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0332 - Die Pest aus den Slums

0332 - Die Pest aus den Slums

Titel: 0332 - Die Pest aus den Slums
Autoren: Die Pest aus den Slums
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er.
    »Knallen Sie ihn nieder, G-man!« schrie Tom.
    Ich schob den Jungen mit einer Handbewegung zur Seite. Langsam ging ich auf Known und sein Opfer zu.
    Seine weitaufgerissenen Augen glitzerten.
    »Laß das Messer fallen«, sagte ich ruhig.
    Er reagierte nicht.
    Ich ging weiter, langsam, sicher, ruhig.
    Die Faust mit der Messerklinge senkte sich. Knowns Atem pfiff wie der eines verwundeten Mannes.
    »Das Messer«, wiederholte ich und streckte die linke Hand aus.
    Ein Schritt noch —, ich war in Reichweite.
    Meine rechte Faust flog ansatzlos hoch. Der Schlag traf Knowns Kinnlade nur einen Zoll neben dem Punkt.
    Der Bursche stürzte nach hinten, als sei ihm eine Keule gegen die Stirn geschmettert worden. Er schlug hart auf und blieb regungslos liegen. Das Messer klirrte auf den Betonboden.
    Ich bückte mich, hob es auf, beugte mich über Ann Raven. Ja, sie hatten ihr die Hand- und Fußgelenke zusammengebunden, und sie hatten sie außerdem geknebelt.
    Mit zwei raschen Schnitten zertrennte ich die Fesseln. Tom bemühte sich unterdessen, den Knebel zu lösen.
    Ann Raven tat einen tiefen Atemzug, als sie wieder voll Luft holen konnte. Dann fiel sie übergangslos in Ohnmacht.
    Tom rüttelte sie.
    »Ann!« schrie er. »Ann, sieh mich an! Ann, sprich doch! Ich bin es, ich… Tom.«
    Er wandte den Kopf. Über seine Wangen liefen die Tränen.
    »G-man, was ist mit ihr? Ist sie…«
    »Nichts«, antwortete ich. »Eine Ohnmacht! Wir tragen sie hinauf.«
    Bevor ich zugreifen konnte, hob der Junge die leichte Gestalt seiner Schwester von der Pritsche und schickte sich an, sie durch den dunklen Keller hinaufzutragen.
    Ich folgte ihm. Ann rührte sich noch nicht, als wir die Straße erreichten.
    Tom legte sie auf den Beifahrersitz des Jaguars.
    »Kannst du den Wagen fahren?«
    »Ja, ich glaube.«
    »Weißt du, wo sich die nächste Polizeistation befindet?«
    »Bruckner Boulevard!«
    »Du fährst sofort dorthin, unterrichtest die Cops und schickst sie her. Du und deine Schwester, ihr bleibt in der Station, bis ich komme. Verstanden?«
    »Ja!«
    Er klemmte sich hinter das Steuer. Ich griff an ihm vorbei und startete den Wagen, zeigte ihm, wo die Gänge lagen. Langsam ließ der Junge den Jaguar anrollen, wendete ihn und fuhr an mir vorbei die Edgewater Street hoch. In wenigen Sekunden verschwanden die Schlußlichter in der Nacht.
    Mechanisch tastete ich in den Taschen meines Anzuges nach dem Zigarettenpäckchen, fand es, schob mir einen Glimmstengel zwischen die Lippen und nahm das Feuerzeug. Ich ließ es aufschnappen, aber keine Flamme sprang auf. Das Ding hatte bei dem Hinwerfen im Sumpfgelände von Rulers Hassock Island zuviel Nässe mitbekommen.
    Ich grinste, als ich an mir ’runterblickte. Ich sah aus wie ein Wildschwein, daß sich im Matsch gesuhlt hat. Tom Raven sah noch schlimmer aus, und das Innere des Jaguar hatte genug von dem Dreck, den wir mit uns herumtrugen, mitbekommen, so daß ich ihm ’ne doppelte und dreifache Reinigung angedeihen lassen mußte, wenn alles vorbei war.
    Na ja, es war alles vorbei. Harry Lescort und seine Gang würden den Polizeisperren nicht entgehen, und sie würden sich vor Gericht nicht mehr herauswinden können. Jetzt hatten wir Zeugen genug gegen sie. John Raven, Tom, seine Schwester würden die Hand gegen sie heben, und ich war sicher, daß auch Known gegen sie aussagen würde, um sich selbst von der Urheberschaft der Entführung der Raven-Tochter reinzuwaschen. Und schließlich Roger Scash natürlich, falls er noch lebte.
    Ich reckte mich. Die Gewißheit, eine Arbeit getan zu haben, ist ein gutes Gefühl. Zwar blieb noch viel aufzuklären, aber das war von zweitrangiger Bedeutung. Die Angst, die auf den Bewohnern von Hunts-Point gelastet hatte, war von ihnen genommen. Der Bezirk würde wieder arbeiten, leben, atmen, und das allein zählte.
    Ich versuchte noch einmal, dem Feuerzeug einen Funken zu entlocken. Nichts zu machen.
    Na ja, noch ein paar Minuten, dann würden die Cops aufkreuzen, würden sich Jack Known aufladen, und ich konnte langsam daran denken, nach Hause zu fahren, ein ausgedehntes warmes Bad zu nehmen, ’ne Zigarette zu rauchen und mit viel Genuß einen mittelgroßen Schluck Whisky durch die Kehle rinnen zu lassen.
    Ich beschloß, den Jungen hinaufzuschaffen. Ich war sicher, daß er immer noch schlief, und ich konnte versuchen, ihn auf die Befne zu bringen, bevor die Cops kamen.
    Am Ende der Edgewater Street tauchte ein Wagen auf. Er fuhr langsam und mit abgeblendeten
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