Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
wie es schien, war sein Vorschlag tatsächlich die Lösung zweier Probleme, von denen Raffael Bois das größere für sich gepachtet hatte.
    »Wir reden selbst noch einmal mit Ysabeau«, sagte Nicole. »Danach entscheiden wir.«
    »Bitte… wie ihr wollt. Aber wenn ihr nach oben geht, könnt ihr bei Mostache noch einmal so ein teuflisch gutes Gesöff für mich bestellen.«
    Zamorra und Nicole erhoben sich. Zamorra faßte an sein unter der Brust verborgenes Amulett. Er wußte jetzt, was es ihm gestern abend hatte sagen wollen, als er die Stimme in sich hörte: Ich bin nicht allein.
    Es hatte das Amulett des Sid Amos gespürt und darauf reagiert. Auch jetzt zeigte es wieder dessen Nähe an.
    Nur zählen hatte es wohl noch nicht gelernt…
    ***
    Ysabeau Derano war tatsächlich einverstanden!
    Gemeinsam fuhren sie am nächsten Vormittag zum Château hinauf.
    Amos hatte zwar darauf gedrängt, die Beschwörung noch am selben Abend vorzunehmen. Aber Zamorra hatte sich dagegen entschieden.
    Zum einen konnte es nicht schaden, vor dem Einsatz der Magie noch eine Nacht geschlafen und sich erholt zu haben. Zum anderen war die Nacht die Domäne der Teuflischen, der Schwarzen Magie. In den Nächten war die Hölle stärker als am Tage. Und Zamorra wollte das Risiko so weit wie möglich reduzieren. Bei Tage hatten sie mit ihrem Versuch die besseren Karten – buchstäblich.
    Raffael erwartete sie mit wütendem Pistolenfeuer. Es war Zamorra ein Rätsel, wo der alte Mann seinerzeit die erste und jetzt die zweite Pistole her beschafft hatte. Aber Sid Amos setzte seine Magie ein und betäubte Raffael damit, bevor er ernsthaften Schaden anrichten konnte.
    Dann fanden sie sich zum magischen Kreis zusammen.
    Irgend etwas geschah.
    Zamorra konnte sich später nicht an Einzelheiten erinnern. Alles war verschwommen und verwaschen. Er begriff nur, daß die beiden Amulette lenkende Impulse an den Dhyarra-Kristall sandten, und daß dieser die Bewußtseinsenergien von Amos und Zamorra irgendwie gleichschaltete, mit seiner eigenen ätherischen Kraft verband und auch die Energien der Amulette wiederum eingliederte. Und irgendwie war da noch eine andere Kraft, allumfasend, die Zamorra aber noch weniger verstand. Es mußte das sein, was Sid Amos Katalysator-Magie genannt hatte.
    Zamorra wußte nicht einmal mehr, wie lange der Vorgang dauerte. Er hatte zu Beginn nicht auf die Uhr gesehen. Alles verschwamm, Zeit und Raum wurden unbedeutend. Je krampfhafter er sich später zu erinnern versuchte, was sich abgespielt hatte, desto undeutlicher wurden die Bilder, bis sie irgendwann im Vergessen dahinschwanden. Nur ein Eindruck blieb. Einmal hatte Zamorra den Eindruck gehabt, daß nicht zwei, sondern vier Amulette an der Aktion beteiligt waren.
    Aber das konnte nicht sein. Denn Sid Amos und Zamorra besaßen beide nur jeweils einen der Sterne von Myrrian-ey-Llyarana, dem magischen Siebengestirn der Amulette. Es mußte also eine magische Halluzination gewesen sein.
    ***
    Sie waren doch ein Herz und eine Seele, Professor Zamorra und sein langjähriger Diener Raffael Bois. Es überzeugte sowohl die ermittelnde Polizeibehörde in Feurs wie auch den Richter endgültig, daß nicht Raffael der Täter war, sondern jener ominöse François Deville, über dessen Vergangenheit recht wenig zu erfahren war; alle Spuren verliefen irgendwann irgendwo im Sand. Raffaels Drohungen wurden auf eine vorübergehende seelische Störung zurückgeführt. Damit war der Fall geklärt.
    François Deville wurde zu einer hohen Geldstrafe verurteilt, die er anstandslos bezahlte. Er sollte unter Beobachtung gehalten werden, aber er entzog sich seinen Bewachern und verschwand spurlos in der Versenkung.
    In den Tiefen der Hölle aber registrierte der Fürst der Finsternis verdrossen, daß auch der letzte der Beeinflußten ihm entrissen worden war.
    Eine Kraft hatte gewirkt, die er irgendwoher zu kennen glaubte, aber er konnte nicht erkennen, wer dahinterstand.
    Ein großer Plan war schließlich doch fehlgeschlagen. Doch die Hölle ist stark. Sie findet immer wieder einen Weg.
    Auch Leonardo deMontagne war sicher, daß er einen Weg finden würde, sich seines Gegners Zamorra doch noch zu entledigen. Es war nur eine Frage der Zeit.
    Dessen war er recht sicher… Denn ihm hatte keiner die Tarot-Karten gelegt…
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 355 »Monster aus dem Mörderwald«
    [2] Siehe Professor Zamorra Nr. 329 »Astaroths Höllenbote«, Professor Zamorra Nr. 330 »Der Seelenwächter«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher