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0359 - Meine Henkersmahlzeit

0359 - Meine Henkersmahlzeit

Titel: 0359 - Meine Henkersmahlzeit
Autoren: Jason Dark
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auch im Magen und blieb erst einmal still liegen, denn eine unkontrollierte oder zu heftige Bewegung konnte bei mir alles durcheinanderbringen.
    Ganz ruhig auf dem Rücken liegen, tief durchatmen. Wenn es möglich war, durch die Nase und nicht an Bier, Whisky oder Cham pagner denken. Vielleicht an einen sauren Hering, an Kopfschmerztabletten oder an die, die sich ebenfalls miserabel fühlten.
    Wie mein Freund Bill.
    Als ich an ihn dachte, konnte ich schon wieder grinsen. Er hatte sich auch einen gegönnt, der nicht von schlechten Eltern war und hatte zudem mit mir immer Bruderschaft trinken wollen und von der Frau erzählt, bei der wir als Studenten mal gewohnt hatten und die uns so gern mit einem Messer massakriert hätte. [2]
    In der Nacht war uns der Name nicht eingefallen. Jetzt erinnerte ich mich plötzlich wieder.
    Gilda Osborne hatte sie geheißen. Dieses verdammte Biest, aber wir hatten damals überlebt, und darauf stießen wir dann mehrere Male an.
    Ich bewegte meinen linken Arm. Im Schlafzimmer steht ein Doppelbett. Zumeist ist die zweite Hälfte davon leer. Nicht weil ich für weibliche Wesen einfach nichts übrig gehabt hätte, nein, ich kam einfach nicht dazu, denn gewisse Dämonen nehmen auf menschliche Bedürfnisse überhaupt keine Rücksicht.
    Meine linke Hand fand Widerstand.
    Nicht ein Kissen oder ein Oberbett, wie es normal gewesen wäre, nein, ich fühlte unter meinen tastenden Fingerspitzen die nackte Haut.
    Wie das?
    »Na, du großer Sünder, wieder wach?«
    Fast wäre ich aus dem Bett gesprungen, so sehr hatte mich die Stimme erschreckt. Da lag tatsächlich jemand. Der Hautkontakt war keine Einbildung gewesen.
    Zudem hatte ich eine weibliche Stimme gehört.
    »Bin ich im Himmel?« fragte ich.
    »Nein. Höchstens bei der Säufersonne.«
    »Wer ist das denn schon wieder?«
    »Der Mond.«
    Ich verzog den Mund. Wer hatte denn nur die Nerven, mich am frühen Morgen schon auf den Arm zu nehmen? Das wollte ich genauer wissen und drehte, ohne meine eigentliche Lage zu verändern, den Kopf nach links.
    Die andere Person tat das gleiche, nur eben in die umgekehrte Richtung, und so kam es, daß wir uns anschauten.
    »Guten Morgen, Geister Jäger«, sagte Glenda. Dabei zog sie rasch die Decke hoch, weil sie so gut wie nackt war, was mir wirklich nicht unangenehm war.
    »Morgen…« Es war kaum mehr als ein Krächzen. Ich hatte das Gefühl, die Kehle wäre mit Sandpapier ausgestopft worden.
    »Wie geht es dir, mein Lieber?«
    Gütiger Himmel! So eine Frage war zu diesem Zeitpunkt schon pervers.
    »Wie es mir geht!?«
    »Ja.« Glenda lächelte mich an. Wie herrlich munter sie war. Wie klar die dunklen Augen blickten, als hätte sie überhaupt nicht gefeiert.
    Richtig schlimm fand ich das.
    »Ich kann nicht mehr«, sagte ich.
    Glenda lachte perlend. Das schmerzte in meinen Ohren. Ich war froh, als es verklang. »Draußen ist es bereits hell. Wir haben einen herrlichen frostklaren Morgen, und du liegst hier, spielst den Todkranken…«
    »Moment, den spiele ich nicht. Ich bin todkrank.«
    Glenda richtete sich auf. Dabei bewegte sich meine Matratze mit, und ich spürte die Stöße im Kopf. »Das werde ich ändern!« erklärte sie mit forscher Stimme.
    »Nicht soviel Dickes«, erwiderte ich lahm. »Es gibt gar nichts daran zu ändern.«
    »Und wie.« Glenda freute sich diebisch. Sie richtete sich noch weiter auf, drehte sich und schleuderte die Bettdecke zurück, so daß ich ihren Rücken bewundern konnte. Einen Lidschlag später sah ich sie so, wie Gott sie erschaffen hatte, als sie aufgestanden war. Nur drehte sie sich nicht um, selbst das war mir egal. Sie hatte bei mir einen alten Bademantel gefunden, streifte ihn über und verschwand aus dem Zimmer. Dabei sang sie noch ein Lied, das irgendwie mit einem »Happy New Year« zu tun hatte.
    Mir war das neue Jahr schon vergangen.
    Ich blieb so steif liegen wie im Sarg. Dabei schaute ich gegen die Decke, atmete weiterhin sehr vorsichtig und versuchte nicht, an den gestrigen Tag und die folgende Nacht zu denken. So etwas Schlimmes hatte ich lange nicht mehr mitgemacht.
    Schämen sollte man sich.
    Glenda war in die Küche gegangen. Die Schlafzimmertür hatte sie nicht hinter sich geschlossen, deshalb hörte ich sie in der Küche rumoren. Den Geräuschen nach zu urteilen, holte sie Geschirr aus dem Schrank. Wenn ich an Kaffee dachte, da konnte ihn Glenda tausendmal gekocht haben, kam mir jetzt schon der Magen hoch.
    Nein, nur nichts Heißes, nur nichts trinken.
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