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0338 - Grauen in der Geisterstadt

0338 - Grauen in der Geisterstadt

Titel: 0338 - Grauen in der Geisterstadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schnur getragen? Und da war wieder diese Geisterstadt, und die Sonne brannte heiß vom Himmel herunter. Aufkommender Wind heulte durch leere Fenster und trieb Staubwolken über die Straße. Waren da nicht auch schattenhafte Gestalten?
    Zamorra bewegte sich wie durch Sirup.
    Er zwang sich zur Ruhe.
    Eine Vision konnte es nicht sein. Denn die hätte sich anders geäußert, nicht in diesem Überlagerungseffekt. Er hätte die Bilder zwar auch nicht huntertprozentig gestochen scharf gesehen, aber immerhin nicht von der Realität durchzogen. Stellenweise konnte er Traum und Wirklichkeit nicht voneinander unterscheiden!
    Das Lederband…
    Da war doch irgend etwas gewesen. Die Geisterstadt… wann war er in einer Geisterstadt gewesen? Plötzlich konnte er Nicole sehen, seine Gefährtin. Sie trug ein ledernes Fransenhemd und Cowboystiefel… das Hemd war hier und da eingerissen… auch die anderen Gestalten traten jetzt etwas deutlicher hervor…
    Ein Skelett… ein römischer Soldat… ein Cowboy… nein, er sah nur so aus und war doch keiner… mongolische Gesichtszüge… Wang Lee Chan?
    Da zündete es. Churks Zeitexperiment! Die Falle, die gestellt worden war. Menschen, die aus verschiedenen Zeitepochen zusammengebracht worden waren. Tödliche Auseinandersetzungen. Hundert Jahre tief in der Vergangenheit!
    Zamorra schluckte. Das alles war doch schon geschehen, war lange vorbei! Damals hatte Leonardo deMontagne, der noch kein Fürst der Finsternis war, Wang Lee Chan als seinen Leibwächter rekrutiert! Damals…
    Aber wieso sah Zamorra dann jene Szene wieder vor sich? Und - sie entsprach auch nicht vollständig seiner Erinnerung!
    Etwas war falsch. So, wie die Figuren hier Aufstellung genommen hatten, hatten sie sich niemals gegenübergestanden. Außerdem war da noch der Wikinger gewesen. Wie hatte er noch geheißen? Olaf Schädelbrecher… zumindest sein Leichnam hätte irgendwo sein müssen. Tanista, der Legionär, hatte den Wikinger den Comanchen ausgeliefert…
    Das Bild, diese gesamte Szenerie, war falsch!
    »Warum?« keuchte Zamorra auf. »Warum sehe ich dieses Bild?«
    Es verschwamm wieder. Die Figuren flirrten, wurden zu Schatten, um dann wieder deutlicher hervorzutreten. Es war wie zwei Dias, die sich gegenseitig überlagerten, die ineinander projiziert werden.
    »Nicole…«
    Aber sie war doch nicht hier im Arbeitszimmer! Sie war irgendwo in den Räumen des Châteaus, entweder in der Bibliothek oder sonstwo! Sie konnte doch gar nicht im Arbeitszimmer sein! Und dann sah Zamorra sich selbst, wie er hinter dem Schreibtisch saß, dabei wußte er genau, daß er in der Geisterstadt im glühenden Straßenstaub stand und kämpfen mußte… und…
    »Nein!« keuchte er. »Das stimmt doch gar nicht! Das ist doch falsch! Ich kann nicht dort sein, weil ich hier, im Château in meinem Arbeitszimmer, im Sessel sitze!« Und vorwurfsvoll starrte er sich an, wie er da im Straßenstaub stand, leicht vorgebeugt und bereit zum Kampf…
    Zu einem Kampf, der vor Monaten schon beendet worden war - und vor hundert Jahren…
    »Nicole«, murmelte er wieder. »Wo bist du? Hilf mir! Was ist mit mir los…?«
    Erstaunt sah sie ihn an - sah sie den Zamorra in der Geisterstadt an, der nach seinem Amulett tastete. Auch der Zamorra im Arbeitszimmer tastete nach seinem Amulett, aber das war nicht da! Lag es nicht im Tresor bei Dhyarra-Kristall und Zauberschwert?
    Er wollte hingehen und stieß wuchtig gegen den Arbeitstisch. »Verflixt«, keuchte er auf, weil er doch genau wußte, daß er aufgestanden war. Aber warum saß er dann noch hier im Sessel?
    Ich drehe durch, dachte er. Ist das Geisterspaltung, Schizophrenie? Kann ich nicht mehr zwischen Wirklichkeit und Wahnvorstellungen unterscheiden?
    Seine Hand glitt durch den Schreibtisch hindurch, als existiere dieser überhaupt nicht. Die Wirklichkeit war keine Wirklichkeit mehr. Irgendwo waren Weichen neu gestellt worden. Wurde jetzt alles anders?
    »Ich muß das Amulett erreichen«, murmelte er. »Ich muß…«
    ***
    Der Fürst der Finsternis brüllte auf. Unwillkürlich glitt seine Hand zum Schwert, riß es aus der Scheide. Neben ihm reagierte sein Leibwächter und Berater Wang Lee Chan ebenso schnell. Flirrend lag das seelenfressende schwarze Schwert schon in seiner Faust und heulte leise. Das Schwert, das aus den Knochen des Dämons Churk geformt worden war. Churks Blut hatte Wang getrunken und dadurch seine relative Unverletzbarkeit erhalten…
    Aber da war Churk!
    Diese monsterhafte, riesige
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