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0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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selbst hatte bereits den Ansatz von Devilles Bewegung erkannt und sich und Nicole zur Seite gerissen.
    Aber der Schuß krachte nicht. Es klickte nur.
    »Schade«, grinste Deville spöttisch. »Ich muß wohl vergessen haben, nachzuladen. War ein bißchen hektisch, gestern abend. Hier…«
    Er hielt Alzard die Pistole entgegen. Alzard faßte sie kopfschüttelnd vorsichtig am Lauf und legte sie auf die Schreibtischplatte. Er war immer noch blaß.
    »Sie müssen verrückt sein, Mann«, keuchte er. »Was sollte das?«
    François Deville grinste immer noch. »Ich war der Täter«, sagte er lässig.
    »Ich habe insgesamt zweimal versucht, Château Montagne in Brand zu setzen, und ich habe auf den Professor geschossen. Also… lassen Sie Bois frei… ?«
    »So schnell geht das alles nicht«, sagte Alzard. »Das müssen Sie mir erst mal beweisen. So groß ist Ihre Ähnlichkeit mit dem Täter nun doch nicht, daß Sie den Zeugenbeschreibungen entsprechen könnten…«
    Deville grinste und zog sich eine Perücke vom Kopf. Grauweißes Haar leuchtete den Menschen in Alzards Büro entgegen.
    Die Ähnlichkeit bei Dunkelheit, dachte Zamorra, mußte wirklich verblüffend sein. Aber dieser Mann war nicht der Täter gewesen.
    Zamorra kannte ihn jetzt. Eine Kleinigkeit hatte ihn verraten. Genauer gesagt, zwei Kleinigkeiten. Aber die konnten nur jemandem auffallen, der Deville – oder den, der sich als Deville ausgab – sehr gut kannte.
    Zamorra hatte ihm oft genug gegenübergestanden, einst als erbitterter Gegner, später als Partner…
    Das spöttische Grinsen hatte ihn verraten, und sein Schatten, der nicht hundertprozentig mit der Körperform übereinstimmte. Aber das war etwas, worauf Zamorra nur durch Zufall gekommen war.
    Der Mann hatte eine andere Körperform, als sein Schatten verriet. Er war etwas zu kleinwüchsig für das Schattenbild.
    Der Mann war Sid Amos.
    ***
    Zamorras Blick kreuzte sich mit dem François Devilles. Deville grinste immer noch, spöttisch, überlegen, herablassend. Zamorra machte eine schnelle Geste. Er formte die Finger zu einem Zeichen, so schnell, daß niemand außer Deville es sah. Es war das Symbol für den »Gehörnten«.
    Immerhin war Sid Amos einst Fürst der Finsternis gewesen.
    Amos-Deville nickte knapp und anerkennend. Damit bestätigte er Zamorras Verdacht. Und Zamorra hatte ihm mit der schnellen Geste seinerseits zu verstehen gegeben, daß er wohl Bescheid wußte. Amos’ Identität aber nicht aufdecken wollte. Sid Amos mußte seine Gründe haben, daß er hier als Attentäter und Brandstifter auftrat.
    Er schien Raffael decken zu wollen, und er mochte dabei durchaus Chancen haben. Aber warum tat er das? Welchen Nutzen hatte er davon, wenn er Raffaels »Schuld« auf sich nahm?
    Zamorra hatte es schon vor Jahren aufgegeben, Asmodis oder Sid Amos durchschauen zu wollen. Das Gehirn des einstigen Höllendämons beschritt Pfade, die manchmal zu kompliziert waren, als daß man ihnen auf die Schnelle folgen konnte. Vielleicht hatte er sich deshalb einst so lange auf dem Fürstenthron halten können, allen Intrigen zum Trotz.
    Denn er war ja selbst ein Marionettenspieler, ein Fädenzieher.
    Zamorra fragte sich, was Amos diesmal wieder eingefädelt haben mochte. Seit er bei Merlin Asyl gefunden hatte, seit Merlin ihn zu seinem Nachfolger gemacht hatte, stand Amos auf der positiven Seite. Aber die Mittel, derer er sich bediente, um das Dunkle, die bösen Mächte, zu bekämpfen, waren zuweilen noch recht teuflisch. Zamorra sah es deshalb mit recht gemischten Gefühlen, wenn Amos irgendwo auftauchte.
    Er glaubte nicht, daß Amos jemals völlig aus seiner alten Haut schlüpfen konnte.
    »Nehmen Sie die Waffe«, sagte Deville, »und lassen Sie sie untersuchen. Das ist die Pistole, aus denen die Schüsse abgefeuert wurden, die Zamorra galten. Das dürfte sich realtiv mühelos nachweisen lassen, nicht wahr?«
    »Hm«, brummte Alzard mißmutig. »Das paßt alles nicht zusammen… außerdem: welchen Grund hätten Sie, auf Zamorra zu schießen oder sein Château niederzubrennen? Und sich dann auch noch freiwillig zu stellen? Sie müssen verrückt sein.«
    »Ich will nicht, daß ein Unschuldiger eingesperrt wird«, sagte Deville gelassen. »Und das Motiv… ? Nun, finden Sie es doch heraus. Sie sind 78 der Polizist, oder? Zamorra wird Ihnen bestätigen, daß er mich zwar nicht unter diesem, aber unter einem anderen Namen und mit einem anderen Gesicht kennt. Und daß ich in der Vergangenheit schon ziemlich oft
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