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0338 - Grauen in der Geisterstadt

0338 - Grauen in der Geisterstadt

Titel: 0338 - Grauen in der Geisterstadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Überrascht federte sie hoch und sah sich um. Die Umgebung kannte sie doch!
    Schlagartig begriff sie.
    Sie war wieder zurück im Château Montagne!
    Aber sie konnte sich nicht die Zeit nehmen, darüber nachzugrübeln, wie das möglich war. Der Skelett-Krieger hob wieder den Arm mit dem Schwert. Mit bizarrer Langsamkeit schwang er die Klinge waagerecht durch die Luft.
    Nicole wich aus. Das langsame Schwert verfehlte sie. Der Skelett-Krieger taumelte ein paar Schritte zurück, in Richtung Tür.
    Nicole sprang jetzt vom Bett und setzte ihm nach. Sie wollte ihm die Waffe entwinden. Packte nach seinem Schwertarm und der Waffe. Aber er hielt sie mit unglaublicher Kraft fest. Zugleich stieß er mit dem Knie zu. Langsam zwar, aber nachdrücklich. Nicole wurde getroffen und zurückgeschleudert. Der Skelett-Krieger wandte sich um und riß die Tür des Schlafzimmers auf.
    Draußen tauchte Raffael auf, der alte Diener. Er wurde mit dem Schwert beiseitegedrückt. Ein anderer hätte dem langsamen Druck vielleicht widerstehen können. Raffael Bois aber war ein alter Mann. Er taumelte gegen die Wand und sank in die Knie. Aufstöhnend preßte er die Hände gegen die Brust. Er rang nach Atem.
    Nicole zögerte. Dann aber entschloß sie sich, sich erst einmal um Raffael zu kümmern. Der Skelett-Krieger entkam ihr nicht, so langsam, wie er sich bewegte. Nicole half dem alten Diener, sich wieder aufzurichten und stützte ihn, während sie nach einer Verletzung suchte. Aber der Knochenmann hatte ihn wohl nur mit der Breitseite des Schwertes getroffen.
    »Was… was war das? Wie ist das möglich?« keuchte Raffael. Er hustete und krümmte sich leicht zusammen.
    »Kommen Sie, Raffael. Setzen Sie sich.« Nicole leitete ihn stützend ins Schlafzimmer, wo Raffael in einen weichen Ledersessel sank. Langsam erholte er sich.
    »Das ist doch unmöglich«, murmelte er heiser. »Der Skelett-Krieger kann einfach nicht hier sein. Das geht nicht. Die Abschirmung…«
    »Hier sind einige Dinge nicht so, wie sie eigentlich sein sollten«, erklärte Nicole. Raffael hatte recht. Die weißmagische Abschirmung um das Château Montagne verhinderte absolut das Eindringen schwarzblütiger oder schwarzmagischer Kreaturen. Selbst Satans Ministerpräsident Lucifuge Rofocale dürfte da auf gelinde Schwierigkeiten stoßen. Demzufolge war das Erscheinen des Skelett-Kriegers eine schiere Unmöglichkeit.
    Andererseits war hier einiges andere ebenfalls aus den Fugen geraten…
    Nicole sah auf das breite Bett. Da lag Zamorra. Sein Gesichtsausdruck war leer. Was da lag, war nur eine menschliche Hülle ohne bewußtes Leben. Nicole begann zu begreifen.
    »Ich… ich habe Sie beide hierher gebracht«, sagte Raffael müde. »Ich fand sie in Zamorras Arbeitszimmer. Auch Sie, Nicole, sahen so aus wie Monsieur Zamorra jetzt. Ich wußte nicht, was ich tun sollte, also wollte ich erst einmal abwarten. Gerade wollte ich wieder nach Ihnen beiden sehen. Da flog die Tür auf, und dieses widerliche Gerippe stürmte heraus. Es gehört doch zu Leonardo, nicht wahr?«
    Nicole nickte.
    Sie sah Raffael nachdenklich an. Der alte Mann hatte böse Erinnerungen an die Skelett-Krieger. An damals, als Leonardo mit seinen Knochenmännern Château Montagne eroberte und von hier aus die ganze Umgebung unter seine Knechtschaft brachte…
    »Ich muß ihn irgendwie mitgerissen haben«, sagte Nicole. »Zamorra und ich sind in die Vergangenheit versetzt worden. Die Zeit wurde verändert. Wir landeten in unseren eigenen Körpern von damals - geistig. Und diesmal hat es mich erwischt. Mein Körper von damals starb - und da muß mein Geist wohl zurückgeschleudert worden sein nach hier. Ich erinnere mich, wie ich den Skelett-Krieger umklammerte, auf den ich stürzte, als er mir das Schwert durch den Körper stieß…«
    Sie wunderte sich darüber, wie leicht sie über dieses makabre Geschehen sprechen konnte. Bei ihrer geistigen Zeitreise zurück in die Gegenwart und ins Château mußte sie den Skelett-Krieger irgendwie mitgenommen haben. Das Durchdringen der magischen Abschirmung fand damit ebenso eine Erklärung wie seine verlangsamten Bewegungen: Nicole hatte ihn gewissermaßen eingeschleust, und allein die Anwesenheit der Abschirmung um ihn herum behinderte ihn.
    »Aber eines verstehe ich nicht so ganz«, überlegte sie. »Wenn nun in dieser veränderten Zeit mein damaliger Körper in der Vergangenheit starb — konnte er doch auch nicht damals in die Gegenwart zurückkehren… und somit müßte das
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