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0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

Titel: 0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«
Autoren: Ich jagte das »Blaue Gesicht«
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rohrgeflochtenen Zeitschriftenständer. Darauf lagen mindestens ein Dutzend Ausgaben der New York Times und anderer New Yorker Zeitungen.
    »Sie wissen über Fletcher vermutlich gut Bescheid?« fragte ich, an die Frau gewandt.
    Sie hatte meinen Blick bemerkt und nickte.
    »Ich habe alles über das blaue Gesicht gelesen. Wenn ich mir vorstelle, daß dieser Mensch versuchen wird, mich umzubringen, wenn… wenn…« Sie brach ab und starrte ihren Mann hilflos an.
    Der Millionär betätschelte ihr beruhigend den Arm. »Keine Angst, meine Liebe«, röhrte er. »Keine Angst. Der Kerl wird bald auf dem Elektrischen Stuhl braten. Und dir wird nichts geschehen.«
    ***
    Hasting nannte es Fremdenzimmer.
    Als ich einen Blick hineinwarf, gewann ich die Überzeugung, daß der Millionär keinen Besuch schätzte. Denn der im zweiten Stock nach Norden gelegene Raum war düster und muffig und so karg möbliert, daß ich an eine Gefängniszelle denken mußte. In einer Ecke stand ein schmales Bett.
    Ich drückte auf die Matratze und stellte fest, daß sie klumpig und hart war.
    »Lassen Sie hier Ihre Geschäftsfreunde nächtigen?« fragte ich den Dicken, der in der Tür stand und mich beobachtete.
    »Wenn es Ihnen nicht paßt, können Sie ja im Garten zelten«, knurrte er.
    Ich trat so nahe an ihn heran, daß die Spitzen meiner Schuhe fast seine Hühneraugen berührten.
    Ich blickte starr in sein Gesicht und sagte:
    »Ich bin hier, Mr. Hasting, um Ihre Frau vor einem fünffachen Mörder zu schützen und um zu verhindern, daß Sie dem Kerl 20 000 Dollar in den Rachen werfen müssen. Ich bin also hier, Mr. Hasting, um Ihnen einen Gefallen zu tun. Sie sollten etwas freundlicher zu mir sein.«
    Er trat einen Schritt zurück, senkte den Blick, murmelte: »Schon gut, ich habe es nicht böse gemeint.«
    Ich wendete mich ab und betrachtete die restliche Einrichtung des Zimmers.
    Sie bestand aus einem Korbsessel, einem kleinen Tisch, einem dicken hartfaserigen Teppich und einem Kleiderschrank aus afrikanischem Birnbaum.
    In diesem Zimmer, so hatten wir beschlossen, sollte ich so lange wohnen, bis für Eileen Hasting keine Gefahr mehr bestand .
    »Haben Sie noch einen Wunsch?« fragte Hasting.
    »Nein, danke.« Ich sah auf meine Armbanduhr. Es war kurz vor vier. »Ich werde jetzt nach Hause fahren und meinen Pyjama und meine Zahnbürste holen. In spätestens zwei Stunden bin ich zurück.«
    »Vorläufig besteht keine Gefahr?«
    »Vorläufig nicht. Trotzdem würde ich Ihrer Frau empfehlen, das Grundstück nicht zu verlassen.«
    Wir gingen ins Parterre hinab, und ich verließ das Haus.
    Als ich über den weißen Kiesweg in Richtung Tor trabte, vernahm ich ein klatschendes Geräusch.
    Ich blieb stehen und schaute mich um.
    Im ersten Augenblick wußte ich nicht, woher das Geräusch gekommen war. Aber dann sah ich Eileen Hasting.
    Gewandt wie eine Katze turnte sie aus dem Schwimmbecken, schüttelte sich, daß die. Wassertropfen sprühten, und winkte mir lachend zu. Sie trug einen schwarzweiß gestreiften einteiligen Badeanzug mit tiefem Rückenausschnitt und hatte eine Figur wie eine Zwanzigjährige.
    »Ich lerne es einfach nicht, einen vernünftigen Kopfsprung zu machen«, rief Eileen Hasting und deutete auf den Drei-Meter-Turm, der am Rande des Schwimmbeckens stand und dessen Sprungbrett noch leicht wippte. »Es wird jedesmal ein Bauchklatscher.«
    »Ich hab es gehört. Es klatschte ganz schön. Wenn es Ihnen recht ist, zeige ich Ihnen nachher, wie man elegant in die Fluten taucht.«
    »Das wäre herrlich«, erwiderte sie und stieg auf den Sprungturm. Sie lief bis ans äußerste Ende des Brettes, wippte auf den Zehenspitzen, hob die Arme, breitete sie aus und sprang.
    Es war kein sehr guter Sprung.
    Die Frau knickte in den Hüften ein, hielt die Beine nicht geschlossen und landete halb auf der Seite. Es spritzte gewaltig, als sie auf das Wasser prallte.
    Ich verließ das Grundstück, stieg in meinen Jaguar, den ich auf dem Victory Boulevard geparkt hatte, der an Hastings Wohnsitz vorbeiführt, und brauste los.
    Unterwegs ließ ich mir den Plan noch einmal durch den Kopf gehen. Hasting sollte zum Schein auf Fletchers Forderung eingehen. Dort aber, wo das Geld übergeben werden sollte, würden ein Dutzend — wenn nötig auch mehr — G-men auf den Mörder warten. Eine bessere Chance, das blaue Gesicht endlich zu fassen, konnten wir uns nicht ausrechnen.
    Ich fuhr hinüber nach Manhattan zum Distriktgebäude und unterrichtete Mr. High und Phil.
    Der
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