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0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

Titel: 0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«
Autoren: Ich jagte das »Blaue Gesicht«
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mich gesehen? Wohin war sie? Ich hatte sie nur für Sekunden aus den Augen gelassen. Es gab nur eine Möglichkeit. Sie mußte in das Haus getreten sein, vor dem sie stehengeblieben war.
    Ich setzte mich in Bewegung.
    Zwischen mir und dem Haus stand eine Laterne. Sie brannte. Ich hielt es für das beste, mir den Anschein eines müßigen Nachtbummlers zu geben, schob also die Hände tief in die Hosentaschen und schlenderte an der Laterne vorbei.
    Vor dem . Haus angekommen, blieb ich stehen, holte ein Päckchen Zigaretten hervor, zückte mein Feuerzeug und zündete mir eine Nikotinnudel an. Dabei schielte ich zu dem Haus hinüber.
    Es war eine große alte baufällige Bude mit fünf Stockwerken, hatte ein Flachdach, ein Dutzend finstere Fensterhöhlen in der Vorderfront und eine morsche Haustür, die schief in den Angeln hing und jetzt einen Spalt weit offen stand.
    Ohne länger zu überlegen, trabte ich auf die Tür zu, warf unterwegs meine Zigarette weg und fischte die Smith und Wesson aus der Schulterhalfter.
    Als ich in die Türnische trat, schob ich den Sicherheitsflügel zurück. Völlige Finsternis umschloß mich. Ich preßte mich neben der Tür an die Wand, hielt den Atem zurück und lauschte.
    Nichts. Es war totenstill.
    Aber ich spürte, daß ich nicht allein war.
    In jahrelangen Erfahrungen, im Zusammenleben mit der Gefahr entwickelt man einen Instinkt, der einen im geeigneten Moment warnt.
    Und ich fühlte jetzt, daß sich jemand in der Nähe befand, daß ich in diesem Haus — das unbewohnt aussah — nicht allein war. Ich fühlte es so deutlich, daß sich mir die Nackenhaare sträubten.
    Fletchers Waffe fiel mir ein. Der lange spitze Schraubenzieher — oder was immer es sein mochte.
    Eine Gänsehaut kroch mir langsam über das Rückgrat, und der Handteller meiner Rechten wurde feucht vor Schweiß.
    War das nicht ein Lufthauch, der mich jetzt traf? Da, schon wieder! Kam jemand durch die Finsternis auf mich zu?
    Als mich wieder ein Lufthauch streifte, hob ich die Pistole.
    In diesem Augenblick zerriß ein grauenhafter Schrei die Stille, so gellend, so laut, so dicht vor mir, daß ich entsetzt zurückfuhr und den Zeigefinger hart um den Abzug meiner Pistole legte.
    Der Schrei brach ab. Etwas plumpste zu Boden, höchstens fünf Schritte vor mir.
    Meine Linke fuhr in die Tasche zum Feuerzeug.
    Aber bevor ich es heraus hatte, traf ein mörderisch harter Schlag meine Schulter. Knirschend bohrte sich etwas neben meinem Hals in den Mörtel der Wand. Ich spürte kaltes Metall auf der Haut, meine Pistole entglitt mir, fiel polternd zu Boden.
    Blitzschnell begriff ich, daß Fletcher, nur er konnte es sein, mit dem Schraubenzieher nach mir gestochen hatte. Auf der Schulter hatte mich sein Unterarm getroffen.
    Noch während mir diese Erkenntnis durch den Kopf schoß, schlug ich einen wuchtigen linken Haken in die Dunkelheit vor mir. Aber ich traf Fletcher nicht, hieb nur ein Loch in die Luft, wurde von dem Schwung vorwärts gerissen, machte einen Schritt, strauchelte, fing mich wieder, machte noch einen Schritt und stolperte über etwas Weiches, das auf dem Boden lag.
    Ich stürzte.
    Blitzschnell streckte ich die Arme vor. Kaum daß meine Handflächen den Boden berührten, schnellte ich wieder empor und hechtete nach links.
    Dann fuhr ich herum und stand reglos.
    Ich sah das graue Viereck der Türöffnung. Nichts sonst.
    Fletcher mußte jetzt ungefähr dort sein, wo ich eben gestanden hatte.
    Jetzt hörte ich ihn.
    Er gab sich nicht die geringste Mühe, seine Schritte zu dämpfen. Er trampelte eine Treppe hinauf. Stufen knarrten. Seine Schritte hallten durch das Treppenhaus, waren hart und schwer und unregelmäßig.
    Ich erinnerte mich, daß Fletcher ein steifes Bein hatte und folglich etwas humpelte.
    Ich mußte ihm nach, aber nicht ohne Pistole. Ich ließ mein Feuerzeug aufflammen. Ich blickte dorthin, wo ich die Treppe vermutete. Ich sah das morsche, zum Teil schon zerbrochene Geländer, die ausgetretenen Stufen.
    Aber von Fletcher sah ich nichts. Er war schon hinter der Biegung der ersten Etage verschwunden.
    Ich stand am Fuße der Treppe, und als ich dann einen Schritt in Richtung Haustür machte, um dort nach meiner Pistole zu suchen, stolperte ich wieder über etwas Weiches.
    Es war Bella Fletcher. Sie lag auf dem Rücken.
    Zwischen Schulter und Hals, auf der linken Seite, war ein kleines Loch im Stoff des Mantels, der an dieser Stelle einen feuchten Fleck hatte, der sich langsam ausbreitete.
    Blut.
    Ich legte
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