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0330 - Der Todesclub

0330 - Der Todesclub

Titel: 0330 - Der Todesclub
Autoren: Der Todesclub
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Bursche schnarchte mit beachtlicher Lautstärke. Neben ihm stand ein junger Mitarbeiter der Mordkommission und hielt etwas Glänzendes in der Hand.
    Als wir hinzutraten, hielt er es hoch.
    Es war ein dünnes, goldenes Kettchen mit einem Anhänger, der eine seltsame Form hatte: ein Mittelding zwischen einem kleinen X und einem kleinen K.
    »Es lag unter seinem Jackett«, erklärte der junge Detective. »Ein Stück von dem Kettchen sah hervor.«
    »Wissen Sie, was dieses seltsame Ding bedeuten soll?«, fragte Anderson.
    »Kappa«, erwiderte Phil. »Es muss der griechische Buchstabe Kappa sein.«
    »Außerdem scheint die Kette einem Mädchen zu gehören«, sagte er langsam.
    Anderson runzelte die Stirn, besah den Anhänger noch einmal und schob dann nachdenklich die Unterlippe vor.
    »Sehen Sie sich den Verschluss genau an«, bat ich den jungen Kollegen von der City Police. »Ist er in Ordnung?«
    »Der Verschluss ist okay. Aber die Kette ist zerrissen worden. Hier!«
    Er zeigte es uns. Die Glieder der Kette waren kleine, gebogene Ovale. Dort, wo die Kette zerrissen war, musste jemand ein Glied aufgebogen haben. Man konnte feine Kratzspuren erkennen.
    »Mit einer Messerklinge auseinandergebogen«, sagte Phil plötzlich. »Obgleich der Verschluss funktioniert! Was soll das bedeuten?«
    ***
    Das Mädchen war ungefähr dreiundzwanzig Jahre alt, hatte ungebleichtes, hellblondes Haar, das an die Farbe reifen Weizens erinnerte.
    Sie trug einen weichen, grauen Faltenrock und einen roten Pullover. An den Füßen saßen weiße Söckchen und Turn- oder Tennisschuhe gleicher Farbe. Als wir den kleinen, einem Wohnzimmer ähnlichen Raum betraten, lag sie noch in derselben Haltung, in der wir sie durch das Fenster gesehen hatten: nämlich auf der linken Seite. Der linke Arm lag unter ihrem Körper, der rechte war ein wenig abgewinkelt. Da sie ihr Haar ziemlich kurz geschnitten trug, konnte man ihren Hals sehen.
    Die Todesursache hatte jeder Laie feststellen können. Die fast blauen, deutlichen Würgemale waren nicht zu übersehen.
    Wir betrachteten schweigend das tote Mädchen.
    In diesem Raum herrschte eine Atmosphäre, die schwer zu beschreiben war. Vielleicht lag es daran, dass man in einem Klub kein Zimmer erwartet, das fast wie ein gemütliches Wohnzimmer wirkt. Es gab einen Kamin, in dem noch verkohlte Holzreste lagen. Links und rechts an der Wand stand je eine bequeme Couch. Vier schwere Sessel vervollständigten die Einrichtung. Es gab nur ein winziges Tischchen, auf dem kaum ein Telefonbuch Platz gefunden hätte. Jetzt stand lediglich ein schwerer Aschenbecher aus Kristall darauf. Er war leer und außerdem blank geputzt. Nirgends existierte eine Spur von Staub. An der Wand hing eine ganze Galerie von Farbzeichnungen. Und sie bestimmten auch die Atmosphäre des ganzen Raumes: schwül und abstoßend.
    »Was soll man zu so einem Nest sagen?«, brummte Anderson.
    »Eine Rauschgifthöhle«, entgegnete ich. »Das halte ich für wahrscheinlich, Anderson. Am besten wird es sein, wenn Sie vorn im Büro nach der Mitgliederliste suchen lassen. Offenbar ist der ganze Klub verseucht. Wenn zufällig nur dieser Delaine süchtig wäre, hätten sie sich nicht so eine Bude einzurichten brauchen.«
    »Guter Gedanke!«
    Anderson gab die entsprechenden Anweisungen. Währenddessen war ein dicker, etwa fünfzigjähriger Mann dabei, alle glatten Flächen im Zimmer einzustäuben, um Fingerspuren zu suchen. Anderson wandte sich zu ihm und fragte: »Irgendwelche Spuren, Francis?«
    Der Dicke ließ sich in seiner Arbeit nicht stören. Er hob nicht einmal den Kopf, als er antwortete: »Spuren in jeder Menge, Chef. Fingerspuren in so reichlicher Auswahl, dass man mit ihnen den Grundstock für ein ganzes Archiv legen könnte. Außerdem habe ich auch schon vier verschiedene Haare vom Teppich aufgelesen und sichergestellt. Da, wo die Täfelchen liegen.«
    An vier verschiedenen Stellen des teuren Orientteppichs lagen nummerierte Täfelchen. Detective Lieutenant Anderson besah sich alles noch einmal gründlich, dann gab er dem Fotografen Anweisung, die Aufnahmen zu machen.
    Eine erste, flüchtige Untersuchung der Toten hatte bereits stattgefunden. Außerdem war es lediglich eine Voruntersuchung gewesen, mit dem Ziel, eindeutig zu klären, dass keinerlei Rettungsmaßnahmen mehr Sinn hatten. Bei der Untersuchung hatte der Arzt der Mordkommission die Stellung des Leichnams nicht verändert.
    Nach dem Fotografieren würde er eine zweite Untersuchung vornehmen und
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