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032 - Töchter der Nacht

032 - Töchter der Nacht

Titel: 032 - Töchter der Nacht
Autoren: Edgar Wallace
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war.
    »Von Sanderson?« fragte Jim erstaunt. »Zum Teufel, was hat der hier zu suchen? Haben Sie Ihr Konto überzogen?«
    Frank grinste.
    »Nein, um so prosaische Dinge handelt es sich nicht. Er kam in einer viel interessanteren Angelegenheit. Sie wissen doch wahrscheinlich, daß er Amateurdetektiv ist?«
    Jim seufzte.
    »Er ist doch nicht etwa hiergewesen, um irgendein Verbrechen aufzuklären?«
    »Das gerade nicht«, lachte Frank, »aber vor einem Monat bat er mich, ihm ein Empfehlungsschreiben an einen persönlichen Freund von mir zu geben. Zufällig erwähnte ich einmal, als ich auf der Bank war, daß ich den berühmten Staatsanwalt John Rogers besonders gut kenne. Er ist als hervorragender Kriminalist bekannt und besitzt die umfangreichste Fachbibliothek in den Vereinigten Staaten. Schließlich gab ich Sanderson die Empfehlung an John Rogers, und heute machte er mir nun, im Zusammenhang damit, einen Besuch. Allem Anschein nach hat John ihm eine Reihe interessanter Angaben übermittelt, und Sanderson ließ sich von mir verschiedenes erklären. Vor allem wollte er sich über die Stellung der Gouverneure in den einzelnen Bundesstaaten und über ihre Vollmachten orientieren, ebenso über ihr Begnadigungsrecht.«
    »Wozu braucht er denn das alles?« fragte Jim überrascht. »Mir erzählt er so etwas nicht - mir schenkt er in dieser Beziehung kein Vertrauen. Ich habe ihn in letzter Zeit ja auch öfter wegen dieser Liebhaberei aufgezogen, und infolgedessen steht er momentan etwas gespannt zu mir.«
    Während sie sich unterhielten, führte Frank Cameron Jim in sein Arbeitszimmer, nahm ein Blatt Papier in die Hand und überflog es.
    »Ich habe mir da ein paar Notizen gemacht, nachdem er gegangen war, und ich muß schon sagen, Bartholomew, dieser Sanderson ist nicht ganz so verdreht, wie es den Anschein hat. Es handelt sich kurz um folgendes: Hier in England arbeitet zur Zeit eine Verbrecherbande, die unter dem romantischen Namen ›Die vier Großen‹ bekannt ist. Drei von ihnen sind Amerikaner, der vierte stammt aus Spanien, gibt sich aber als Italiener namens Romano aus, Daß Romano der Verbrecherwelt angehört, ist erwiesen. Die anderen drei, der Polizei in verschiedenen Ländern bekannt, sind Mr. und Mrs. Trenton und Talbot, ein alter, erfahrener Fälscher. Unter diesem Namen treten sie gewöhnlich auf. In Wirklichkeit können sie ganz anders heißen.«
    »Aber was hat denn das mit uns zu tun?«
    »Warten Sie einen Augenblick, ich möchte Ihnen die Sache etwas genauer erklären. Ich glaube, daß Ihr Assistent auf der rechten Spur ist. Es besteht gar kein Zweifel, daß diese vier Verbrecher sich augenblicklich hier in England aufhalten und sehr aktiv sind. Sie werden von den Polizeidirektionen fast aller europäischer Länder gesucht, vor allem aber von den amerikanischen Behörden. Sanderson hat nun mit viel Mühe und Fleiß den Nachweis erbracht, daß es sich bei der ganzen Serie von Juwelendiebstählen, die im letzten Jahr in Paris und London ausgeführt wurden, immer um ein und dieselbe Bande handelte, eben um die erwähnten ›vier Großen‹.«
    »Oh, ja, ich weiß. Fast jede Nummer unserer Fachzeitschrift enthält irgendeine Warnung vor diesen Leuten. Und vermutlich hat Sanderson seine Kenntnisse hauptsächlich aus dieser Zeitschrift geschöpft. Dazu kommen noch die vertraulichen Mitteilungen, die die Bankiers erhalten, nicht nur von den Bankiervereinigungen aller Länder, sondern vor allem von den Polizeidirektionen.«
    »Das hat er mir auch erzählt. Aber er hat sich nicht damit begnügt - von sich aus hat er an die großen Polizeidirektionen geschrieben und Beschreibungen der bekanntesten Juwelen- und Bankdiebe erhalten. In einigen Fällen hat man ihm auch Fotografien geschickt. Vor allem bei meinem Freund John Rogers scheint sich der Vorstoß gelohnt zu haben, denn Rogers wollte ihm einen ganzen Stoß von Fotografien und Material zukommen lassen. Wenigstens hat er dies in seinem Brief angekündigt. Diese Unterlagen waren noch nicht eingetroffen, als Sanderson mich besuchte, aber solche Sendungen brauchen ja immer etwas länger.«
    »Was für Zukunftspläne hat Sanderson denn?« erkundigte sich Jim. »Will er zur Polizei gehen? Hat er Ihnen das vielleicht auch im Vertrauen mitgeteilt?«
    »Ja. Und da er mir weiter keine Schweigepflicht auferlegt hat, kann ich es Ihnen ja ruhig erzählen. Aber ich möchte Sie doch bitten, Bartholomew, ihn nicht damit aufzuziehen!«
    »Natürlich werde ich das nicht tun«,
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