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0334 - Aufruhr in der Unterwelt

0334 - Aufruhr in der Unterwelt

Titel: 0334 - Aufruhr in der Unterwelt
Autoren: Aufruhr in der Unterwelt
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weiße Bluse.
    »Heulen hat jetzt keinen Zweck mehr, Wilma«, ermahnte ich sie und bemühte mich, einen onkelhaften Ton anzuschlagen. »Woher hatte Chester das Rauschgift, and warum gab er es Ihnen?«
    »Ich kann Ihnen das jetzt nicht sagen«, schluchzte sie. »Bitte fragen Sie mich nicht.«
    »Ich muß Sie aber fragen, Wilma. Chester ist infolge dieses Rauschgiftes verunglückt. Also ist der, der es ihm gab oder verkaufte, an seinem Tod schuldig. Wenn Sie es wissen, so sind Sie verpflichtet, mir den Lieferanten mitzuteilen. Außerdem würde ich mir an Ihrer Stelle vier Wochen Ferien geben lassen und in ein Sanatorium gehen. Wenn Sie so weitermachen, ruinieren Sie sich.«
    Sie weinte herzzerbrechend, aber sie gab keine Antwort. Die Antwort jedoch mußte ich haben, deshalb machte ich kehrt, klopfte und trat nochmals bei Samuel Block ein, der mich erstaunt und mißbilligend anblickte.
    »Ich habe ein Anliegen an Sie, Mr. Block«, sagte ich. »Ich möchte von Wilma Drewy einige Auskünfte haben, aber ich glaube nicht, daß Ihr Office der geeignete Platz für eine vertrauliche Unterredung ist. Darf ich das Mädchen für eine halbe Stunde mitnehmen?«
    »Aber selbstverständlich, Mr. Cotton, und sagen Sie ihr bitte, wenn sie sich nicht wohl fühlt, soll sie ruhig nach Haus gehen. Ich hatte schon den Eindruck, daß Chesters plötzlicher Tod sie mehr mitgenommen hat, als sie zugibt,«
    Als ich zurück in den Vorraum kam, saß eine andere am Schreibtisch während Wilma gerade zur Tür hinauswischte.
    Auf dem Flur holte ich sie ein und faßte sie mit der Hand am Ellbogen.
    »Seien Sie vernünftig, Mädel«, sagte ich. »Wir gehen jetzt irgendwo in der Gegend in ein kleines Lokal und dort schütten Sie mir Ihr Herz aus.«
    Sie gab keine Antwort, nickte nur und ließ sich willig zum Lift und dann auf die Straße führen.
    Fünf Minuten später saßen wir in einem der bekannten Horn and Hardart Cafés. Ich bestellte einen starken Mokka und dazu je einen doppelten Brandy.
    Dann ließ ich Wilma zuerst einmal ganz in Ruhe. Ich wartete darauf, daß sie anfing, und darin hatte ich mich nicht getäuscht.
    Sie erzählte aufgeregt, flüsternd und in abgerissenen Sätzen. Das Ergebnis dessen, was sie sagte, war, daß Chester Block durchaus nicht der harmlose, gute Junge war, für den ihn sein Vater gehalten hatte. Chester hatte sich zuerst mit freundlichen Blicken und Worten, dann mit kleinen Aufmerksamkeiten und endlich mit einer Einladung ins Theater an sie herangemacht.
    Natürlich fühlte sich das junge Ding geschmeichelt, daß der Sohn des Chefs sich um sie bemühte. Sie waren dann auch gemeinsam in einigen Nachtclubs gewesen, im Bai Babarin etwa, im Blue Angel und in vielen anderen. Daran interessierte mich nur der Besuch im Gaslight Club und im Wild West Club. In beiden war Chester Block ein gern gesehener Gast. Beide Adressen hatten auf dem Zettel gestanden, den er in seiner Todesstunde bei sich trug.
    Wilma erzählte weiter. Irgendwann fing Chester an zärtlich zu werden, Wilma war erschreckt und verlegen, sie wehrte ihn vorsichtig ab, bis er sie eines Tages dazu veranlaßte, ein weißes Pulver zu schlucken. Sie schilderte mir die wohlbekannte Wirkung des Heroins auf Anfänger.
    Er brachte ihr später bei, wie man sich Einspritzungen macht, und sie gestand, daß sie ohne das Gift nicht mehr existieren könne. Die Hauptsache aber, nämlich die Bezugsquelle, kannte sie offensichtlich nicht. Sie hatte ihren Freund einmal danach gefragt, aber der hatte sie ausgelacht.
    »Das könnte dir so passen«, hatte er ihr geantwortet. »Wenn du nicht mehr auf mich angewiesen bist, läßt du mich laufen, und das ist nicht der Zweck der Übung.«
    Diese Äußerung hatte er genau vor drei Tagen getan.
    »Und was nun?« fragte ich sie, »Vielleicht springe ich in den Hudson«, schluchzte sie.
    »Das werden Sie nicht tun«, erklärte ich ihr energisch. »Sie werden sich das Teufelszeug abgewöhnen. Wo wohnen Ihre Eltern?«
    Zuerst wolle sie nicht mit der Sprache heraus, aber dann sagte sie mir die Adresse. Ich lud sie in meinen Wagen und fuhr sie nach Hause.
    Dort hatte ich eine sehr ernste Unterredung mit ihrer Mutter, die zuerst in Verwünschungen über die ungeratene Tochter ausbrach, sich aber dann davon überzeugen ließ, daß sie so dem Mädel nicht half.
    Ich warnte sie dringend davor, Wilma Vorwürfe zu machen und gab ihr die Adresse eines mir bekannten Arztes, der alles Weitere in die Hand nehmen würde. Als ich ging, lagen Mutter und
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