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0339 - Walpurgisnacht

0339 - Walpurgisnacht

Titel: 0339 - Walpurgisnacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zu. Böse Blicke derer, die verloren hatten, ließen ihn kalt. Er beobachtete weiter und sah, wie »seine« Zahl abermals kam. »Verflixt«, murmelte er.
    Dann aber straffte er sich. »Was soll’s? Vielleicht spiele ich nachher noch einmal. Mal sehen, was überall so los ist, wie hoch die Gewinne sind…«
    Nicole seufzte.
    »Wollen wir eigentlich den ganzen Abend hier verbringen?« fragte sie.
    Eine schwarzhaarige Frau, sportlich-elegant gekleidet, betrat den Saal und sah sich um. Sie war allein. Zamorra hob die Brauen. Eigentlich war das etwas ungewöhnlich. Aber vielleicht gehörte sie zu einem der hier spielenden Herren…
    Etwas an dieser Frau berührte ihn eigenartig. Aber er war nicht sicher, ob es tatsächlich ein Alarmgefühl war, das er verspürte. Er verlor sie ziemlich schnell wieder aus den Augen. Der Spielsaal füllte sich mehr und mehr. In verschiedenen Nebenräumen fanden auch die Kartentische mehr und mehr Zuspruch.
    »Versuchen wir irgendwo ein kühles Bier zu finden«, schlug Möbius vor. »Die Luft ist hier ziemlich trocken. Danach sehen wir weiter, ja?«
    »Denk daran, daß du deinen Wagen draußen stehen hast«, mahnte Zamorra.
    »Der kann da auch stehenbleiben«, behauptete Möbius. »Dann gehen wir eben zu Fuß zum Hotel hinaus… notfalls soll es auch Taxen geben, sagt man. Und so weit ist der Weg quer durch den Park nun auch nicht. Das sind gerade ein paar Minuten…«
    »Wenn’s nicht regnet…«
    »Hör zu, du Miesmacher«, sagte Möbius. »Du kannst auch nach Hause gehen. Ich bleibe jedenfalls noch eine Weile hier… aber das Bier bezahlst du, okay?«
    Zamorra nickte ergeben. Er kannte Möbius einfach nicht wieder. Dem schien der Harzaufenthalt gutzutun. Aus dem seriösen alten Geschäftsmann war ein Lausejunge geworden, der jetzt mit den Spielmarken in der Tasche klimperte.
    An die schwarzhaarige Frau dachte Zamorra schon nicht mehr.
    ***
    Minuten vorher: Irena Vahlberg schlenderte an den geparkten Wagen vorbei. Berliner Kennzeichen, dänische Zulassungen… Die »einheimischen« Wagen mit Goslarer Kennzeichen waren in der Minderzahl. Aus dem flachen Dänemark kamen die Urlauber hierher, um die Berge zu erleben, und der Grenznähe wegen war der Kurort zugleich eine Art inoffizieller Vorort von Berlin. Irena wußte, daß sehr viele Berliner in Bad Harzburg ihre Wochenendhäuser errichtet hatten.
    Plötzlich sah sie ein Frankfurter Kennzeichen. Ein silbergrauer Mercedes.
    Sollte das Hoffachs Wagen sein? Sie wußte nicht genau, welches Kennzeichen er hatte, hatte nur einige Male den Silbergrauen gesehen, wenn er damit auf dem Firmenparkplatz fuhr und gleich zwei Stellflächen auf einmal beanspruchte, nur damit er bequem ein- und aussteigen konnte.
    F-M 1000… die glatte Zahl deutete auf eine »Wunschnummer« hin.
    Nun, Leute wie Hoffach konnten sich derlei Extravaganzen leisten. Sie blieb neben dem teuren Wagen stehen. Die Kraft floß ihr zu, und sie berührte das Fahrzeug. Niemand achtete darauf.
    Irena ging weiter, ließ den Wagen hinter sich zurück. Selbst wenn es nicht Hoffachs Wagen war – was machte es schon?
    Das große, hell erleuchtete Casinogebäude tauchte vor ihr auf. Sie trat ein. Sie war sich noch unschlüssig, ob sie selbst spielen sollte oder nicht, aber vorsichtshalber wechselte sie einen Hundertmarkschein um.
    Solange sie nicht spielte, ging ihr das Geld ja nicht verloren.
    Und wenn – sie würde es doppelt zurückerhalten. Dessen war sie sicher.
    Die Kraft in ihr floß stärker, erfüllte sie. Sie sah zwei elegante Männer und eine geradezu hinreißende Frau, die ihr kurz nachsahen. Der Mann im weißen Anzug weckte kurz ihre Aufmerksamkeit. Aber dann sah sie Hoffach an einem der Roulettetische. Plötzlich wußte sie, was sie zu tun hatte.
    Es waren einige Plätze frei geworden. Irena Vahlberg nahm Hoffach gegenüber Platz. Er erkannte sie natürlich sofort.
    »Wie reizend, Fräulein Vahlberg«, sagte er ätzend. »Wollen Sie hier Ihr Gehalt ein wenig aufbessern?«
    »Mir geht es da wie Ihnen«, gab sie zurück. Seine Worte hatten ihr einen Stich versetzt – wieder einmal. Aber diesmal hatte sie die Konfrontation bewußt gesucht. Im Büro war das anders. Da mußte sie auf Gedeih und Verderb mit ihm zusammenarbeiten, konnte ihm nicht ausweichen.
    Deshalb tat es ihr dort besonders weh. Jetzt aber…
    Ein neues Selbstwertgefühl war in ihr erwacht.
    In zwei Tagen stirbst du, Hoffach!
    Und jetzt ist Grundsteinlegung…
    Sie setzte zwei ihrer Jetons und betrachtete
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