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0338 - Grauen in der Geisterstadt

0338 - Grauen in der Geisterstadt

Titel: 0338 - Grauen in der Geisterstadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich Konstellationen und Konfigurationen neu in einer Weise, die ebenso unwirklich war, weil sie in jener Zeit nie so existiert hatten, wie es jetzt erzwungen wurde. Aber eine Unwirklichkeit mußte die andere ersetzen, um damit die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, daß wenigstens ein Ereignisstrang eine höhere Wirklichkeitsebene erreichen konnte.
    Alles wurde anders. Fragmente wurden losgerissen und neu, anders, zusammengesetzt.
    Da war die Geisterstadt. Ein gelbroter, glühender Himmel spannte sich über ihr, ein Wüstenwind, der alles ausdörrte und durch offene Fenster und leere Häuser strich.
    Da war Marcus Servius Tanista, Centurio der Ersten Legion des Caesar Tiberius, zugleich Kommendant der Kaiserlichen Leibgarde, durch ein Experiment des Dämons Churk in den texanischen Wilden Westen kurz nach dem Bürgerkrieg versetzt. In seinem Leib klaffte eine Wunde, die ihm Wang mit des Römers eigenem Schwert beigebracht hatte, aber die Wunde war gleichzeitig doch geschlossen. Irgendwie flimmerte sie, aber sie konnte den Centurio nicht behindern, sie schmerzte auch nicht. Sie war einfach nicht vorhanden, obgleich jeder sie sehen konnte. Und sie blutete nicht. Es war, als sei sie erstens unwirklich und zweitens in der Zeit erstarrt.
    Da war ein Skelett-Krieger Leonardo deMontagne, bewaffnet mit Streitaxt und Rundschild. Auch er wirkte irgendwie unecht, als sei er bereits erschlagen und zu Staub zerfallen. Und doch war er da.
    Da war ein Mann in typischer Cowboykleidung, den Revolver an der Hüfte. Sein Kopf unter dem schwarzen Stetson war kahl, sein Gesicht mongolisch. Wang Lee Chan, durch ein Zeitexperiment des Dämons Churk aus den Steppen der Mongolei und aus der Zeit des Temundschin Dschingis-Khan in den texanischen Wilden Westen kurz nach dem Bürgerkrieg versetzt…
    Da war ein blondes Mädchen, mit einem eng geschnittenen und halb zerfetzten ledernen Fransenhemd bekleidet. Da war ein Mann im fleckig gewordenen und hier und da eingerissenen weißen Anzug und mit einem silbern schimmernden Amulett am Lederband vor der Brust. Professor Zamorra und seine Gefährtin Nicole Duval, aus dem Frankreich der Gegenwart durch das Experiment des Dämons Churk in den texanischen Wilden Westen kurz nach dem Bürgerkrieg versetzt…
    Und das war alles.
    Churk selbst und Leonardo waren einfach aus dieser neuen, unwirklichen Zeit-Zusammenstellung hinauskorrigiert worden. Es gab sie in der Geisterstadt nicht mehr, es hatte sie hier niemals zuvor gegeben. Und doch hatte diese Zusammenstellung die größten Chancen, zur Wirklichkeit zu werden.
    Die Zeit flimmerte. Alles war möglich. Nichts war absolut real. Eine Nische im Ablauf der Zeit entstand, um sich zu stabilisieren. So schützte sich das Gefüge des Universums vor einem Zusammenbruch in diesem Teil.
    Doch was war der Preis?
    Nicht einmal Sid Amos konnte es sagen. Das Bild wurde unscharf. Der ehemalige Höllenfürst keuchte erregt.
    »Ein Zeitparadoxon«, flüsterte er heiser. »Merlin muß gewarnt werden… und Zamorra…«
    Er umklammerte sein Amulett.
    »Mein Liebes, das mußt du speichern«, befahl er eindringlich. »Nimm dieses Geschehen in deine Erinnerung. Vielleicht mag es einmal von größter Wichtigkeit sein. Bill Fleming, dieser Narr, wie er der Zeitlosen ins Handwerk pfuscht und ihren Versuch, was immer sie damit auch bezweckte, in ein undurchschaubares Chaos verwandelt…«
    Und das Amulett speicherte die gezeigten Bilder mit absoluter Perfektion.
    ***
    Von einem Moment zum anderen glaubte Zamorra, zu träumen. Er schloß überrascht die Augen und sah trotzdem. Vor ihm baute sich eine Landschaft unter heißer Sonne auf, an die er eine flüchtige Erinnerung hatte.
    Hier stimmt etwas nicht, dachte er erschrocken.
    Da war sein Arbeitszimmer im Château Montagne. Vor ihm der Schreibtisch mit der großen Arbeitsfläche und dem Computer-Terminal, das große Panoramafenster, das eigentlich ein Stilbruch war, ihm aber jederzeit genug Licht gab. Da war der schwere Lederdrehsessel, in dem er saß.
    Und da war eine verlassene Wildwest-Stadt, in der er stand.
    Zamorra sprang auf. »Werde ich verrückt?« stieß er hervor. »Sehe ich jetzt schon am hellen Tage Dinge, die es nicht gibt?« Unwillkürlich fuhr seine rechte Hand zur Brust, wo normalerweise das Amulett hing, Merlins Stern, aber er trug das Amulett jetzt nicht. Er hatte es abgelegt, um das Lederband wieder durch eine Silberkette ersetzen zu lassen…
    Lederband?
    Wann jemals hatte er das Amulett an einer ledernen
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