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0323 - Gefangen am Todesfelsen

0323 - Gefangen am Todesfelsen

Titel: 0323 - Gefangen am Todesfelsen
Autoren: Jason Dark
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Reisegruppe.
    Einige Gesichter kamen mir bekannt vor. Bis ich mich daran erinnerte, sie im Hotel gesehen zu haben. Sie gehörten zu den zahlreichen Holländern, die die Halle »überflutet« hatten.
    Neben Shao fiel Suko zu Boden. Seine Freundin hatte sich nicht mehr auf den Beinen halten können und war zusammengebrochen, weil die Beschwörung zuviel Kraft gekostet hatte.
    Es war natürlich, daß er sich um sie kümmern mußte. Ich aber dachte an den gehörten Schrei und zwangsläufig an Mandra Korab.
    Wo konnte er stecken?
    Automatisch schaute ich mich um, ging dabei über Deck, und jeder Schritt war eine Qual.
    Ich fand ihn nicht. Dafür den Niedergang, der zum Teil eingekracht war. Ich mußte höllisch achtgeben, daß ich durch mein Gewicht nicht noch mehr Bohlen löste.
    Mehr rutschend als kletternd gelangte ich in den Bauch der Dschunke.
    Unheimlich war es hier, zudem stockfinster. Dem half meine kleine Lampe ab, die ich einschaltete.
    Der schmale Strahl tastete sich vor. Gerümpel und Proviant versperrten mir den Weg. Über beides kletterte ich hinweg und folgte dem schmalen Lichtfinger.
    Nach dem Hindernis blieb ich stehen. Der dünne Schein fiel auf eine fast völlig aus den Angeln gerissene Tür. Dahinter mußte ein Stauraum beginnen, der allerdings leer war, da das Licht kein Ziel fand.
    »Mandra!« Scharf und flüsternd rief ich den Namen meines indischen Freundes.
    Mein Ruf blieb ohne Echo.
    Ein paar Schritte weiter versuchte ich es ein zweitesmal. Diesmal hörte ich die Antwort.
    Ein Stöhnen. Verzweifelt, völlig niedergeschlagen klingend. Aus dem Geräusch glaubte ich, ein Wort herauszuhören.
    »Johnnn…«
    Gott, das war Mandras Stimme. Mir lief es kalt über den Rücken.
    Ich vergaß sämtliche Vorsicht und stürmte los.
    Im Stauraum blieb ich stehen, drehte mich, sah den feinen Strahl über die Innenwände huschen – und glaubte verrückt zu werden.
    Ich sah Mandra Korab!
    Er steckte in der Wand!
    ***
    Für eine gewisse Zeitspanne war ich unfähig, mich zu rühren. Ich sah nur mehr das Gesicht, die qualverzerrten Züge, die Angst und die Niedergeschlagenheit.
    Waren Sekunden, Minuten oder Stunden vergangen? Wie eine Statue stand ich auf der Stelle. Meine Lippen bewegten sich, obwohl ich kein Wort sprechen konnte.
    Irgendwann wurde ich wieder klarer. »Bist du es?« fragte ich ihn.
    Sein gehauchtes »Ja« konnte ich kaum verstehen.
    Mühsam ging ich näher, hob die zitternde linke Hand und strich mit den Fingerspitzen über Mandra Korabs Gesicht.
    Ich fühlte – Holz!
    Kein Gesicht, obwohl es vorhanden war. »Das darf doch nicht wahr sein«, ächzte ich, und die kalte Wut überschwemmte mich. Mit beiden Fäusten hämmerte ich rechts und links des Gesichts gegen die Bordwand. Ich wollte und mußte etwas tun, und ich hatte Erfolg.
    Das Holz brach. Es splitterte auseinander. Ein Rechteck blieb zurück, das mir genau vor die Füße fiel.
    Ich bückte mich und hob es auf.
    Mandras Gesicht starrte mich an.
    Gefangen in einem Stück Holz. Eingeschlossen als Geist und wohl keine Chance, um ihn zu befreien.
    Was mußte dieser Mensch gelitten haben? Aus seinen Reaktionen hatte ich entnommen, daß er alles verstehen und begreifen konnte.
    Vielleicht war das am schlimmsten für ihn. Ich nahm das »Bild« mit und ging.
    ***
    Als ich an Deck kam, schimmerten Tränen in meinen Augen. Das »Bild« hielt ich fest unter dem rechten Arm. Suko kam auf mich zu.
    Er hatte Shao in einen Liegestuhl gelegt und fragte mich: »Hast du Mandra gefunden, John?«
    Ich gab die Antwort, indem ich das Bild herumdrehte.
    Noch nie oder ganz selten hatte ich meinen Freund so fassungslos erlebt. Er starrte das Gesicht an, schüttelte den Kopf, drehte sich und preßte seine Stirn gegen einen noch stehenden Mast. Ich sah wie seine Schultern zuckten.
    Auch Shao war entsetzt. Sie überwand den Schrecken früher als Suko und ich. Die nächsten, folgenschweren Worte, die sie sprach, hörten nur wir, denn die Passagiere lagen nach wie vor in tiefer Bewußtlosigkeit.
    »Ich habe alles falsch gemacht.«
    »Wieso?«
    Sie schaute mich starr an. »Ich hätte das Fratzengesicht nicht wieder in die Tiefen der Verdammnis schicken sollen. Wenn es eine Möglichkeit gibt, Mandra Korab zu retten, dann nur mit der Hilfe des Dämons.«
    Das war ein Tiefschlag. Im ersten Augenblick wollten Suko und ich es nicht glauben. Wir dachten näher darüber nach und kamen zu dem Entschluß, daß Shao recht hatte.
    Fazit für uns: Das Kapitel Fratzengesicht war
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