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0338 - Grauen in der Geisterstadt

0338 - Grauen in der Geisterstadt

Titel: 0338 - Grauen in der Geisterstadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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blitzschnell schießen, wenn es sich als erforderlich erwies. Und Wang, das wußte Zamorra schon seit langem, legte Wert auf große Schnelligkeit. Also war es nur logisch, die Waffe schußbereit im Holster zu tragen. Zamorra hatte selbst einige Male Colts aus der Pionierzeit des Wilden Westens in der Hand gehabt und wußte, daß sich damit durchaus nicht so treffsicher und vor allem nicht so schnell schießen ließ, wie das in einschlägigen Filmen und schlechten Romanen meist gezeigt wurde. Es sei denn, der Schlagbolzen war angefeilt und die Spannfedern gerade so schlapp, daß sie noch wirken konnten… aber das war bei Wangs Beutewaffe nicht zu vermuten.
    Du verlierst dich in Nebensächlichkeiten! ermahnte Zamorra sich selbst. Sieh zu, daß du in deine Zeit verschwindest!
    Er fühlte sich wieder etwas kräftiger als zuvor. Und er war gewillt, den Versuch jetzt zu wagen. Wenn, dann mußte alles blitzschnell gehen, ehe die anderen merkten, was geschah. Wang sollte auf jeden Fall hier Zurückbleiben; nach Ablauf seiner normalen Lebensspanne würde er vielleicht irgendwann um 1900 oder 1920 hier sterben. Der Römer — Zamorra wußte, daß der sich in der Gegenwart noch weniger zurechtfinden konnte. Es bestand höchstens die Möglichkeit, ihn mit Merlins Vergangenheitsring in seine Epoche zurückzubefördern. Aber ihn jetzt vom Pfosten zu befreien, war unmöglich. Zamorra konnte höchstens später noch einmal versuchen, zurückzukommen.
    Er war jetzt entschlossen, keine Rücksicht mehr auf Paradoxa zu nehmen. Mit Nicoles Tod war ohnehin alles verkorkst. Schlimmer konnte es nicht mehr werden, egal was er tat.
    Lautlos richtete er sich halb auf. Er griff nach dem Amulett.
    Im Halbdunkeln hatte er falsch zugefaßt. Er rutschte vom Tisch und fiel mit einem metallischen Laut auf den Boden. Sofort schnellte Wang hoch, stand breitbeinig da, den Revolver in der Faust. Die schwarze Mündung gähnte Zamorra an. Auch die Skelett-Krieger an den Fenstern fuhren herum.
    Verdammt! dachte Zamorra. Warum kann der Kerl nicht tief genug schlafen?
    Wang holsterte den Revolver wieder. Er grinste. »Du bist wieder wach? Das ist gut. Dann kannst du ja weiter machen. Warte, ich setze eine Kerze in Brand. Vielleicht gibt es hier auch Petroleumlampen.«
    Du lernst einfach zu schnell, Alter, dachte Zamorra. Zu Wangs Zeit hatte es keine Petroleumlampen gegeben, und in der Gegenwart waren sie nicht mehr üblich. Wang schien sich intensiv mit allem Menschheitswissen befaßt zu haben.
    »Ich bin noch immer fertig«, sagte Zamorra. »Ich bin nur zufällig erwacht.«
    »Warum? Es gibt solche Zufälle nicht. Dein Erwachen hat einen Grund. Droht uns Gefahr?«
    Zamorra kam nicht zu einer Antwort.
    Denn im nächsten Moment war die Gefahr da!
    ***
    Die Gefahr hieß Churk und walzte sich in diesem Moment durch die Eingangstür. Der Zeit-Dämon hatte, als alles ruhig wurde in der Geisterstadt, damit gerechnet, daß Wang und die anderen eingeschlafen waren. Das war für ihn die Gelegenheit, sich das Amulett zu holen.
    Also drang Churk lautlos ein.
    Er hatte immerhin noch den Vorteil auf seiner Seite, daß sowohl Wangs als auch die Aufmerksamkeit der Skelett-Krieger durch Zamorra abgelenkt war. Aber dieser Vorteil war ziemlich klein.
    Churk war überrascht, die Gesuchten hellwach vorzufinden. Aber er begriff sofort, daß er blitzschnell handeln mußte. Und genau das tat er.
    Drei seiner fünf Pranken packten nach rechts, zwei nach links. Er kannte die schwachen Stellen der Skelett-Krieger und riß ihnen die Köpfe ab. Sofort zerfielen Leonardos Knochenkrieger zu Staub. Waffen und Rüstungsteile polterten zu Boden.
    Wang fuhr herum.
    Aber er zog den Colt nicht. Trotz der Dunkelheit erkannte er sofort, daß er einen Dämon vor sich hatte - und er erkannte auch, was das für ein Dämon war!
    Hier, in der Geisterstadt, nützte ihm der Tod Churks allerdings wenig. Er mußte sich mit ihm in die Höllen-Tiefe versetzen lassen. Nur dann erfüllte sich das Rad der Zeit.
    Er überlegte einen Moment zu lange.
    Churk wußte, daß er nur eine Chance hatte, wenn er schneller war. Und er war schneller! Seine Pranken erwischten den Mongolen, der den Bruchteil einer Sekunde zu lange gezögert hatte, weil er überlegte, wie er Churk lebend fangen und für Zamorras Zeittransport vorbereiten konnte.
    Ein einziges Mal hatte Wang Lee sich nicht auf eine veränderte Sachlage einstellen können.
    Churks Krallen töteten ihn.
    Wang Lee Chan, der schier unüberwindliche mongolische
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