Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0330 - Der Todesclub

0330 - Der Todesclub

Titel: 0330 - Der Todesclub
Autoren: Der Todesclub
Vom Netzwerk:
Erde.
    »Hören Sie, Mister«, knurrte er gereizt, »ich hatte gedacht, dass ich mich deutlich genug ausgedrückt hätte.«
    »O ja«, nickte ich freundlich. »Sie sprechen sehr gut und akzentuiert. Sie hätten bestimmt Chancen als Nachrichtensprecher bei einer Rundfunkgesellschaft.«
    Er kam um den Schreibtisch herum. Die Pupillen in seinen blaugrauen Augen waren so klein wie Stecknadelköpfe. Er trug einen einreihigen, hellblauen Anzug, der bestimmt nicht aus einem Warenhaus stammte und eine graue, eng gearbeitete Weste. Die Krawatte schien Seide zu sein und war vermutlich chinesische Arbeit, natürlich handgemalt.
    »Haben Sie das Bedürfnis, sich zu verabschieden?«, fragte er. Es war gewissermaßen seine letzte Warnung.
    Ich schüttelte ruhig den Kopf.
    »Nein, Mr. Delaine. Dieses Bedürfnis habe ich nicht.«
    Für einen Augenblick war er von dem, was er für Frechheit halten musste, überrascht und wusste nicht, was er sagen sollte. Dann raunzte er grob: »Was wollen Sie eigentlich hier?«
    »Ich suche eine junge Dame«, sagte ich. »Vermutlich Mitte zwanzig, hellblond, vielleicht sechzig Kilo schwer, keine auf den ersten Blick sichtbaren besonderen Kennzeichen. Zuletzt, glaube ich, trug sie einen flauschigen, grauen Faltenrock und einen roten Pullover. Ach ja, weiße Tennisschuhe oder so was Ähnliches hatte sie auch an. Und weiße Söckchen.«
    Während meiner Beschreibung war in seinem Gesicht eine bemerkenswerte Veränderung vor sich gegangen. Zuerst wirkte es wie die Miene eines Mannes, der maßlos erstaunt ist, dann hatte es sich rasch verfinstert, und als ich endete, war es die fast starre Maske eines Burschen, der plötzlich von einer mörderischen Wut erfüllt ist.
    Er kam langsam auf mich zu. Er sagte kein Wort, er holte nur plötzlich aus und schlug mir die linke Faust seitlich an den Unterkiefer. Wenn ich nicht schnell genug den Kopf gedreht hätte, wäre es ein bildschöner Kinnhaken geworden.
    »Hören Sie«, krächzte ich, »Sie wollten erst einmal…«
    »Halt’s Maul, du Lump!«, schrie er.
    Well, ich konnte gerade noch seinen Schlag mit dem linken Unterarm abblocken. Aber er Bursche riss schon das Knie hoch.
    Okay, dachte ich, sprang zurück und versetzte.ihm einen Stoß vor die Brust, um ihn auf Abstand zu halten. Der Bursche stolperte über seine eigenen Füße, stürzte, drehte sich im Fallen und knallte mit dem Kinn auf die Schreibtischkante.
    Er verdrehte die Augen, ging wie ein gefällter Baum zu Boden und blieb reglos liegen.
    Ich rieb mir den Unterkiefer. Dann kniete ich neben ihm nieder und hob das Lid seines rechten Auges.
    Was mir vorhin schon aufgefallen war, bestätigte sich durch einen Blick auf die stecknadelkopfgroße Pupille: Mr. Bonder Dalaine hatte sich aufgeputscht, tüchtig aufgeputscht - offenbar mit einer kräftigen Ladung Morphium.
    ***
    »Hallo, Cotton!«, schnaufte eine mürrische Stimme. »Sauwetter, ein kümmerliches Gehalt und dann noch FBI-Auftragsarbeit am frühen Vormittag! Und da soll man keine kalten Füße kriegen!«
    Auf der Schwelle stand Detective-Lieutenant Anderson, seines Zeichens Leiter einer Mordkommission für den Bereich Manhattan-Ost. Er trug einen durchsichtigen Regenumhang und einen Hut, der ein formloses Wrack war. Als mein Blick darauf fiel, verzog sich Andersons Gesicht zu einer Grimasse.
    »Bitte, keine Beifallsstürme wegen meines Hutes, Cotton«, bat er. »Kennen Sie denn die Sensation auf dem Hutmarkt noch nicht? Völlig neue, synthetische Stoffe, völlig neue Pressmethoden, sensationeller Preis! Der Schlager der Saison! Nie gehört? Mann, Sie sehen wohl nie in ein TV-Gerät?«
    »Zum Fernsehen komme ich selten«, schmunzelte ich.
    »Da haben Sie was versäumt. Ich hatte den Hut noch keine Stunde auf dem Kopf, da kam ein schwacher Regen, nur so ein winzig kleiner, niedlicher, erfrischender Regen von zehn Minuten Dauer. Seither weiß ich genau, was von dem Schlager der Saison zu halten ist. Ich sollte mir einen neuen Hut kaufen, das sehe ich ein. Aber Sie sollten Ihren Mantel und Ihre Hose reinigen lassen, Cotton! So läuft ein G-man nicht herum!«
    »Ich bin ausgerutscht, als ich über die Hecke sprang.«
    »Ja, ja, es ist eben nicht jeder ein tüchtiger Sportler! Vielleicht haben Sie Ihre Fähigkeiten auf einem anderen Gebiet. Nanu! Was ist denn das für einer?«
    »Ein doppelter Doktor«, erklärte ich mit einem flüchtigen Blick auf Delaine, der noch immer träumte. »Jedenfalls will er es werden. Er heißt Bonder Delaine und ist der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher