Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
034 - Der Hexer

034 - Der Hexer

Titel: 034 - Der Hexer
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
den ich seit Jahren gehört habe! Wirklich, das muß ich schon sagen.«
    »Nehmen Sie sich in acht! Gegen Ihre Schändlichkeiten gibt es kein Rechtsmittel, aber ich verspreche Ihnen, wenn Mary Lenley ein Haar gekrümmt wird - und wenn es dem Hexer nicht gelingen sollte - ich werde Sie erwischen!«
    »Man darf wohl annehmen, daß das eine persönliche Bedrohung ist?« Messer hielt die Augen halb geschlossen, und obgleich er den Versuch machte, unbekümmert zu erscheinen, zitterte seine Stimme. »Bedrohte Leute leben lange, Inspektor Wembury! Ich bin mein Leben lang bedroht worden, und nie ist etwas daraus geworden. Der Hexer droht mir, Johnny droht mir - ich lebe von Drohungen!«
    »Messer«, sagte Wembury sanft, »wissen Sie, wie nahe Sie dem Tod sind?«
    Messers Mund öffnete sich vor Schrecken. Entsetzt starrte er Alan Wembury nach.

39.
    Seit dem Tag, an dem ihm ein bunter Prospekt über das wunderbare Leben in den Prärien Kanadas in die Hände gefallen war, fühlte sich Sam Hackitt als Pionier. Er hatte genug Geld gespart, um die Überfahrt nach Kanada bezahlen, doch nicht genug, um die Einwanderungsbehörden befriedigen zu können. In Anbetracht seines ohnehin gespannten Verhältnisses zu Mr. Messer beschloß Sam, sich einige leicht verkäufliche Andenken an seinen Arbeitgeber zu verschaffen.
    Das, was er am meisten begehrte, war eine kleine, schwarze Kassette, die Messer in der zweiten Lade seines Schreibtisches aufbewahrte. Gewöhnlich befand sich darin eine größere Summe, und nach ihr lechzte Sams Seele am meisten. Zwar hatte er seit zwei Tagen die Kassette überhaupt nicht zu Gesicht bekommen, und nun war durch die Rückkehr Johnnys und die eigene plötzliche Entlassung eine zusätzliche Krise entstanden.
    Für Hackitt blieb nur noch ein Weg offen. Das Stahlgitter vor dem Fenster war ein Hindernis für den Durchschnittsdieb, aber Sam stand über dem Durchschnitt. Außerdem hatte er am Morgen beim Fensterputzen eine Vorrichtung am Schloß angebracht, die ihm seine Arbeit erleichtern würde. Er hatte ein Stück Stahldraht kunstvoll um einen der Stäbe geschlungen und so im Schloß befestigt, daß man es mit einem kräftigen Ruck öffnen konnte - eine sinnreiche Einrichtung, auf die Sam sehr stolz war.
    Am Abend kauerte Hackitt an der Hausmauer. Er hörte Alan Wembury kommen und wieder gehen. Das Warten war sehr unangenehm, denn Nebel und feiner Regen durchnäßten ihn bis auf die Knochen. Er hörte Messer im Zimmer auf und ab gehen und mit sich selbst sprechen. Sam fluchte, denn Messer hatte sich ans Klavier gesetzt, und das konnte stundenlang dauern.
    Aber anscheinend war er in besonders übler Laune, das Spiel hörte auf, ein Stuhl knarrte, und nach einer Weile war nur noch tiefes, regelmäßiges Atmen zu hören. Sollte er eingeschlafen sein? Sam wartete nicht länger. Ein schneller Ruck, das Gitter war offen. Das Schiebefenster hatte er eingefettet; es ging geräuschlos hoch.
    Messer saß am Klavier und schlief mit weitgeöffneten Augen - ein unangenehmer Anblick. Sam schaute sich nicht erst um, er ging auf den Fußspitzen durchs Zimmer und drehte das Licht aus. Das Feuer im Kamin brannte nur noch schwach. Er betastete den Schreibtisch, fand die richtige Schublade, schob einen Haken ins Schloß und zog. Die Lade öffnete sich, er griff hinein. Die Kassette fand er sofort, doch es gab noch andere Wertsachen. Im kleinen Wandschrank befand sich das wertvolle Silbergeschirr. Er schlich zum Fenster, hob die bereitgestellte Handtasche herein und füllte sie, bis nichts mehr hineinging. Leise schleppte er die Tasche zum Fenster zurück. Als er an der geheimnisvollen Tür in der Täfelung vorbeikam, hörte er ein kurzes Knacken und blieb wie angewurzelt stehen. Nach einer Weile wollte er weiter; er streckte die Hand aus, eine übliche Bewegung bei allen, die im Dunkeln arbeiten. Da packte eine kalte Hand sein Handgelenk.
    Er biß die Zähne zusammen, unterdrückte einen Aufschrei und riß sich mit einem schnellen Ruck los. Wer war es? Er konnte nichts sehen, hörte nur schnelles Atmen, er stürzte zum Fenster. In Sekundenschnelle lief er über den Hof, mit Todesfurcht.
    Für diese kalte, geisterhafte Hand gab es nur eine Erklärung: Der Hexer war zu Messer gekommen!

40.
    Als Wembury auf die Wache zurückkehrte, sah er auf die Uhr - er war zwei Stunden fortgewesen.
    »Ist etwas vorgefallen?« fragte er.
    »Inspektor Bliss war da und wollte einen Gefangenen sehen«, berichtete Carter.
    »Wen?«
    »Den Lenley. Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher