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0338 - Grauen in der Geisterstadt

0338 - Grauen in der Geisterstadt

Titel: 0338 - Grauen in der Geisterstadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erklärte Merlin.
    Merlins unsichtbare Burg Caermardhin erhob sich auf einem Bergrücken nahe dem kleinen Dorf Cwm Duad im südlichen Wales. Wer jemals die Gelegenheit hatte, Caermardhin dennoch zu sehen und auch zu betreten, der wunderte sich über das Verhältnis der Abmessungen. Im Inneren war Caermardhin weitaus größer, als die äußeren Abmessungen es zuließen. Irgendwie schien die Burg in eine andere Dimension hinein zu reichen. Allein der Saal des Wissens besaß eine größere Grundfläche als die ganze Burg an sich. Hier war alles Wissen gespeichert, das Merlin jemals gesammelt hatte: Über Jahrtausende hinweg war dieser Saal mit seinen kristallenen, in allen Regenbogenfarben schillernden Speicherwänden gewachsen. Und in seiner Mitte erhob sich auf einem gewaltigen Sockel die frei schwebende Bildkugel, deren Durchmesser mehrere Meter umfaßte.
    Merlins Gedanken steuerten die Bildkugel. Er verlangte, daß die Kugel ihm Zamorra zeigte. Und die Impulse strichen hinaus in die Welt, tasteten nach einem ganz bestimmten Bewußtseinsmuster und fanden es unter der weißmagischen Abschirmung von Château Montagne.
    Aber, mußte Merlin bestürzt erkennen, Zamorra unterlag bereits dem Zeiteffekt. Die Veränderung, das Paradoxon, arbeitete bereits. Zamorra war unwirklich geworden. Er würde erst dann wieder materiell und geistig stabil werden, wenn der Ablauf in der Vergangenheit abgeschlossen war, wenn sich eine neue feste Zeitströmung herausgebildet hatte. Das aber mußte erst noch erkämpft werden. Noch war alles offen. Und so wie Zamorra ging es allen Beteiligten. Auch Nicole war irgendwie aufgespalten, war in der Gegenwart und zugleich auch in der Vergangenheit, die nicht mehr stabil war.
    »Hilf ihnen«, verlangte Sid Amos, der einst Zamorras Gegner gewesen war.
    Merlin hob die weißen, buschigen Brauen.
    »Ich kann es nicht«, gestand er.
    ***
    Leonardo deMontagne hätte viel darum gegeben, in diesem Moment das Gesicht des Magnus Friedensreich Eysenbeiß sehen zu können. Aber die Silbermaske verbarg alles. Nur die Augen waren hinter den dünnen Schlitzen zu sehen, und sie schienen zu flackern.
    »Es ist nicht Bill Flemings Schuld«, versicherte Eysenbeiß. »Auch nicht die meine. Ich konnte es deutlich verfolgen, was geschah. Zwei Kräfte prallten aufeinander, die sich nicht vertragen. Sie mußten gegeneinander arbeiten, und es kam zur Katastrophe. Beide Kräfte, beide Versuche verfälschten sich gegenseitig.«
    Der Fürst der Finsternis stützte sich auf das mächtige Schwert und sah Eysenbeiß drohend an.
    »Du spielst mit deinem Leben, Eysenbeiß«, grollte er. »Sieh, was das Experiment aus mir machte. Ich bin unstabil geworden. Aber sollte dieses mißlungene Zeitexperiment mich vernichten - so wirst du keine Sekunde überleben. Ich werde dich mit mir vernichten.«
    Eysenbeiß reagierte kaum auf diese Drohung.
    »Herr, es muß sich zwangsläufig alles stabilisieren«, sagte er. »Wenn ein Zeitparadoxon in krassester Form wirklich möglich wäre, dann hätten wir uns schon längst in Nichts aufgelöst. Dann wäre die Entwicklung an dem Punkt vor hundert Jahren stehengeblieben, an dem dieses Paradoxon ausgelöst wurde. Die Gesetze der Zeit sind unerbittlich und unerschütterlich.«
    »Daran«, fauchte Leonardo, »glaube ich schon lange nicht mehr.«
    »Ihr werdet sehen«, versicherte Eysenbeiß. »Die Zeit läßt sich in dieser Form nicht betrügen. Sie heilt sich selbst.«
    »Deine Worte in Luzifers Ohr!«
    Eysenbeiß verneigte sich.
    »Veranlasse diesen Fleming, daß er seinen Versuch rückgängig macht«, fauchte Leonardo. »Vielleicht ist dann noch etwas zu retten. An deine Theorie glaube ich nämlich nicht. Und… beeile dich!«
    Wieder verneigte Eysenbeiß sich. »Ich werde T’Cant entsprechend beauftragen«, versicherte er.
    »Was und wie du es tust, ist mir egal«, brüllte der Fürst der Finsternis. »Wichtig ist, daß du es tust, und zwar unverzüglich! Andernfalls legt dir Wang deinen Kopf vor die Füße!«
    »Wang«, zischte Eysenbeiß. »Ausgerechnet der! Aber die Freude wird er sich nicht gönnen dürfen…«
    Und er machte sich daran, Verbindung mit dem Dämon T’Cant aufzunehmen.
    Es hätte der Drohung des Fürsten nicht bedurft. Eysenbeiß selbst war über die Zeit-Katastrophe tödlich erschrocken…
    ***
    Bill Fleming öffnete die Augen. Er sah Tandy Cants Gesicht über sich. Sie war besorgt.
    »Endlich«, stieß sie hervor. »Ich dachte, du wachst überhaupt nicht mehr auf. Ich habe so
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