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0341 - Die Nadel der Cleopatra

0341 - Die Nadel der Cleopatra

Titel: 0341 - Die Nadel der Cleopatra
Autoren: Jason Dark
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bekommen. Sie sahen aus, als wären sie verchromt, wenn Sonnenstrahlen gegen sie fielen.
    Auch Bill störte mich nicht. Er wußte, daß sich meine Gedanken um Jane Collins drehten. Völlig allein lag sie in der Klosterzelle.
    Nicht lebend und auch nicht sterbend.
    War das überhaupt ein Leben?
    Für mich nicht. Ich konnte mir darunter nichts vorstellen. Zudem war ich mir sicher, daß dieser Zustand nicht für alle Ewigkeiten anhalten würde. Irgendwann mußte etwas geschehen, die andere Seite hatte nie völlig tatenlos zugeschaut.
    Es fiel mir sehr schwer, meine Gedanken vom Kloster zu lösen.
    Auf mich wartete London und, da war ich mir sicher, bestimmt wieder neuer Ärger.
    »John, mach ein anderes Gesicht«, sagte Bill.
    »Wieso?«
    »Du siehst aus, als würdest du nur Trübsal blasen.«
    Ich hob die Schultern. »Nach einem freudigen Lied steht mir wirklich nicht der Sinn.«
    Vor der nächsten Bemerkung legte Bill eine Pause ein. Der Porsche schoß in eine enge Kurve und wurde Sekunden später wieder aus ihr herauskatapultiert. »Eigentlich kannst du froh sein, daß alles noch glimpflich abgelaufen ist. Es hätte auch schlimmer kommen können. Viel schlimmer, John…«
    Über diese Worte dachte ich nach. Viel schlimmer, hatte Bill Conolly gesagt.
    Ja, im Prinzip hatte er recht. Jane lag im Kloster und lebte. Ich hätte sie ebensogut begraben können. Tief in feuchter, kalter Erde.
    »Was ist los?« fragte der Reporter.
    Diesmal lächelte ich. »Bill, du hast recht gehabt. Es hätte wirklich schlimmer kommen können.«
    »Sag ich doch«, erwiderte der Reporter und gab Gas…
    ***
    Der Mörder war eine Frau!
    Diese Tatsache mußte Shao erst einmal verkraften. Aber war sie wirklich eine normale Frau?
    Die Chinesin wollte sich damit nicht abfinden. Die Gestalt, wesentlich kleiner als sie und mit der türkisfarbenen Haut, stand da, schaute sie an und entließ Worte, die Shao nicht verstand. Sie waren in einer ihr fremden Sprache gesprochen und zischten ihr entgegen.
    Dabei hatte Shao das Gefühl, als wollte die andere sie warnen, sich auf keinen Fall auch nur einen Schritt zu nähern.
    Die Chinesin wartete.
    Mit ihren Blicken fixierte sie die andere, sah auch das Gewand, das sie trug und dessen Stoff von dünnen Goldfäden durchzogen war. In der rechten Hand hielt sie den seltsamen Stab, der an seinem oberen Ende in den Teil einer Spirale überging.
    Der Stab faszinierte Shao. Sie wußte im Moment nicht, wo sie ihn hinstecken sollte, war sich aber sicher, ihn schon einmal gesehen zu haben. Zwar nicht in natura, jedoch auf Abbildungen in irgendwelchen Büchern oder Zeitschriften.
    Gehörte auch er zur Mordwaffe? Shao konnte es sich nicht vorstellen, aber was war in diesem Fall schon normal? Nichts war normal, nichts verstandesmäßig zu begreifen. Das Wesen vor ihr gehörte nicht in diese Welt, es mußte woanders herstammen. Die Kleidung paßte in die Vergangenheit. Konnte man das von diesem Wesen auch behaupten? War es ein Relikt aus einer alten Zeit?
    Shao wußte es nicht zu sagen. Sie hatte Angst und fühlte sich gleichzeitig auf eine seltsame Art und Weise von dieser kleineren Person da vorn angemacht und hingezogen.
    Durch ihren Körper lief ein Schütteln, bevor sie es wagte, den rechten Fuß vorzusetzen.
    Und so ging sie.
    Gleichzeitig hatte sie das Gefühl, auf einer Insel zu stehen. Der normale Straßenlärm ging sie nichts an. Er brauste an ihr vorbei, sie nahm ihn nicht einmal wahr.
    Nur die Frau interessierte sie.
    Dieses Relikt einer fernen Zeit, das vielleicht Jahrtausende überlebt hatte und in die Gegenwart gekommen war, auf welche Art und Weise auch immer.
    Wieder klang das warnende Zischen auf.
    Für Shao hatte sich der Tonfall verändert. Es kam ihr vor wie eine süße Lockung, die sie hineinzog in eine seltsame Sphäre, wo Zeiten und Räume miteinander verschmolzen. Wo die Vergangenheit wieder lebendig wurde und sich wie ein Keil in die Gegenwart hineinschob.
    Die Vergangenheit…
    Shao hörte seltsame Klänge in ihrem Hirn, sie vernahm Stimmen, die in einer fremden Sprache redeten, sie sah das Gesicht der Frau und hatte das Gefühl, in die großen Augen hineintauchen zu können.
    »He, was machen Sie denn da? Weg da! Oder kommen Sie her! Hier wird gleich die Polizei erscheinen!«
    Shao vernahm die Worte. Dennoch hatte sie das Gefühl, als wäre der Sprecher nicht vorhanden. Sie interessierte einzig und allein die Frau mit den schwarzen Haaren, die einen Menschen getötet hatte.
    Die andere senkte
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