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0341 - Die Nadel der Cleopatra

0341 - Die Nadel der Cleopatra

Titel: 0341 - Die Nadel der Cleopatra
Autoren: Jason Dark
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auch die Zimmer der Mönche, eigentlich nur mehr Zellen, denn die Männer in den Bergen lebten spartanisch.
    Pater Ignatius blieb stehen. »Wir werden unser Bestes tun, John«, erklärte er mir, »du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    »Das weiß ich. Doch es geht mir nicht allein um Jane Collins. Auch ihr seid in Gefahr.«
    Der Pater winkte ab. »Das sind wir gewohnt.«
    »Und wie halten wir es, wenn sich bei Jane irgend etwas verändert?« fragte Bill.
    »Du meinst damit ihren Zustand?«
    »Jawohl, Pater.«
    »Ich gebe euch Bescheid.«
    Eine andere Möglichkeit sahen wir nicht. Der Teufel würde natürlich versuchen, den Würfel in seine Klauen zu bekommen, und dieser Bursche kannte zahlreiche Tricks, das wußten wir auch.
    Der Pater meinte: »Ich erinnere mich daran, daß ich das Haus der Conollys abgesichert habe. So werde ich es auch hier halten. Wir bauen noch zusätzliche Sicherungen ein, damit die Gegner es schwer haben werden, überhaupt an das Opfer heranzukommen. Seid ihr damit einverstanden?«
    »Selbstverständlich«, erwiderten Bill und ich wie aus einem Munde.
    »Dann könnt ihr ja beruhigt fahren.«
    Beruhigt war zwar etwas übertrieben, doch das behielt ich für mich. Wir verabschiedeten uns von den Mönchen und nahmen die Silberkugeln mit, die in Pater Ignatius Werkstatt entstanden waren.
    Irgendwie paßte Bills Porsche nicht auf den Klosterhof. Er glich der berühmten Faust, die aufs Auge haut. Hier oben im wilden Hochland spürten wir bereits sehr deutlich den Herbst. Die Luft war nicht nur kühl geworden, wir empfanden sie schon als kalt.
    Pater Ignatius schaute in den Himmel. Seltsam klar spannte er sich über den Bergspitzen. Er zeigte eine blasse Bläue. Dazwischen verteilt wirkten die dunkleren Wolken wie breite Pfannkuchen.
    »Das Wetter ändert sich. Es riecht nach Schnee. Er wird zwar nicht liegenbleiben…«
    »So früh im September?« fragte Bill.
    »Diese Gegend ist rauh, ehrlich und klar«, erwiderte der Pater.
    »Ich sagte ja, daß der Schnee nicht liegenbleiben wird.«
    »Dann wollen wir mal.« Bill machte den Anfang und reichte Pater Ignatius die Hand.
    Ich schaute auf die Klosterbauten. Hinter diesen Mauern lag Jane Collins wie begraben. Die Jagd nach dem Würfel hatte ebenfalls sein vorläufiges Ende gefunden. Nie hätte ich damit gerechnet, daß Jane Collins ihn einmal bekommen würde. Nun mußte sie damit leben.
    Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ohne den Würfel, der ihr das Herz ersetzte, war sie ein Nichts. Die Mauern des Klosters glichen in ihrem Grau meiner eigenen Stimmung. Nein, fröhlich hatte ich in den letzten Tagen nicht sein können. Meine Gegner hatten mir dazu keine Veranlassung gegeben.
    Bill schlug mir auf die Schulter. »Laß uns fahren, Alter. Der Weg ist verflixt weit.«
    »Ja, natürlich.« Ich schaute den Pater an und sah in seinem Gesicht das zuversichtliche Lächeln. Dieser Mann schöpfte seine Kraft aus dem Gebet und dem Glauben an Gott. Manchmal bewunderte ich solche Menschen. Zudem war ich stolz darauf, ihn als Freund zu haben.
    Wir umarmten uns zum Abschied. Der Pater versprach mir noch einmal, alles zu tun. Ich glaubte ihm.
    Bill wartete schon hinter dem Lenkrad. Er ließ den Motor an, als ich die Beifahrertür des neuen Flitzers öffnete. Ein kreischendes Geräusch hallte über den Klosterhof. Natürlich ist ein Porsche nicht eben leise, und wenn noch der halbe Auspuff fehlt, hört sich das dreimal so laut an.
    Der Pater winkte, als wir abfuhren. Zwei Mönche hatten das große Tor geöffnet. Wir rollten auf die Straße, die in zahlreichen Serpentinen talwärts führte, und die ich in unangenehmer Erinnerung hatte, da man schon öfter versucht hatte, mich hier zu töten.
    »Schaffen wir es bis London?« fragte ich meinen Freund.
    Bill lachte. »Wir müssen.«
    »Und dann kaufst du dir einen neuen Wagen.«
    »Glaube ich kaum. Ich lasse den hier überholen. Für mich ist es jetzt noch ein Wunder, daß er überhaupt die Strecke bis zu Alvas Hütte geschafft hat.« Der Reporter schüttelte den Kopf. »Den Rest packt er auch noch«, behauptete er zuversichtlich.
    Wenn er tatsächlich recht hatte, konnten wir es schaffen, am Abend in London zu sein. Zudem hatten wir beschlossen, uns gegenseitig am Lenkrad abzuwechseln.
    Während Bill sich auf die Straße und deren enge Kurven konzentrierte, glitten meine Gedanken ab. Ich schaute zwar aus dem Fenster, von der Landschaft sah ich so gut wie nichts. Manche Blätter hatten schon eine andere Farbe
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