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0340 - Sinfonie des Schreckens

0340 - Sinfonie des Schreckens

Titel: 0340 - Sinfonie des Schreckens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sah angelegentlich ihren verführerisch weit geöffneten Overall an. »Es gibt nur zwei Möglichkeiten«, sagte er. »Entweder du machst das Ding zu, oder wir testen an, ob die Einzelzimmer auch Zweiergeprüft sind.«
    »Überredet«, seufzte Nicole. Sie erhob sich und griff nach Zamorras Hand. »Umgehen wir die strengen moralischen Grundsätze des Hauses und bringen die Wände zum Wackeln.«
    ***
    Zimmer acht-zwölf war abgeschlossen. Jim Hawkens überlegte etwas ratlos. Schließlich konnte er den Mann, von dem die gefährdende Aura ausgegangen war, nicht mitten auf dem Korridor niederschlagen. Er mußte sich also etwas anderes einfallen lassen.
    Sein eigenes Zimmer war acht-zwo, befand sich also auf derselben Seite des Korridors, der streng nach geraden und ungeraden Zahlen gegliedert war. Vier Zimmer befanden sich also dazwischen. Hawkens betrat sein Zimmer und ging zum Fenster. Im achten Stock ließen die sich nicht mehr öffnen, weil die Hotelleitung keine Selbstmorde haben wollte. So, fand Hawkens, ging es also auch nicht. Aber durch das Fenster sah er draußen eine Feuerleitergalerie entlang führen.
    Die mußte doch irgendwie zu erreichen sein!
    Wenn er sein Fenster zerschlug, sicher. Aber das wollte er selbstredend vermeiden. Er mußte also einen Notausgang finden. Er trat wieder auf den Gang hinaus und ging zu dem Doppellift. Gegenüber war ein kleiner Wintergarten eingerichtet, und dahinter erkannte Hawkens eine Glastür. Allerdings besaß sie keinen Griff, sondern konnte nur mit einem Aufsteckgriff geöffnet werden.
    Das war für Hawkens kein sonderlich großes Hindernis. Er sah zwar den Griff für den Notausgang im roten Alarmkasten hinter Glas, aber er verzichtete darauf, es einzuschlagen. Das hätte nur den Feueralarm ausgelöst.
    Er wand sich zwischen den Pflanzen hindurch und schaffte es, mit Daumen und Zeigefinger den vierkantigen Zapfen zu erwischen. Keine Sekunde lang erlaubte er sich den Zweifel, ob er ihn nicht drehen könnte, er probierte es einfach. Seine verhärteten Fingerkuppen entwickelten einen genügend starken Druck. Der Zapfen drehte sich und gab das Schloß frei. Hawkens öffnete die Tür einen schmalen Spalt weit und schlüpfte hindurch. Hinter sich zog er sie zu. Außen befand sich ein Griff, den er sofort einklinkte. Es brauchte niemand zu wissen, daß er die Etage auf diesem etwas ungewöhnlichen Weg verlassen hatte.
    In gut dreißig Metern Höhe pfiff ein eisiger Wind, obgleich es weiter unten warm, fast schon heiß war. Dennoch fror Hawkens nicht, als er sich, nur durch ein wenig vertrauenerweckend aussehendes dünnes Geländer vom Abgrund getrennt, über den Metallsteg bewegte.
    Er zählte die. Fenster ab.
    Zwei gehörten zu jedem Zimmer. Schließlich erreichte er die Fenster von Zimmer zwölf. Leicht drückte er mit den Fingern gegen die kalte Scheibe. Die saß erwartungsgemäß fest. Das Glas war in den oberen Etagen auch relativ bruchfest. Wer durch Zufall betrunken dagegentaumelte, brauchte keine Angst zu haben, daß das Glas zerbrach und er in die Tiefe stürzte.
    Gezielter Gewaltanwendung hingegen hielt auch das Sicherheitsglas nicht stand.
    Hawkens schlug einmal mit normalem Krafteinsatz mit der Faust gegen das Glas. Es federte nicht einmal durch. Da spannte er die Muskelstränge stärker und hieb noch einmal zu.
    Das Glas barst. Splitter flogen nach innen. Das zentimeterdicke Fensterglas war mühelos unter dem Hieb zersprungen. Hawkens erweiterte die Öffnung mit kräftigen Rucken an den scharfen Kanten, bis er hindurchklettern konnte. Seine Hände waren unverletzt geblieben.
    Er war im Schlafraum angekommen, der durch eine Halb wand vom Wohnbereich des Einzelzimmers abgeteilt war. Kaum hatte er sich orientiert, als er hörte, wie der Schlüssel sich in der Korridortür drehte.
    Jim Hawkens, der Pianist, griff sofort an.
    ***
    Im achten Stock überlegte Zamorra es sich plötzlich anders. Er küßte Nicole. »In mir regen sich praktische Bedenken«, sagte er. »Immerhin könnte uns noch eine abendliche Exkursion in Samaras Zimmer bevorstehen, und die möchte ich nicht verschieben, bis es zu spät ist. Bist du mir sehr böse, wenn ich statt dessen unseren Streichelabend verschieben möchte?«
    »He«, sagte Nicole und schob Zamorra von sich. »Du bist mir aber verflixt sprunghaft, mein Lieber. Erst wolltest du nicht herfliegen, dann doch, dann willst du mich liebhaben, dann wieder nicht… So unentschlossen habe ich dich eigentlich selten erlebt. Kannst du dir vorstellen,
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