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032 - Töchter der Nacht

032 - Töchter der Nacht

Titel: 032 - Töchter der Nacht
Autoren: Edgar Wallace
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Nacht!«
    »Meine mythologischen Kenntnisse sind zwar auch nicht gerade die zuverlässigsten.« Jim Bartholomew lächelte. »An die Bezeichnung kann ich mich jedoch noch sehr genau erinnern. Aber ganz abgesehen davon, es ist wirklich ein ausgezeichnetes, prachtvolles Stück!«
    »Sie haben Glück, daß Sie den Ring überhaupt sehen«, bemerkte Frank. »Meine Frau trägt ihn nur an einem bestimmten Tag im Jahr - es ist das Datum, an dem ihr Vater starb. Nicht wahr, Liebling?«
    Mrs. Cameron nickte.
    »Mein Vater hatte zwei gleiche Ringe, einen gab er meiner Schwester, einen mir. Er war ein großer Spezialist und Kenner in diesen Dingen. Die beiden Ringe hat er nach dem Original kopiert, das sich jetzt im Louvre befindet. An den Ring selbst knüpfen sich unangenehme Erinnerungen, aber mein Vater war sehr stolz darauf. Einmal im Jahr, an seinem Todestag, trage ich ihn zur Erinnerung.«
    Sie erwähnte ihre verstorbene Schwester nicht, aber Jim vermutete, daß die unglückliche Erinnerung mit ihr zusammenhing.
    »Der Ring ist wertvoll«, bemerkte er, »denn Sie werden sicher erfahren haben, daß das Original im Jahre neunzehnhundertacht aus dem Museum gestohlen wurde. Und vermutlich sind dies die einzigen Kopien, die davon existieren.«
    Margot hatte sich erhoben, ging zum Flügel und spielte leise. Jim war regelmäßig ein andächtiger Zuhörer, und auch jetzt nahm er seinen Stuhl und setzte sich neben sie.
    »Spielen Sie doch etwas, was meine aufgepeitschten Nerven beruhigt«, sagte er.
    »Sie haben gar kein Recht, hier aufgepeitschte Nerven zu haben - ein junger Mann wie Sie!« erwiderte sie und schwieg einen Augenblick. »Wo werden wir alle nächste Woche sein?«
    »Mit welchem Dampfer fahren Sie eigentlich?«
    »Mit der ›Ceramia‹.«
    »Ach so, mit dem modernen, schönen Dampfer - das ist ja ein merkwürdiger Zufall! Der alte Stornoway ist Kapitän darauf, und der alte Smythe Bordingenieur . . ,«
    Mit einem Ruck drehte sie sich auf dem Klavierstuhl zu ihm hin.
    »Mein Gott, was haben Sie denn für alte Herren zu Freunden, Jim?« rief sie aus. »Hast du's gehört, Frank?«
    »Sie dürfen ja nicht glauben, daß das alte Männer sind«, versicherte Jim, »im Gegenteil. Und es sind wirklich Freunde von mir. Während des Krieges habe ich bei der Marine gedient und alle möglichen Posten bekleidet - ich habe mich sowohl als Heizer versucht als auch Offizier des Nachrichtendienstes gespielt. Stornoway war damals Kommandant von B75, einem Torpedobootzerstörer für besondere Zwecke, und ich war Nachrichtenoffizier an Bord. Wir fuhren Patrouille an der Küste bis zur äußersten Nordspitze von Schottland, Smythe war damals unser Chefingenieur. Jedenfalls, wir waren alle aufeinander angewiesen, und so lernten wir uns recht gut kennen, ganz besonders in den Stunden, bevor wir aufgefischt wurden.«
    »Was meinen Sie damit?« fragte Margot.
    »Nun, ja, wir wurden an einem kalten Februartag torpediert, und daraufhin tummelten wir drei uns zwölf Stunden lang im Wasser. Unter solchen Umständen lernt man sich gegenseitig dann vollends kennen, obschon es dieser äußersten Bestätigung gar nicht unbedingt bedurft hätte.«
    Margot lachte.
    »Haben Sie Ihre Freunde aus dem Wellengrab gerettet?« fragte sie ein wenig ironisch. »Oder wurden Sie von ihnen gerettet?«
    »Das kann man nicht so genau sagen. Wir haben uns wohl gegenseitig gerettet.«
    Sie vermutete hinter diesen etwas zögernden und befangenen Erklärungen irgendeine Heldentat und nahm sich vor, sobald sich eine Gelegenheit dazu ergab, Stornoway auszufragen.
    Jim wäre zum Abendessen geblieben, aber er mußte einen langen Bericht schreiben, den er am anderen Morgen abgeben sollte, und so verabschiedete er sich. Margot begleitete ihn bis zum Parktor.
    »Sie werden also unter die Bankräuber und Verbrecher gehen, wenn ich jetzt abreise?« fragte sie.
    »Warum nicht?« ereiferte er sich. »Die Sache ist furchtbar leicht, und ich habe Ihnen doch gesagt, Margot, daß ich kriminell veranlagt bin.« »Ich habe Sie im Verdacht, eine gewisse Schwäche und Zurückhaltung zu besitzen. Von einer verbrecherischen Veranlagung habe ich noch nichts bemerkt. Aber ich vermute, daß ...«
    »Aber wie kommen Sie dazu, Schwäche bei mir festzustellen?«
    »Ich glaube, Sie sind nicht tatkräftig genug, und Sie haben nicht genügend Selbstvertrauen.«
    »Ich dachte, ich sei sehr energisch und wisse ganz genau, was ich wolle.«
    »In mancher Beziehung mag das ja zutreffen. Manchmal sind Sie
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