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0332 - Die Pest aus den Slums

0332 - Die Pest aus den Slums

Titel: 0332 - Die Pest aus den Slums
Autoren: Die Pest aus den Slums
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einem alten Schuppen am Verschiebebahnhof. Der Schuppen ist gewissermaßen Knowns Hauptquartier. Als Known mich sah, sagte er sofort: Für dich habe ich heute ’nen Auftrag. Du fährst ’runter nach Manhattan. In einer Kneipe, 11. Straße, 425, triffst du ’nen Mann, bei dem ich zwei Pistolen bestellt habe. Warte auf jeden Fall auf ihn! Kann sein, daß er erst am Nachmittag kommt, aber ebensogut kann er auch am Morgen aufkreuzen. Setze dich in die Kneipe und warte. Wage es nur nicht, ohne die Waffen zurückzukommen.«
    Tom schluckte.
    »Ich gehorchte. Ich saß bis zum späten Nachmittag in der Kaschemme, aber der Mann kam nicht. Dann fuhr ich nach Hunts-Point zurück und suchte Known, aber ich fand ihn an keinem unserer üblichen Treffpunkte. — Mr. Cotton, ich bin sicher, daß Known meine Schwester entführt hat.«
    Möglich, daß Tom recht hatte. Das war sogar wahrscheinlich. Die Lescort-Gangster hatten es immer vermieden, am hellen Tag Verbrechen zu begehen.
    »Glaubst du, daß Known deine Schwester in dem Schuppen gefangenhält?«
    »Vielleicht…«
    Wir erreichten die Tribourough Bridge. Wieder stockte der Verkehr. Auf der Brückenmitte flackerte das Rotlicht der Polizeiwagen.
    Die Cops winkten, als sie den Jaguar erkannten. Ich zischte über die Brückenabfahrt, und nun waren es nur noch zwei Meilen bis Hunts-Point.
    »Zeig mir den Weg zu dem Schuppen!«
    »Es gibt eine Einfahrt von der Carbot Street. Sie wird für den offiziellen Verkehr nicht mehr benutzt. Dieser Teil des Verschiebebahnhofes ist stillgelegt.«
    Wenige Minuten später erreichten wir die Carbot Street. Tom dirigierte mich an der Mauer entlang, die den Verschiebebahnhof umschließt.
    »Da«, sagte er. »Die Einfahrt!«
    Ich drehte am Steuer des Jaguar, nahm das Gas weg. Der Wagen sprang über die Unebenheiten der Einfahrt.
    »Der Schuppen?«
    »Rechts!« schrie Tom.
    Ich zog meinen Schlitten nach rechts herum. Das Scheinwerferlicht riß einen niedrigen, langgestreckten Holzschuppen, der halb zerfallen war, aus der Dunkelheit. Verrostete Schienenstränge lagen vor dem Schuppen, aber ich nahm keine Rücksicht auf die Achsen und Federn des Jaguar. Ich jagte über die Gleise.
    Als der Jaguar auf ein paar Yard heran war, wurde eine Tür im Schuppen aufgerissen. Ich sah zwei, drei Gestalten im Scheinwerferlicht.
    Die Bremsen schlugen an. Der Jaguar schleuderte, stand. Mit einem Satz sprang ich aus dem Wagen. Eine der Gestalten versuchte, an mir vorbei ins Dunkle zu entwischen.
    Ich griff zu, packte den Knaben an der Lederjacke und zog ihn zurück in das Scheinwerferlicht des Jaguars.
    »Stehenbleiben!« brüllte ich.
    Im grellen Licht sah ich die jungen Gesichter, die Lederjacken, die Nietenhosen. Es waren Boys der Halbstarken-Bande.
    »Zurück in den Schuppen!« befahl ich, und ging auf sie zu.
    Sie wichen langsam zurück. Ich folgte ihnen. Tom Raven hielt sich an meiner Seite.
    Etwa zwei Dutzend Jungs hielten sich in dem Schuppen auf. Zwei Karbidlampen erhellten den verkommenen Raum dürftig, aber das Scheinwerferlicht des Jaguar fiel durch die offene Tür.
    Die Jungs standen mit hängenden Armen und hängenden Köpfen.
    Es war klar, daß Tom sich geirrt hatte. In diesem Schuppen wurde Ann Raven nicht gefangengehalten.
    Jack Known, der bullige Anführer, befand sich nicht unter den Jungs.
    »Ich will wissen, wo Known ist«, sagte ich scharf. »Known und die Gangster, die hinter ihm stehen, haben euch dazu gebracht, an Verbrechen teilzunehmen, die euch auf den Elektrischen Stuhl bringen würden, wenn ihr erwachsen wäret. Ihr habt Ann Raven entführt, und jetzt ist das Mädchen in Gefahr, ermordet zu werden. — Ich weiß nicht, wie jeder van euch jemals wieder mit seinem Gewissen fertig werden wird, wenn er sich sagen muß, an dem Tod eines Girls mitschuldig zu sein.«
    Einer der Jungen hob den Kopf.
    »Wir haben nichts damit zu tun«, sagte er, halb trotzig, halb schüchtern.
    »Keiner von euch?«
    Sie antworteten nicht, aber ihre Köpfe drehten sich. Keiner sprach ein Wort, aber die Blicke aller waren auf zwei Boys gerichtet, und um diese beiden bildete sich ein Kreis wie um Aussätzige.
    Tom stieß einen hellen Schrei aus. Er stürzte sich auf den größeren der beiden Jungs. Seine Fäuste flogen hoch, hämmerten auf den anderen ein.
    »Wo ist meine Schwester?« schrie er. »Wo habt ihr sie hingebracht, ihr…«
    Der Junge schlug nicht zurück. Er versuchte nur, sein Gesicht mit den erhobenen Armen zu schützen. Tom zerrte ihm die Arme
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