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0316 - Krakenfluch

0316 - Krakenfluch

Titel: 0316 - Krakenfluch
Autoren: Rolf Michael
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durch die Einrichtung.
    Ganze Buchreihen stürzten aus den Regalen und fielen in die Wasserlachen, als die Spitzen der Tentakel über sie glitten. Reagenzgläser und andere chemische Glasgeräte wurden von den Labortischen gefegt, zerplatzten auf der Erde und die Substanzen vermischten sich mit dem Wasser.
    Wie magisch wurde das Auge des Wissenschaftlers von einer Flasche im Regal angezogen. Ein grüner Totenschädel mit gekreuzten Knochen war auf dem Etikett zu sehen.
    Und darunter stand die chemische Formel für Salzsäure.
    Zwei Sprünge – dann mußte er das Regal erreicht haben – Wenn ihn der Krake gewähren ließ. Das Biest war vorläufig damit beschäftigt, das Innere des Laboratoriums zu untersuchen.
    Nur die kreisrunden Augen musterten jede Bewegung des Doktors mit gesteigertem Interesse.
    Die Bewegung im mächtigen Eingeweidesack unterhalb des Schädels, an dem auch die Öffnung für das Ausstoßen der tarnenden Tintenflüssigkeit war, zeigte heftiges Atmen und gespannte Erregung an.
    Ahnte die Bestie, daß der Mensch zum Angriff übergehen wollte?
    Doktor Masters wußte, daß er handeln mußte. Wenn der Krake alles untersucht hatte, dann war er das erste Opfer. Und den acht Tentakeln konnte er nicht entkommen.
    Masters mußte jetzt und auf der Stelle alles auf eine Karte setzen.
    Er holte tief Luft – und sprang.
    Seine Hände grabschten die Säureflasche und rissen sie aus dem Regal.
    Im selben Moment zischte einer der Tentakel des Kraken heran.
    Owen Masters erkannte den Angriff und es gelang ihm, dem zustoßenden Fangarm durch eine reflexartige Körperdrehung auszuweichen.
    Mit zwei Sprüngen brachte sich Masters aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich. Er duckte den nächsten Tentakelangriff ab und riß den Verschlußkorken von der Flasche. Ätzende Dämpfe traten aus und legten sich über seine Atmungssysteme. Für einen kurzen Moment mußte Doktor Masters mit beginnender Ohnmacht kämpfen.
    Doch er riß sich zusammen.
    Wenn er zu Boden stürzte und die Säure so auslief, daß er in der Lache zu liegen kam, war es aus. Dann würde er das Schicksal erleiden, das er dem Oktopus zugedacht hatte.
    Es gab kaum eine Substanz, die nicht von konzentrierter Salzsäure zerfressen wurde. Auch die lederartige Gallerthaut des Kraken mußte zerstört werden.
    Dennoch zögerte Owen Masters, den Inhalt der Flasche dem Kraken entgegenzuschleudern. In seinem Inneren nagte die Furcht, daß der Plan nicht funktionieren könnte. Denn im Inneren der Bestie saß eins jener Geschöpfe, die der klare Geist des Wissenschaftlers ablehnen mußte – und nicht ablehnen konnte, da er es selbst gesehen hatte.
    Was war, wenn sich der Dämon im Kraken zur Wehr setzte und die Säureflasche zertrümmerte, solange sie noch in Owen Masters Nähe war?
    Schon ein Bruchteil der Vorstellung ließ den Doktor ergrausen.
    Langsam wich Masters zurück. Er hoffte, die Tür zu erreichen um ins Freie zu fliehen. Doch er wagte nicht, hinter sich zu blicken.
    Der Krake schien im Augenblick keinen Angriff gegen ihn zu planen. Die unförmige Körpersubstanz hockte wie hingegossen in der Mitte des Laboratoriums und die acht Tentakel ringelten sich über den Boden durch die Wasserlachen des zerplatzten Aquariums, die sich nur langsam verflüchtigten.
    In den kreisrunden Augen der Bestie war keine Regung zu erkennen.
    Owen Masters hielt den Atem an. Insgeheim spielte er sich im Geist vor, daß er das Glück hatte, nach draußen zu gelangen. Dort stand sein leichtes Motorrad, mit dem er nach Belieben über die Insel fahren konnte. Für einen Wagen gab es weder Wege noch Straßen und außerdem war die Insel viel zu klein dafür. Auch ein Ruderboot mit einem Außenbordmotor hatte Owen Masters. Auch ein Krake konnte nicht so schnell wie dieses motorgetriebene kleine Boot sein.
    Es kam nur darauf an, die Tür zu erreichen. Wenn nur der Krake so lange ruhig blieb…
    Schon spürte Owen Masters den leisen Windhauch in seinem Rücken. Er hatte es geschafft. Die Tür war erreicht. Seelenruhig untersuchte der Krake weiterhin das Innere des Hauses.
    Der Wissenschaftler spannte sich zum Sprung.
    Doch im selben Moment reagierte die Bestie mit teuflischer Intelligenz.
    Wie eine dünne Peitschenschnur zischte einer der Fangarme voran. Masters brüllte auf, als die glitschige Gallertsubstanz über seine Hüfte glitt. Dann hörte er hinter sich ein Knallen. Ohne hinter sich zu sehen wußte er, daß der Krake die Tür hinter ihm ins Schloß geworfen hatte.
    »Aber Doktor
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