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036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch

036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch

Titel: 036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch
Autoren: Larry Brent
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etwas anderes - der Geruch von Blut. Süß und stark. Das Bild,
das sich seinen Augen bot, war grauenhaft.
    Der übel zugerichtete Körper der Geliebten lag vor seinen Füßen,
und ein fahler Mondstrahl wanderte über das verzerrte, aufgerissene Gesicht Siw
Malströms.
    Für zwei Minuten setzte sein Denken und Fühlen aus. Erik wurde zur
Statue. Es wurde ihm nicht bewußt, daß er sich über den leblosen Körper beugte,
daß seine Finger in die klebrigen Blutlachen neben den starren Fingern griffen
und daß er zitternd über Siws Stirn fuhr.
    »Siw?« flüsterte er, und es kam ihm alles vor wie ein böser
Alptraum. »Siw, liebe ... liebe Siw ...«
    Ein unbemerkter Beobachter hätte den Eindruck gehabt, daß Erik
Rydaal den Verstand verlor. Seine Wangenmuskeln zuckten, sein Gesicht hatte
eine ungesunde, wächserne Farbe angenommen, und seine Augen fieberten wie in
einem unwirklichen Licht.
    Dann sprang er auf, verließ wie von Sinnen das Zimmer, stieß mit
der Schulter an den Türpfosten und riß sich an einem nicht richtig eingeschlagenen
Nagel das Hemd auf. Er achtete nicht darauf, sondern taumelte weiter, durch den
finsteren Korridor, und stürzte zum Eingang. Im gleichen Augenblick hörte er
das erschrockene Wiehern des Pferdes. Dala gebärdete sich wie toll, stampfte
mit den Hufen und riß und zerrte an dem Lederband, mit dem Erik das Tier an die
kleine Birke gebunden hatte.
    Ein Zweig brach ab. Es krachte und knirschte.
    Der Gaul wieherte wie von Sinnen.
    Erik Rydaal riß die Tür auf und stand auf der Schwelle zum
Eingang.
    Eine kleine Wolke schob sich im gleichen Augenblick vor die volle
Mondscheibe und verdunkelte die Lichtung, so daß Rydaal das unerklärliche
Geschehen nur noch als Schattenriß mitbekam.
    Dala war es gelungen, sich von der Birke loszureißen. Der Fuchs
galoppierte davon, als säße ihm der Teufel im Nacken. Er durchbrach die Büsche
und Sträucher und verschwand in der Nacht, überhaupt nicht auf Erik Rydaals
lautes Rufen reagierend.
    »Dala! Daaalaaa!« Der junge Schwede starrte in die Richtung, in
der das Pferd verschwunden war.
    Mit einer fahrigen Bewegung strich Rydaal sich über die
schweißnasse Stirn.
    Das Wiehern des Pferdes wollte ihm nicht aus dem Sinn gehen. Angst
hatte mitgeklungen - die Angst des Individuums vor einem Feind.
    Was hatte Dala gesehen oder gewittert, das Erik nicht wahrnehmen
konnte?
    Rydaal schluckte. Siw war überrascht worden, möglicherweise durch
den gleichen Feind. Ein wildes Tier? Aber was für wilde Tiere gab es hier?
    Er erinnerte sich daran, daß bis vor drei Tagen ein amerikanischer
Zirkus in Falun gastiert hatte.
    War da etwas passiert? Etwa ein Tiger, ein Löwe, ein Bär oder ein
Wolf entlaufen? Er hatte nichts davon in den Zeitungen gelesen, und weder im
Rundfunk noch im Fernsehen war etwas darüber zu hören gewesen.
    Als würde eine unsichtbare Hand ihn nach vom schieben, ging er
Schritt für Schritt die Stufen hinunter, passierte die schmale Terrasse und
klammerte sich mit der Rechten an einen Pfosten. Erik starrte in die Nacht.
Sein Herz schlug wie rasend. Er wußte die tote Siw Malström hinter sich, und er
hatte gesehen, wie sich Dala gebärdete. Diese Nacht wurde zum Alptraum und
forderte seinen Verstand bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit.
    Sein Blick ging in die Runde. Er wagte nicht, sich vollends vom
Haus zu lösen. Die Wand hinter ihm war ein Schutz. Drei Seiten mußte er ständig
überblicken und darauf achten, daß der rätselhafte Gegner nicht auch ihn überraschte.
    Erik Rydaal konnte sich der Angst, die ihn erfüllte, nicht
erwehren. Er sah den Unheimlichen nicht, spürte jedoch, daß er da war.
    Der Schwede wurde sich seiner bloßen Hände bewußt, bückte sich
blitzschnell und griff nach einem am Boden liegenden Holzscheit. Das war nicht
viel, aber wenigstens etwas.
    Siw ging es immer wieder durch sein Bewußtsein, und er brachte es
nicht fertig, seine Gedanken von dem Bild im Innern des Hauses zu lösen.
    Sie war einem Ungeheuer in die Hände gefallen. Ein Mensch konnte
das nicht gewesen sein. Niemals! Diese verstümmelte, zerrissene Leiche war das
Werk eines ...
    Ruckartig warf Rydaal seinen Kopf herum.
    Ein Baum vor ihm in der Dunkelheit war lebendig geworden. Ein Teil
seines kräftigen Stammes schien sich von ihm zu lösen; es war eine auf zwei
Beinen gehende Gestalt, die nur fünf Schritt von ihm entfernt war.
    Alles an Rydaal spannte sich. Unwillkürlich umklammerte er das
Holz fester und löste seine Rechte von dem
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