Larry Brent
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Pfosten.
    Die Wolke schwamm lautlos an der Mondscheibe vorbei, gab wieder
einen Teil von ihr frei, und bei dem fahlen Licht löste sich die Gestalt aus
dem Dunkel.
    Langsam kam das rätselhafte Wesen auf Rydaal zu.
    Erik fragte sich, ob er wachte oder träumte. Unter normalen
Umständen hätte er das alles für einen Scherz gehalten. Aber die tote Siw und
das verschreckte Pferd waren Beweis genug dafür, daß dies hier blutiger Ernst
war.
    Er spürte den Geruch, den dieses wie ein Mensch aufrecht gehende
Wesen ausströmte. Raubtiergeruch. Wolfsgeruch.
    Die langen Krallen tauchten vor seinem Gesicht auf, ehe er sich
aus seiner Erstarrung losriß. Erik wurde nicht mehr zum Angreifer, sondern zum
Verteidiger.
    Als die scharfen Krallen über seinen Körper rissen und sein Hemd
zerfetzten, vermochte er plötzlich wieder logisch zu denken und begriff, daß es
auch für ihn um Leben und Tod ging und daß er mit seinen Kräften kaum etwas
gegen diesen schnellen und gewandten Gegner ausrichten konnte.
    Erik warf sich nach vom, aber der Körper des anderen stand wie
eine Mauer. Die Pranken schlugen zu. Erik Rydaal hörte das Röcheln aus der
Kehle und sah, während er sich aus der tödlichen Umschlingung der behaarten
Pranken zu lösen versuchte, die blitzenden, bernsteinfarbenen Augen.
    Mordlust glitzerte in diesen Pupillen!
    Rydaal keuchte. Er war ein Nichts gegen diesen Wolf, der ihn um
Haupteslänge überragte und dessen gefährlich gefletschtes Gebiß sich seinem
Gesicht näherte.
    Die Todesangst mobilisierte alle Kraftreserven in dem Schweden. Er
riß die Linke mit dem Holzscheit hoch und schlug einfach zu, wohin, wußte er
nicht.
    Bruchteile von Sekunden später lösten sich die Klauen von seinen
Schultern. Rydaal nutzte das kurze Überraschungsmoment, um beide Hände
einzusetzen. Er stieß seinen Widersacher zurück, hatte Luft, taumelte und fiel
mit dem Rücken gegen die niedrige Brüstung der Terrasse.
    Doch ihm stand nicht allzuviel Zeit zur Verfügung, um lange auf
Verletzungen und Schmerzen zu achten.
    Erik Rydaal stieß sich ab und begann zu laufen.
    Er rannte in die gleiche Richtung, die Dala vorhin genommen hatte.
Er taumelte mehr als er ging, und in den ersten Minuten seiner Flucht wagte er
es nicht, sich umzudrehen.
    Er mußte auf dem schnellsten Weg in die dichter bewachsenen Regionen
kommen. Büsche und Bäume waren jetzt seine besten Verbündeten. Und die Nacht.
Aber es hätte stärker bewölkt sein müssen. Nur hin und wieder schob sich ein
Wolkenfetzen vor den Mond und verbarg ihn Sekunden- oder minutenlang. Dann fiel
das fahle Licht wieder vom Himmel herab und zeigte dem Verfolger, wo Erik sich
befand.
    Ich muß die Dunkelzonen besser nutzen, schoß es durch den Kopf des
Schweden. Dann verliert er mich. Wenn es mir gelingt, in einem solchen
Augenblick unterzutauchen und mich zu verstecken, dann ist das der Anfang
meiner Rettung.
    Aber er konnte nicht nur auf die Dunkelheit und das Versteck
hoffen, denn es war kein Mensch, der hinter ihm herlief, sondern ein wildes,
mordlüsternes Raubtier, das irgendein seltsames Schicksal hierher verschlagen
hatte.
    Es gab grundsätzlich keine Wölfe in dieser Gegend! Aber da war
noch etwas an diesem seltsamen Tier, das ihm zu denken gab.
    Am Gesichtsausdruck dieses unheimlichen Geschöpfes, das nicht nur
wolfsähnlich war, stimmte etwas nicht. Menschliche Züge mischten sich hinein.
    Erik Rydaal stolperte über einen Baumstumpf und schlug der Länge
nach hin.
    Vor seinen Augen begann es zu kreisen. Die Bäume schienen über ihm
einzustürzen, und heftige Schmerzen peinigten seinen geschwächten Körper
zusätzlich.
    Der Wille riß ihn wieder hoch. Er überwand den Schwächeanfall und wußte
nicht, ob er zehn Sekunden oder eine ganze Minute auf dem Boden gelegen hatte.
Mechanisch taumelte er weiter. Wie Bleigewichte hingen die Arme an seinen
Seiten herab. Als er sich über das Gesicht fuhr, zog er einen langen, blutigen
Streifen darüber hinweg. Es war ihm noch nicht bewußt geworden, daß beim
Zweikampf mit diesem seltsamen Unhold seine Hände völlig aufgerissen worden
waren.
    Rydaal hielt sich weiter nach rechts, in der Nähe des Sees.
    Bis zum Gutshof seines Onkels schaffte er es nicht. Der lag gut
zehn Kilometer entfernt. Zu seinem Unglück war er hier in einer Gegend, in der
es hauptsächlich einzeln stehende Sommerhäuser gab. Weiter südlich standen
ganze Feriendörfer, und dort hätte er die Chance gehabt, auf jemanden zu
stoßen. Hier am See lagen die
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