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0338 - Grauen in der Geisterstadt

0338 - Grauen in der Geisterstadt

Titel: 0338 - Grauen in der Geisterstadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ganze Zeitparadoxon an sich schon wieder ungeschehen gemacht worden sein. Also konnte ich damals auch nicht sterben und… verflixt, ich werde verrückt, wenn ich noch länger darüber nachdenke!«
    Raffael sah sie aus großen Augen an.
    »Und wo ist jetzt der Geist des Professors?«
    »Er muß noch in der Vergangenheit sein«, sagte Nicole. »Hundert Jahre vor unserer Zeit…«
    ***
    Bill Fleming und Tandy Cant hatten sich in einem kleinen, aber noblen Hotel in Dalhart einquartiert. »Morgen fahren wir nach Amarillo und fliegen nach New York zurück«, hatte Bill gesagt.
    Er war während der rasenden Fahrt auffallend still gewesen. Im Hotel angekommen, zog er sich in die Bar zurück. Nach einer halben Stunde gesellte sich Tandy zu ihm. Da naschte Bill schon am vierten hochbordigen Glas Whisky.
    »He, alter Freund«, sagte das dunkelhaarige Mädchen, das sich in ein atemberaubend geschnittenes Kleid gezwängt hatte. »Willst du wieder der Trunksucht verfallen, nur weil du ein paar Skelette gefunden hast?«
    Bill sah sie an. Er war noch überraschend klar.
    »Es waren die Skelette von Zamorra und Nicole«, sagte er. »Und beide waren - oder sind - immerhin langjährige gute Freunde.«
    »Sind?« echote Tandy. »Ich denke, du hast ihre Skelette gefunden. Dann sind sie doch tot.«
    »Da bin ich mir nicht sicher«, sagte Fleming. »Immerhin ist da mit der Zeit einiges gewaltig in Unordnung geraten. Vielleicht reicht das Paradoxon weiter, als wir ahnen können. Aber trotzdem wühlt es mich auf, verstehst du?«
    »Ja«, sagte Tandy, und der Dämon T’Cant dachte: Aufpassen! Er ist noch nicht weit genug in seiner Entwicklung! Noch ist er zu gefühlsbehaftet, gerade was seine Freundschaft zu Zamorra angeht. Davon muß er noch ab… Ich muß ihn noch einige Schritte weiter lenken…
    »Meinst du, es hilft, wenn du dich jetzt betrinkst?« fragte Tandy.
    Bill Fleming grinste unfroh.
    »Sicher, wenn sie wirklich tot sind, macht es sie nicht lebendiger. Aber ich leere diese Gläser auf ihr Wohl. Zum Abschied.«
    Wie immer das auch gemeint ist, dachte T’Cant - Abschied von den Lebenden oder von den Toten. Und Tandy hob die Hand und winkte dem Mann hinter dem Bartresen.
    »Ich schließe mich an«, sagte sie. »Laß uns in dieser Nacht das Fest der bleichenden Knochen feiern.«
    Bill preßte die Lippen zusammen.
    »Cheers«, sagte er und stieß mit ihr an. Die Gläser mit der goldgelben Flüssigkeit klirrten leicht aneinander.
    ***
    Was der Dämon Churk nicht für möglich gehalten hatte, hatte Zamorra geschafft: Er hatte ein Zeittor öffnen können. Wang Lee Chan hatte es nicht bemerkt. Aber Zamorra war zu geschwächt, zu erschöpft gewesen, um dieses Tor sofort benutzen zu können. So ließ er es »halb offen« und Merlins Stern in Bereitschaft, als er die Versuche wieder aufgab. Für Wang war es durchaus glaubhaft, daß Zamorra erschöpft und nicht mehr fähig war, weiterzumachen, ehe er nicht eine Ruhepause eingelegt hatte.
    Ein weiteres Problem waren Hunger und Durst. Solange ständig etwas los war, war Zamorra abgelenkt gewesen. Aber jetzt, als er nur ruhig damit zu tun hatte, einen Weg in die Zukunft zu finden, meldeten sich seine körperlichen Bedürfnisse und schwächten ihn weiterhin.
    Draußen war es dunkel geworden.
    Zamorra hatte sich auf einem der noch erhaltenen Tische ausgestreckt -weicher als der Fußboden war der auch nicht, aber sicherer; es mochte Klapperschlangen geben oder giftige Spinnen, die sich dem erschöpft Tiefschlafenden unbemerkt näherten -und war sofort eingeschlafen. Das Amulett lag in seiner Griffnähe.
    Seine innere Uhr funktionierte noch.
    Zamorra hatte sich selbst den Befehl gegeben, nach etwa drei Stunden wieder aufzuwachen.
    Als er erwachte, war alles ruhig. Er sah sich im dunklen Saloon vorsichtig um. Der Römer hing nach wie vor am Stützpfeiler in seinen Fesseln, aber er schien ebenfalls eingeschlafen zu sein. Vor den Fenstern zeichneten sich die Silhouetten der beiden Skelett-Krieger ab, die Wache hielten. Im fahlen Mondlicht, das kaum ausreichte, mehr als Schatten im Innern des Raumes erkennen zu lassen, sah Zamorra auch Wang. Der Mongole saß auf einem Stuhl, die gestiefelten Füße auf eine Tischplatte gelegt, und hielt sein Nickerchen. An seiner Seite war der geladene Colt. Zamorra sah, daß der Hahn gespannt war. Das war für Wang gefährlich, falls der Abzug versehentlich im Holsterleder bewegt wurde - er würde sich die Kugel in den eigenen Fuß jagen. Andererseits konnte er so
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