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0328 - Die Flotte der gläsernen Särge

Titel: 0328 - Die Flotte der gläsernen Särge
Autoren: Unbekannt
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hätten. Das hätte mit Sicherheit den Untergang der CREST IV bedeutet.
    Das Auftauchen des Zwerges unterbrach Hegmar in seinen Überlegungen.
    Das seltsame Wesen war zwischen den hydroponischen Tanks erschienen und sofort stehengeblieben, als es die Terraner erblickt hatte.
    Trotz seiner Kleinheit ähnelte der Zwerg nicht einem Kind. Er sah aus wie ein zusammengeschrumpfter alter Mann, und in seinen großen dunklen Augen schien sich unermeßliches Leid zu spiegeln. Hegmar hatte erwartet, daß ihr Gegner einen anderen Eindruck auf ihn machen würde, daß er ihn vielleicht hassen würde, daß er ihn vielleicht hassen könnte. Aber jetzt fühlte er nichts als Mitleid mit diesem Wesen, das sie fast fünfzig Stunden lang bekämpft hatten.
    Die schmalen Lippen des Zwerges zuckten. Er schwankte leicht, als konnte er sich nur noch mit Mühe auf den Beinchen halten.
    „Er ist sehr verwirrt, Sir", teilte John Marshall m. it. „Er haßt uns, weil wir ihn zur Kapitulation gezwungen haben. Aber es schwingt auch Resignation in seinen Gedanken mit."
    „Das ist gut", sagte Rhodan. „Fragen Sie ihn, ob er irgendwelche Waffen bei sich hat."
    „Er ist unbewaffnet", sagte Marshall.
    „Ich traue ihm nicht", bemerkte Atlan. „Wir sollten ihn sofort paralysieren."
    „Ich möchte einiges von ihm erfahren", antwortete Rhodan. „John, fragen Sie ihn, warum er nicht unmittelbar nach seinem Erwachen versucht hat, eine Verständigung herbeizuführen."
    Marshall nickte.
    Er erhielt jedoch keine Antwort mehr. Der Zwerg stieß einen schrillen Schrei aus und fiel in sich zusammen. Es sah aus, als würde man aus einem Ballon plötzlich die Luft herauslassen.
    Die Männer blickten wie erstarrt auf das Gebilde, das von ihrem Gegner übriggeblieben war und ein paar Schritte von ihnen entfernt am Boden lag.
    Rhodan hob den Arm und sprach in sein kleines Funkgerät.
    „Alle Projektoren ausschalten! Der Zwerg ist tot."
    Hegmar fragte sich, was geschehen war. Hatte ihr Gegner Selbstmord begangen, oder hatten geheimnisvolle Kräfte für sein Ende gesorgt?
    Rhodan näherte sich den Überresten des kleinen Körpers. Er blieb davor stehen. Die anderen Männer waren ihm gefolgt.
    Rhodan beugte sich hinab.
    „Rätselhaft", murmelte er.
    Er berührte das Gebilde vorsichtig mit der Hand. Es zerbröckelte. Die abgefallenen Teile zerfielen zu Staub und wehten im schwachen Luftzug, der von der Klimaanlage kam, davon.
    Perry Rhodan richtete sich wieder auf.
    „Das dürfte das Ende dieser seltsamen Begegnung sein", stellte er fest. „Ich glaube, wir können den Alarmzustand aufheben. Die gesamte Besatzung hat Ruhe nötig."
    Erst jetzt bemerkte Major Drave Hegmar, wie müde er war. Er hätte sich am liebsten auf den Boden gelegt. Wahrscheinlich wäre er auf der Stelle eingeschlafen. In Erwartung eines ungestörten Schlafes erschien ihm sogar die riesige Entfernung, die sie von der Milchstraße trennte, bedeutungslos.
    Als er sich abwandte, um das Gewächshaus zu verlassen, begannen die Alarmanlagen zu schrillen.
    Das Geräusch traf Hegmar wie ein elektrischer Schlag. Wie gelähmt blieb er stehen. Dann lächelte er.
    Wahrscheinlich hatte einer der müden und gereizten Männer aus Versehen den Alarmknopf betätigt.
    Das war die Erklärung.
    Was sollte sonst geschehen sein?
    Aber er täuschte sich. Der Alarm war bewußt ausgelöst worden, und es gab auch einen Grund dafür.
    Einen fürchterlichen Grund.
    Denn vor ein paar Sekunden waren achtundzwanzig Männer von der CREST-Besatzung gestorben.
     
    9.
     
    Korporal Julian Garity warf einen scheuen Blick auf Boris Levinsky. In der Nähe des schwermütigen Astronomen fühlte er sich immer unbehaglich. Dabei war Levinsky jünger als Garity, zwanzig Jahre jünger, und man hätte annehmen sollen, daß Levinsky auf Grund seines jugendlichen Alters ein fröhlicher Mensch war. Doch der Astronom lachte selten. Er schien ständig über irgend etwas nachzudenken.
    Korporal Garity murmelte verdrossen eine Verwünschung vor sich hin. Levinsky hätte wenigstens jetzt, da der Zwerg im Gewächshaus gefangen war, einmal lächeln können.
    Garity schulterte seinen schweren Karabiner.
    „Jetzt ist die Jagd vorüber", sagte er versuchsweise. „In ein paar Minuten wird der Chef den Alarmzustand aufheben. Dann braucht nicht jeder von uns einen Begleiter, der auf ihn aufpaßt."
    „Ja", sagte Levinsky wortkarg.
    Sie gingen gemeinsam durch einen Hauptgang des zwölften C-Decks. Hier hatten sie die ganze Zeit über auf den Zwerg
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