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0344 - Die Hexe von Nottingham

0344 - Die Hexe von Nottingham

Titel: 0344 - Die Hexe von Nottingham
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Luft, raste auf das halb geöffnete Fenster zu und hinaus. Sechs Stockwerke unter ihm gähnte der Abgrund der Straßenschlucht. Er schrie.
    Bess setzte ihre Magie ein. Aus ihren Fingerspitzen floß ein eigenartiges, flackerndes Leuchten, das dabei unheimlich schnell war, Dan Tracey erreichte, einhüllte und zurückzog. Atemlos gewann er wieder festen Boden unter den Füßen.
    »Berühre mich kein zweites Mal«, verlangte die Rothaarige. »Oder es ist das letzte Mal. Immer wird dich deine Gespielin nicht schützen können.«
    Bess schleuderte einen Blitz auf sie. Aber mit einer geradezu lässigen Bewegung ihrer linken Hand wischte die Rothaarige ihn förmlich beiseite. Die Glasscheibentür des Wohnzimmerschranks zersprang klirrend.
    »Kannst du mich jetzt in Ruhe anhören?« fragte die Rothaarige.
    »Wie heißt du?« fragte Bess.
    »Namen sind Schall und Rauch. Du kannst mich nennen, wie du willst. Setz dich und höre den Befehl des Herrn der Hölle.«
    Bess Saunders starrte die Fremde wütend an. Wer war sie, und welche Macht besaß sie wirklich, daß sie es wagen konnte, ihr, Bess, Befehle in dieser Form zu erteilen? Bess sah von der Rothaarigen zu Dan und wieder zurück. Sie zwang sich zur Ruhe. Sie konnte die Fremde ja zumindest anhören - und sich dabei überlegen, wie sie einen Angriffsschlag gegen sie führen konnte, dem die andere nichts entgegenzusetzen hatte.
    Bess ließ sich in den zweiten Sessel fallen.
    Dan Tracey schloß bedächtig das Fenster, das die Nacht über offen gewesen war. Einbrecher kamen im sechsten Stock nicht durchs Fenster, eine Feuerleiter gab es nicht. Es war also kein Risiko, diese natürliche Frischluftanlage zu benutzen… sofern man in einer Stadt wie Nottingham überhaupt von Frischluft reden konnte.
    Die Rothaarige lächelte jetzt zufrieden. Sie schloß die Augen.
    »Der Herr der Hölle verriet mir, wo ich dich finden kann«, sagte sie. Ihre Finger waren in ständiger Bewegung, während die Hände ruhig lagen. »Er verriet mir auch noch mehr über dich. Du bist dazu geeignet, seinen Auftrag auszuführen. Du bist eine Totsprecherin.«
    Bess Saunders nickte.
    »Du wirst jemanden töten«, sagte sie.
    »Wenn ich töte, werde ich dafür bezahlt«, sagte die Hexe. »Ich sehe deine Bemerkung von vorhin als Scherz an. Was be…«
    »Es war absolut kein Scherz«, unterbrach die Rothaarige. »Wenn du den Willen des Herrn der Hölle erfüllst, wirst du unbehelligt bleiben. Andernfalls… du hast erst vor wenigen Tagen eine Honorarsumme für einen magischen Mord erhalten. Ein Mann starb durch deinen Zauber. Noch rätseln die Behörden, und vielleicht werden sie bis ans Ende aller Tage rätseln, ob es wirklich ein Mord war und wie er bewerkstelligt wurde. Was aber geschieht, wenn dein Auftraggeber gesteht, daß er dir den Mordauftrag erteilte und du ihn ausführtest?«
    Boss Saunders zeigte ihr Erschrecken nicht. Die Rothaarige war gut informiert.
    »Woher weißt du das alles?«
    »Die Hölle weiß über ihre Diener und Dienerinnen Bescheid«, sagte die Rothaarige. »Das soll dir genügen. Glaubst du, du könntest Böses tun, ohne daß es in den Schwefelklüften wohlgefällig vermerkt würde?«
    »Zwingt meinen Auftraggeber ruhig zu einer Aussage«, sagte Bess gelassen. »Was nützt es euch? Der Mord muß dennoch erst bewiesen werden.«
    »Es gibt beim Yard eine Spezialabteilung«, sagte die Rothaarige gefährlich sanft. »Sie befaßt sich ausschließlich mit übersinnlichen Fällen. Oberinspektor Sinclair wird sehr schnell herausfinden, was geschah, wenn er erst einmal auf deinen Fall angesetzt wird - anstelle des Ungläubigen, der jetzt daran arbeitet.«
    Bess preßte die Lippen zusammen. Ihre Gelassenheit schwand. Sie hatte schon oft genug von Sinclair gehört. Er hatte schon etliche Hexen zur Strecke gebracht. Das war alles gar nicht nach ihrem, Bess’, Geschmack.
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Gehen wir einmal davon aus, daß ich einverstanden wäre - es müßte sich allerdings schon mit meinen eigenen Interessen decken. Wen sollte ich töten?«
    »Einen Mann in Leicester«, sagte die Rothaarige. »Er heißt Ted Ewigk und kommt aus Germany. Er liegt in einem Zimmer im Hospital. Wahrscheinlich hat er einen Leibwächter, der ständig für seine Sicherheit sorgt. Doch dieser Leibwächter wird dir wohl keine Schwierigkeiten machen. Du wirst deine Magie einsetzen und diesen Ted Ewigk töten.«
    »Wenn’s mehr nicht ist… ich muß ihn nur vorher sehen, und ich brauche einen
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