Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
zuwarf, stand Mord.
    Mit brennenden Augen sah Zamorra dem Wagen nach, der in der Morgendämmerung nach Norden verschwand. Er sah den Mann in Eisen gelegt davonfahren, der ihm so viele Jahre lang ein treuer und zuverlässiger Diener, Helfer und Freund gewesen war. Er hätte alles getan, um Raffael zu helfen. Denn der Mann konnte doch nichts dafür, daß er zu Zamorras Todfeind geworden war. Er war doch selbst nur ein willenloses Werkzeug in der Hand des Teufels.
    Aber es gab keine Chance. Mit seinem Verhalten sprach er sich selbst schon das Urteil.
    »Leonardo…«, flüsterte Zamorra bitter. »Leonardo deMontagne, Dämon, Satan, Fürst der Finsternis – eines Tages stehen wir uns wieder gegenüber, und dann präsentiere ich dir die Rechnung für all dies. Dann kassiere ich ab, verfluchter Dämon…«
    Nur Nicole hörte seine Worte. Und nur Nicole sah die Tränen der Verzweiflung, die in Zamorras Augen schimmerten. Zum ersten Mal in seinem Leben war der Meister des Übersinnlichen hilflos…
    ***
    Am nächsten Tag fuhren Zamorra und Nicole nach Feurs, um ihre Aussagen zu machen. Kommissar Alzard, der die Ermittlungen leitete, erwies sich als das typische Bild eines Kriminalpolizisten: pfeiferauchend, gemütlich in seinem Sessel zurückgelehnt, schütteres Haar und helle, bewegliche Augen, denen nichts entging. Er wies auf die Besucherplätze.
    An einem schmalen Seitentisch neben dem Fenster saß ein junger Beamter, der wohl die Aufgabe hatte, Aussagen mitzustenografieren.
    »Ich muß gestehen, daß ich nicht gerade gern hier bin«, sagte Zamorra.
    »Monsieur Bois und mich verbindet weitaus mehr als das Verhältnis zwischen Chef und Diener. Man könnte es als eine Art von gegenseitigem Respekt getragene Freundschaft bezeichnen. Verzeihen Sie mir deshalb, wenn ich vielleicht zu einigen Fragen nicht antworten werde, Kommissar. Aber ich möchte einen Mann, der einen langen Weg meines Lebens freundschaftlich an meiner Seite gegangen ist, nicht belasten.«
    Alzard sog an seiner Pfeife und betrachtete die Rauchwölkchen, die der Klimaanlage entgegenstrebten.
    »Dann entlasten Sie ihn doch«, sagte er.
    Zamorra hob die Schultern. »Wenn es mir eben möglich ist… aber alles spricht doch gegen ihn, nicht wahr?«
    »Vielleicht geben Ihre Worte den Ausschlag, Professor. So wie Sie nicht gern hier sind, sehe ich es nicht gern, wenn jemand kommt und von vornherein erklärt, er wolle zu bestimmten Dingen nichts sagen. Wollen Sie einen Täter decken?«
    »Ist er denn der Täter? Warum sperren Sie ihn überhaupt ein?«
    Alzard seufzte. Kopfschüttelnd sagte er: »Weil er Sie sonst umbringt. Er stößt ständig Drohungen gegen Sie aus. Außerdem hat er bereits auf Sie geschossen.«
    »Das behaupte nicht ich.«
    »Wer war es denn? Zudem verwundete er Monsieur Perret durch einen glatten Schulterdurchschuß…«
    »Behauptet Perret.«
    »Ich habe die Wunde gesehen, Professor«, sagte Alzard.
    »Das meine ich nicht«, sagte Zamorra. »Ich meine, daß nur behauptet wird, Monsieur Bois sei der Täter. Gut, alles spricht gegen ihn, alle Aussagen… aber das sind doch nur Indizien, Vermutungen, mehr nicht. Es hat niemand wirklich konkret gesehen, daß der Mensch Raffael Bois geschossen hat. Reicht es nicht, wenn er in der Nähe war?«
    »Sind Sie der Rechtsanwalt, der Richter oder sonstwas? Ich führe die Ermittlungen, Professor!« Alzard zeigte erstmals etwas Unmut. »Sie sollten froh sein, daß der Mann eingesperrt wurde. Oder ist zwischendurch schon wieder ein Attentat erfolgt?«
    »Nein… aber das besagt doch auch nichts, Herr im Himmel!« fuhr Zamorra auf. »Sie können den Mann nicht einfach nur einsperren, weil er verdächtigt wird. Und die Sache mit der Brandstiftung ist auch nur ein Indiz…«
    »Doktor Graque war vor zwei Stunden in diesem Büro«, sagte Alzard.
    »Der Verdacht des Versicherungsbetruges ist erloschen.«
    »Darum geht es mir doch gar nicht…«, wandte Zamorra ein, aber der Kommissar unterbrach ihn: »Der Verdacht wäre nicht erloschen, wenn Monsieur Bois und Sie ein Herz und eine Seele wären. Dann wäre nämlich eine Komplizenschaft zu vermuten. Aber Monsieur Bois hat ständig Morddrohungen gegen Sie ausgestoßen. Dadurch liegt es nahe, daß er Ihnen das Château über dem Kopf anzünden wollte, um Sie damit zu treffen. Gute Güte, Professor, mit irgend etwas müssen Sie sich doch seinen Zorn zugezogen haben. Was haben Sie diesem Mann angetan, daß er sie nach so vielen Dienstjahren so sehr haßt?«
    »Nichts,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher