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0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

Titel: 0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«
Autoren: Ich jagte das »Blaue Gesicht«
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dem Bella Fletcher die Nacht verbracht hatte, waren telefonisch benachrichtigt worden.
    Wir hatten noch keine zehn Minuten gewartet, als ein dicker rotgesichtiger Mann in der Uniform eines Sergeanten der Stadtpolizei auftauchte, sich zu uns in den Jaguar quetschte und dann erklärte:
    »Die Frau wird gleich dem Schnellrichter vorgeführt. Sie wird von einem Beamten begleitet. Wenn sie kommt, zeige ich sie Ihnen.«
    Und dann kam Bella Fletcher.
    Sie mußte dicht am Jaguar vorbei, und ich' konnte sie genau betrachten. Sie war mittelgroß, schlank, gut proportioniert und in einen leichten roten Sommermantel gehüllt, den ein schmaler Gürtel in der Taille raffte.
    Die Frau hielt den Kopf gesenkt. Ihr schmales blasses Gesicht war leidlich hübsch. Um den breiten Mund lag ein verächtlicher Zug. Unter dem schwarzen Kopftuch quollen weißblonde Locken hervor.
    »Auffällige Erscheinung«, meinte Phil, »das erleichtert möglicherweise unsere Arbeit.«
    Ich nickte und griff zum Hörer des Sprechfunkgeräts. Es galt jetzt, eine lückenlose Beschattung zu organisieren.
    ***
    Fortan waren Phil, ein halbes Dutzend Kollegen und ich damit beschäftigt, Bella Fletcher — die nur zu einer Geldstrafe verurteilt worden war — nicht mehr aus den Augen zu lassen.
    Auf Schritt und Tritt wurde sie beobachtet, bei ihrem Job in dem Nachtklub, auf allen Wegen, die sie ging.
    Ihre Wohnung lag im Erdgeschoß eines alten zweistöckigen Backsteinhauses und bestand aus einer kleinen Küche, einem Bad und einem Wohnschlafzimmer.
    In dem Haus wohnte außerdem ein Vertreter mit seiner Familie, ein älteres Ehepaar, ein junger Metallarbeiter, der ständig betrunken war, und die Hausbesitzerin, eine lustige Witwe von mindestens sechzig Lenzen, die ihre dritte Jugend erlebte und von hinten wie ein Backfisch aussah.
    Auf der anderen Straßenseite, dem Backsteinhaus genau gegenüber, stand ein billiges Hotel.
    Wir hatten ein Zimmer gemietet, von dem aus wir Bella Fletchers Wohnung beobachten konnten. Einer von uns hielt sich ständig in diesem Hotelzimmer auf.
    Und in der Nacht zum zwölften Juli war ich an der Reihe.
    ***
    Es war eine schöne Sommernacht.
    Ich hatte das Licht gelöscht und mir einen Sessel an das offene Fenster gerückt. Ich starrte hinüber zu dem roten Backsteinhaus, dessen Fenster dunkel waren, und nahm ab und zu einen Schluck aus der Whiskyflasche, die mir Gesellschaft leistete.
    Bella Fletcher hatte heute ihren freien Abend. Sie war zu Hause, und da kein Licht hinter den Fenstern ihrer Wohnung brannte, lag die Frau wahrscheinlich schon im Bett. Telefon hatte sie nicht, wie wir festgestellt hatten.
    Ich döste vor mich hin, und gegen Mitternacht war ich eingenickt. Ich schreckte hoch, als mir etwas ins Gesicht klatschte. Aber es war nur die Gardine, die sich im Wind blähte.
    Ich stand auf, um das Fenster zu schließen, schaute hinüber zum Backsteinhaus und blieb wie erstarrt stehen.
    Die Haustür hatte sich geöffnet und heraus trat Bella Fletcher. Obwohl die Nacht mondlos und dunkel war, konnte ich die Frau erkennen — denn auf sie fiel das Licht einer nahe stehenden Straßenlaterne.
    Bella Fletcher trug einen dunklen Mantel, ein dunkles Kopftuch und lange dunkle Hosen.
    Sie schloß die Haustür, durchquerte den Vorgarten und trat auf den Gehsteig.
    Dort blieb sie stehen, wandte den Kopf, äugte nach rechts und nach links, setzte sich zögernd in Bewegung. Sie ging in westliche Richtung, hinab zur Upper Bay, wo die Piers sind, wo die Frachtkähne vertäut liegen, wo das Elendsviertel von Brooklyn beginnt.
    Ich fuhr in mein Jackett und war wie ein Wiesel aus dem Haus.
    Ich sah die Frau ungefähr hundert Yard vor mir.
    Sie ging schnell, ohne sich umzublicken.
    Ich hastete ihr nach, bemüht, kein Geräusch zu verursachen. Ich hielt mich dicht an den Hauswänden.
    Die Straße war wie leergefegt und wurde dunkler, je weiter wir in das Elendsviertel eindrangen.
    Nur selten sah ich ein erleuchtetes Fenster. Einmal kam ich an einer offenen Haustür vorbei. Auf der Schwelle hockte ein Mann und rauchte. Ich sah die Glut seiner Zigarette.
    Ich mochte die Frau etwa fünf Minuten verfolgt haben, als sie plötzlich stehenblieb und sich umdrehte.
    Mit einem Satz war ich in einem Hauseingang, preßte mich gegen die Tür und hielt den Atem an.
    Nach einigen Sekunden schob ich den Kopf wieder vor und blickte dorthin, wo Bella Fletcher eben noch gestanden hatte. Jetzt war sie verschwunden.
    Für einen Augenblick war ich verblüfft. Hatte sie
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