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0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

Titel: 0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«
Autoren: Ich jagte das »Blaue Gesicht«
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der Stichkanal ist sehr schmal, und die Wundränder sind glatt. Das läßt die Vermutung zu, daß sich Fletcher eines langen schmalen, sehr spitzen Dorns bedient. Es könnte sich zum Beispiel um einen nadelspitz gefeilten Schraubenzieher handeln.«
    Ich ließ mich in einen der Besuchersessel fallen und zündete mir eine Zigarette an. »Sie haben uns mit diesen Einzelheiten doch nicht ohne Grund vertraut gemacht, Chef. Worum geht es jetzt? Besteht die Möglichkeit, daß Fletcher hier in New York auftaucht?«
    »Ja, Jerry, diese Möglichkeit besteht. Vielleicht ist er sogar schon hier. Vor einer Stunde erhielt ich nämlich einen Bericht von der Stadtpolizei, in dem etwas sehr Interessantes steht, etwas, von dem wir bislang keine Ahnung hatten.«
    »Und das ist?« fragte ich gespannt. »Morris Fletcher hat eine Schwester. Sie heißt Bella, ist unverheiratet, 28 Jahre alt und wohnt in der 53. Straße von Brooklyn. Niemand von uns wußte von der Existenz dieser Frau. Ein Patrolman stieß letzte Nacht durch Zufall auf sie, als sie in angetrunkenem Zustand mit ihrem Ford gegen eine Laterne fuhr. Der Beamte nahm die Frau mit auf das Revier und stellte dort ihre Personalien fest. Dabei wäre vermutlich noch nichts herausgekommen. Aber die Frau scheint übrigens eine üble Schlampe zu sein, führte sich wüst auf und war kaum zu bändigen. Als man sie zur Ausnüchterung in eine Zelle steckte, schimpfte sie und drohte mit ihrem Bruder. — Moment, ich habe hier die wörtlichen Zitate.«
    Mr. High zog einen mit Maschine geschriebenen Bogen heran und fuhr fort: »Sie soll Folgendes zu den Beamten gesagt haben: ›Ihr Lumpen, wenn ihr mich nicht herauslaßt, besorgt es euch mein Bruder. Es wird ihm eine Freude sein, einen von euch elenden Cops zu killen.‹ — daraufhin haben die Beamten sie gefragt, wer denn ihr Bruder sei. Die Antwort: ›Mein Bruder, das ist der, den ihr nie erwischt. Der Killer mit dem Muttermal. Na, da guckt ihr dämlich, was? Das habt ihr mir wohl nicht zugetraut‹.«
    »Möglicherweise hat sie nur renommiert«, wandte Phil ein.
    »Das dachten die Beamten auch«, antwortete Mr. High. »Der Leiter des Reviers, ein Captain Sommerfield, ließ daher einen Sachverständigen kommen, der an Ort und Stelle Fletchers Foto — das ja in jedem Revier samt Steckbrief aushängt — mit dem Gesicht der inzwischen eingeschlafenen Frau verglich. Er kam zu dem Ergebnis, daß es sich um Geschwister handeln könne.«
    »Pfui, Spinne«, sagte Phil, »muß das Mädchen häßlich sein.«
    »Sie täuschen sich.« Mr. High lächelte für einen kurzen Moment. »Bella Fletcher hat ein ebenmäßiges, recht hübsches Gesicht. Die Ähnlichkeit beschränkt sich auf die Schädelform, die Ohren und andere physiognomische Merkmale.«
    »Wo ist die Frau jetzt?« wollte ich wissen.
    »Noch in der Zelle. Sie wird um elf Uhr, also in zwei Stunden, dem Schnellrichter vorgeführt, der ihr wegen Trunkenheit am Steuer vermutlich eine kräftige Geldstrafe aufbrummen wird. Außerdem wird sie wahrscheinlich den Führerschein verlieren. Mehr hat sie nicht zu erwarten, denn sie ist nicht vorbestraft.«
    »Hat man ihre Wohnung durchsucht? Wo war es noch schnell?«
    »53. Straße, Haus Nummer 211. — Heute morgen um sechs wurde ein richterlicher Durchsuchungsbefehl ausgestellt. Und kurz vor sieben Uhr haben eure Kollegen von der Nachtbereitschaft die Wohnung gefilzt. Aber Morris Fletcher war nicht da, und es deutete auch nichts darauf hin, daß er sich dort aufgehalten hat. Die Aktion ist in aller Stille vor sich gegangen. Die Nachbarn haben nichts gemerkt. Bella werden wir fortan beschatten. Tag und Nacht. Und wenn Fletcher hier auftauchen sollte, stellen wir ihm eine Falle. Die Chance ist gering, zumal wir nicht einmal wissen, ob die beiden wirklich Geschwister sind. Aber wir dürfen nichts unversucht lassen. Ihr beide werdet die Arbeiten leisten. Für die Beschattung stehen euch sämtliche Kollegen von der Überwachungsabteilung zur Verfügung.«
    »Okay, Chef«, brummte ich. »Zuvor noch eine Frage: Womit verdient sich die Dame ihre Brötchen?«
    Mr. High zog noch einmal den Bericht zu Rate. »Sie ist Zigarettenverkäuferin in einem Night-Club am Broadway. Madeleine heißt das Etablissement.«
    ***
    Zehn Minuten nach dem Gespräch mit Mr. High saßen wir bereits in meinem roten Jaguar und brausten hinüber nach Brooklyn. Dort angekommen, bezogen wir Posten vor dem Stadthaus, in dem der Schnellrichter tagte.
    Die Beamten des Brooklyner Reviers, in
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