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036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch

036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch

Titel: 036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch
Autoren: Larry Brent
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versehen und mitten auf
die Tür geklebt hatte.
    Der Mann betätigte die Klingel und wartete.
    Dalquist mußte zu Hause sein. Schließlich war er krank. Vorgestern
hatte er plötzlich über starke Kopfschmerzen und Übelkeit geklagt. Und seine
Fuhre hatte er ihm überlassen - Björn Täle. Täle wollte nun nachsehen, wie es
Dalquist ging. Vielleicht fühlte er sich besser und war in der Lage, heute
Täles Fahrt zu übernehmen. Wenn sich Dalquist einigermaßen fühlte, dann würde
er sicher nicht absagen. Dirk war hilfsbereit, und die beiden jungen Männer,
die sich in dem privaten Busunternehmen kennengelernt hatten, für das sie tätig
waren, verstanden sich gut.
    In der Wohnung rührte sich nichts.
    Täle klingelte mehrere Male. Vergebens. Bevor er
unverrichteterdinge wieder abzog, klopfte er noch einmal kräftig an die Tür.
Doch auch das führte zu keinem Erfolg. Entweder war Dalquist nicht zu Hause,
oder er schlief wie ein Bär.
    Mit nachdenklichem Gesicht stieg Täle die Stufen nach unten. Als
er an der Parterrewohnung vorbeikam, sah er gerade noch, wie jemand verstohlen
den schmalen Türspalt zudrücken wollte.
    Täle grinste. »Einen Augenblick, bitte.«
    Die junge Frau, die vorhin das Kind wegen des zerbrochenen
Geschirrs angeschrien hatte, wollte noch schnell die Tür ins Schloß drücken.
Aber sie schaffte es nicht mehr. Täle reagierte schneller.
    »Ich bin weder ein Kidnapper noch ein Vertreter, schöne Frau«,
sagte er fröhlich. »Vielleicht könnten Sie mir eine Auskunft geben, wenn Sie
mir schon nachspionieren.«
    »Ich habe Ihnen nicht nachspioniert«, klang es kleinlaut zurück.
Die Sprecherin öffnete zögernd ein wenig die Tür und musterte den fremden Mann.
    »Mein Name ist Täle. Ich bin ein Freund von Herrn Dalquist. Da Sie
ziemlich genau zu wissen scheinen, wer in diesem Haus ein und aus geht, ist
Ihnen auch sicher nicht entgangen, ob Herr Dalquist die Treppe herunterkam oder
nicht.«
    »Nein, er ist nicht heruntergekommen.« Sie schüttelte eifrig den
Kopf.
    Die Frau war etwa dreißig und die personifizierte Neugierde. Sie
hatte ein keckes Gesicht mit einer spitzen Nase. Ihre Augen waren ständig in
Bewegung. Wenn sie sprach, dann geschah dies laut und mit heller Stimme. Sie
bemühte sich nicht, leiser zu sprechen. Wahrscheinlich konnte sie das nicht
einmal. Sie mußte den ganzen Tag über mit Kindern Zusammensein, so daß ihre
Stimme ständig überreizt war.
    »Ich bin schließlich nicht neugierig«, fuhr sie fort. »Aber wenn
ein Fremder ins Haus kommt, da muß man schon vorsichtig sein. Gerade
heutzutage, wo so vieles passiert. Schließlich bin ich bis zur Mittagszeit ganz
allein in diesem Mietshaus. Alle anderen gehen arbeiten, außer der alten Frau
Vägonen. Die wohnt in der dritten Etage. Aber die Vägonen hört sowieso nicht,
was um sie herum passiert. Sie ist taubstumm.«
    Die Frau musterte den Mann, der vor ihr stand. Er war gut
einsneunzig groß, hatte breite Schultern und dunkelblonde Haare sowie ein
scharfgeschnittenes, etwas kantiges Gesicht, auf dem der Schatten eines starken
Bartwuchses zu erkennen war. Die Unterarme waren ebenfalls stark behaart, und
der Haarwuchs setzte sich etwas abgeschwächt bis auf die Handrücken fort, so
daß seine Hände ein wenig denen eines Affen ähnelten.
    »Ja, da haben Sie schon recht«, bestätigte Täle ihr. Seine dunkle
Stimme riß sie aus dem Nachdenken, in das sie verfallen war. Sie war eine gute
Beobachterin. Das kam von ihrem Umgang mit vielen Menschen. Sie kannte fast die
ganze Nachbarschaft.
    »Als ich Sie kommen sah, wurde ich eben neugierig. Wer sollte zu
dieser Zeit schon in dieses Haus kommen? Es ist ja niemand da. Außer der alten
Vägonen und mir.«
    »Und Dalquist«, fügte Täle hinzu.
    »Ich habe ihn gestern Nachmittag zum letztenmal gesehen«, sagte
die Frau. Ihre laute Stimme hallte durch das ganze Haus. »Er kann die Wohnung
eigentlich nicht verlassen haben.«
    Täle zuckte die Achseln. Er verstand das nicht. »Dalquist muß an
Ihrer Wohnungstür vorüberkommen, wenn er das Haus verläßt, nicht wahr?«
    Die Frage war dumm von ihm gestellt. Natürlich mußte Dalquist das!
Anders ging es ja nicht. Es war auch kaum anzunehmen, daß er den Hinterausgang
benutzte. Welchen Grund sollte er dafür haben?
    »Ist ein Arzt ins Haus gekommen?« wollte Täle wissen.
    »Ja. Zu Frau Vägonen.«
    »Ob er auch bei Dalquist war?«
    Die neugierige Frau zuckte die Achseln. »Das kann ich nicht genau
sagen. Schließlich kann ich nicht bis ins
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