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0335 - Zentaurenfluch

0335 - Zentaurenfluch

Titel: 0335 - Zentaurenfluch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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das engmaschige Netz, das ihn umgab. Doch noch ehe er aus der neugewonnenen Freiheit Kapital schlagen konnte, begann eines der weiblichen Wesen mit einem seltsam düsteren Gesang, und Zamorra fühlte, wie sich magische Fesseln um ihn legten. Sein Körper wurde gestreckt, und er vermochte sich noch weniger zu bewegen als vorher. Dafür schwebte er jetzt aber, von der Magie getragen, in etwa einem Meter Höhe rücklings frei über dem Boden.
    Nicole schien davon unberührt zu bleiben. Sie sah nur kaltlächelnd zu und billigte das Tun der Zentauren.
    Die anderen Hybriden, diese Halbkreaturen aus Mensch und Pferd, umringten Zamorra jetzt auch. Er wurde von einem Kreis eingeschlossen, und wenn er sich mit etwas Fantasie vorstellte, daß die Zentauren an den Spitzen eines unsichtbaren vielzackigen Sterns standen, konnte er die magische Kraft fühlen, die sich aufbaute und ihn zu durchschneiden begann. Kraft, die von allen Seiten an ihm zu zerren begann und ihm Lebensenergie entziehen wollte.
    Eine der Zentaurinnen, die nach Zamorras Beobachtung die Anführerin der Horde sein mußte, trat jetzt ins Innere des magischen Kreises. Zamorra sah, wie ihr Körper von einem fahlblauen Leuchten umgeben wurde. Sie blieb direkt neben Zamorra stehen.
    Die Zentauren sangen jetzt alle, hatten in die eigentümliche Melodie der ersten Sängerin mit eingestimmt. Die Kraft wuchs.
    Zamorra stöhnte auf. Er kämpfte innerlich gegen das an, was ihn leersaugen wollte. Er wehrte sich mit aller Kraft, die seinem Geist zur Verfügung stand.
    Die Zentaurin vor ihm hob die linke Hand. Darin blitzte ein langes Messer mit leicht gebogener Klinge auf und schimmerte im Licht der Herbstnachmittagssonne. Da wußte Zamorra, daß sein Weg hier zu Ende war.
    Nicole, warum tust du das? Warum läßt du zu, daß die Zentauren mich ermorden? Hilf mir! Hast du vergessen, wer wir sind?
    Nicole stand starr außerhalb des Kreises und sah ungerührt zu. Die Zentaurin senkte die Hand mit dem Messer auf Zamorras Brust.
    Der wilde, furchtbare Aufschrei hallte über die Lichtung. Zamorra spürte den reißenden, furchtbaren Schmerz, der ihn durchflutete wie ein Strom glutflüssiger Lava…
    ***
    Leicester, England:
    Unruhig schreckte Ted Ewigk auf. Beta wandte den Kopf. Der EWIGE, der als Leibwächter fungierte, tastete unwillkürlich nach seinem Dhyarra-Kristall, um einen etwaigen Angriff abzu wehren.
    Aber Ted Ewigk, der ERHABENE, gab ihm mit den Augen einen Hinweis, daß keine unmittelbare Gefahr drohte.
    »Ich spüre Dhyarra-Energien«, murmelte Ted Ewigk. »Aber sie werden nicht in dieser Welt frei.«
    »Wie könnt Ihr sie dann wahrnehmen, Erhabener?« fragte Beta erstaunt. Er selbst fühlte nichts. Aber Ted Ewigk nahm die Energien über seinen eigenen Machtkristall wahr. »Es muß ein Weltentor geöffnet sein«, murmelte Ted. »Ein paar hundert Kilometer von hier in südlicher Richtung. Es hat mit den Zentauren zu tun. Verdammt, wenn ich wüßte, was das bedeutet… die Energien werden in der anderen Dimension frei, irgendwo hinter dem Weltentor, aber sie greifen dieses Tor an, um es in seiner Struktur zu verändern…«
    »Gefahr für Euch, ERHABENER?« fragte Beta.
    »Nein… aber vielleicht für Zamorra. Er muß dort sein… und er hat seinen Kristall nicht. Ich wüßte ganz gern, was jetzt dort geschieht…«
    »Vielleicht kann ich Euch helfen, es zu sehen. Ich schlage einen magischen Rapport vor, ERHABENER.«
    »Wir benutzen deinen Kristall, Beta«, entschied Ted Ewigk. »Meiner wäre zu stark für dich, und außerdem kann ich ihn derzeit nicht so steuern, wie ich es gern möchte. Berühre meine Hände mit deinem Kristall.«
    Beta trat an das Krankenlager, an dem er Tag und Nacht, ohne zu ermüden, Wache hielt. Das Krankenhauspersonal hatte sich inzwischen daran gewöhnt, daß ein unauffällig gekleideter Mann unbestimmbaren Alters hier Wache hielt, und man rätselte, warum dieser Mann offenbar keinen Schlaf brauchte. Daß er kein Mensch war, wußte niemand außer Ted Ewigk und Professor Zamorra.
    Beta hielt seinen Kristall so, daß Teds Hände ihn mit umschlossen. Dann berührten die beiden Bewußtseine einander. Und Ted Ewigk lenkte die Kraft des Dhyarra-Kristalls auf das Weltentor, an dem manipuliert wurde, und von einem Moment zum anderen konnte er den Strom der anderen Kräfte zurückverfolgen bis zu deren Ausgangspunkt.
    Er erschrak, als er begriff, was dort in diesem Augenblick vorging…
    ***
    Nicole schrie!
    Rings um die Zentauren flammte es grell auf.
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