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0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

Titel: 0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«
Autoren: Ich jagte das »Blaue Gesicht«
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rauchte.
    Ich trat näher.
    Es war ein großer breiter Kerl, dessen Gesicht ich im Dunkeln nicht erkennen konnte. Er schien in einem Overall zu stecken und roch nach Teer und Maschinenöl. Als ich vor ihm stand, warf er die Zigarette weg und winkelte die Arme.
    »Was wollen Sie?« blaffte er mich mit tiefer Stimme an.
    »FBI«, sagte ich ruhig. »Hier muß in der letzten Minute ein Mann vorbeigekommen sein. Er humpelte.«
    »Den habe ich gesehen. Er kam durch denselben Hof wie Sie.«
    »Wohin lief er?«
    »Die Gasse ’runter.« Mit ausgestrecktem Arm wies er in die Richtung. — »Aber es ist eine Sackgasse. Sie macht dahinter einen Knick uncf führt zur Baustelle. Nach knapp hundert Yard.«
    »Danke«, sagte ich und trabte weiter, so schnell ich konnte.
    Ohne Fletcher gesehen zu haben, erreichte ich das Ende der Gasse. Eine Bretterwand versperrte den Weg. Dahinter lag die Baustelle. Kräne und Bagger ragten empor.
    Fletcher hatte sicherlich diesen Weg genommen. Denn auf dem unwegsamen nächtlichen Bauplatz hatte er alle Chancen, mir zu entkommen.
    Eine weitere Verfolgung war eigentlich sinnlos, trotzdem versuchte ich es.
    Ich schwang mich über den Zaun und machte vier Schritte.
    Ich stürzte nach vorn, ließ vor Schreck die Pistole fallen, streckte schützend die Arme aus und erhielt im gleichen Augenblick einen so harten Schlag unter das Kinn, daß mich meine fünf Sinne im Eiltempo verließen.
    ***
    Etliche Minuten mußten vergangen sein, bis ich wieder zu mir kam. Als ich endlich soweit war, daß ich meinen Namen ohne längeres Nachdenken hätte schreiben können, schlug ich vorsichtig die Augen auf., Es war immer noch dunkel.
    Ich lag auf dem Rücken, schmeckte Blut, als ich die Zunge bewegte, und fühlte bohrenden Schmerz im Hinterkopf.
    Für einige Augenblicke verharrte ich reglos.
    Dann war ich sicher, daß sich niemand in meiner unmittelbaren Nähe befand. Ächzend richtete ich mich auf, betastete behutsam meine Kinnspitze. Sie war jetzt empfindlicher als rohes Fleisch und stark angeschwollen.
    Hatte mich jemand mit einem Ham-, mer k.o. geschlagen, oder was war passiert?
    Ich hatte die Hände aufgestützt und spürte, daß ich auf einer Zementdecke saß. — Zement — Bauplatz — jetzt ahnte ich, wo ich mich befand. Vermutlich im Keller eines künftigen Hauses.
    Ich war hinabgestürzt und mit dem Kinn…
    Als ich aufstand, stieß ich mit dem Kopf gegen die Kante eines großen schweren Arbeitstisches, dessen Kanten mit Stahlblech beschlagen waren. An einem Arbeitstisch für Maurer oder Zimmerleute hatte ich mich also ausgeknockt, nach einem Sturz aus mindestens zwei Yard Höhe.
    Ich tastete auf dem Boden umher, bis ich meine Pistole gefunden hatte. Dann turnte ich aus dem Kellergeschoß. Deprimiert machte ich mich auf den Rückweg. Fletcher zu erwischen, daran war jetzt natürlich nicht mehr zu denken.
    Ich marschierte durch die wärme Sommernacht. Kein Mensch begegnete mir. Auch der Mann, der mir den Weg zur Baustelle gewiesen hatte, war verschwunden.
    Kurz vor drei erreichte ich das Haus, in dem Bella Fletchers Leiche lag.
    Als ich durch die Haustür trat, tastete ich unwillkürlich nach meiner Pistole. Gleichzeitig knipste ich mein Feuerzeug an.
    Bella Fletcher lag noch immer neben der Treppe. Aber ihre Haltung war verändert worden. Jemand hatte sie etwas zur Seite gezerrt.
    Ich trat näher und bückte mich.
    Irgend etwas im Gesicht der Frau reflektierte das Licht meines Feuerzeugs.
    Es war eine kleine Münze, ein Fünf-Cent-Stück. Es lag auf Bella Fletchers Stirn, eine Daumenbreite oberhalb der Nasenwurzel.
    Morris Fletcher war also zurückgekommen. Er hatte eine Antwort auf die Frage gegeben, warum er seine Schwester umgebracht hatte.
    In der Unterwelt werden Verräter niemals alt. Sie werden umgebracht, und ihre Mörder legen der Leiche dann ein Cent-Stück auf die Stirn — zum Zeichen und anderen zur Warnung. — Fletcher war in dieser Weise mit seiner Schwester verfahren. Offenbar hatte er geglaubt, sie hätte ihn verraten. Fletcher hatte seine Schwester getötet, nachdem ich in das Haus gedrungen war. Hatte er geglaubt, daß sie mich hergeführt hätte? Hatte er sie deswegen erstochen?
    So mußte es gewesen sein. — Eine andere Erklärung wußte ich nicht.
    ***
    In den frühen Nachmittagsstunden des 13. Juli lief die Fahndung nach Morris Fletcher auf Hochtouren. Jeder uniformierte New Yorker Polizist, jeder Beamte der Detektiv-Abteilung, jeder G-man trug ein Foto des Gesuchten bei sich.
    Auf
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