Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0314 - Die schwarze Macht

0314 - Die schwarze Macht

Titel: 0314 - Die schwarze Macht
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
ihre Überraschung bemerkte. »Ich richtete mich nach völlig anderen Wertvorstellungen. Ich befand mich im Bann des MÄCHTIGEN. Ihr gemeinsamer Vorstoß in meine Träume hat mir gezeigt, worum es wirklich ging. Jetzt weiß ich es, und ich glaube, dadurch hat sich bei mir wieder etwas eingerenkt. Vielleicht zu viel. Ich habe einen Menschen ermordet.«
    »Wahrscheinlich wird man auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren«, sagte Gryf. Es war ihm nicht anzusehen, ob er mit dieser Möglichkeit einverstanden war oder nicht.
    Todd zuckte mit den Schultern.
    »Nein«, sagte er. »Ich trage die volle Schuld, und die volle Verantwortung.«
    »Sie sind ohne Ihr Dazutun in das Geschehen einbezogen worden«, sagte Nicole. »Es hätte jeden von uns treffen können.«
    »Es hat aber mich getroffen. Und ich will dafür einstehen. Aber nicht vor einem irdischen Gericht.«
    »Was soll das heißen?« fragte Zamorra. »Wollen Sie Selbstmord begehen?«
    Todd lachte bitter. »Ich glaube, dazu bin ich zu feige«, sagte er.
    »Nein. Aber sehen Sie mich an. Wer bin ich? Ein uralter Greis, zwar körperlich noch bei Kräften. Aber wie lange wird es dauern, bis mein Gehirn verkalkt? Wer wird mich noch für einen Mann Mitte der Dreißig ansehen? Ich stehe am Ende des Lebensweges, und in wenigen Jahren, vielleicht schon in wenigen Monaten werde ich sterben. Wenn nicht an organischen Schwächen, dann allein an dem Wissen, innerhalb von wenigen Stunden uralt geworden zu sein. Und ich könnte nur etwas dagegen tun, wenn ich wieder mordete.«
    »Was haben Sie vor?« fragte Zamorra heiser.
    »Ich werde das einzige tun, was ich noch tun kann. Dafür sorgen, daß ich vor meinem Richter ein milderes Urteil bekomme…«
    Er stand auf, ehe ihn jemand daran hindern konnte, und aus seinen Fingerspitzen zuckten grünliche Strahlen. Blitzschnell schnitt Todd eine Öffnung in die Welt.
    »Haltet ihn fest!« schrie Sid Amos und warf sich vorwärts.
    Aber John Todd verschwand durch das Tor in die schwarze Dimension.
    In das Innere des MÄCHTIGEN.
    ***
    »Und noch ein weiteres Tor«, flüsterte Merlin entsetzt, »und niemand hat es verhindern können…«
    Eine schwarze Welle flutete durch die Öffnungen, selbst wenn sie geschlossen waren. Allein ihre Existenz ließ das Unheimliche wirken. Alle Magie auf der Erde erlosch.
    Und Merlin selbst war ebenfalls gehandicapt, auch wenn er sich abzuschirmen vermochte. Doch jetzt gab es keine andere Möglichkeit mehr. Er mußte selbst eingreifen. Und sein Nachfolger war längst noch nicht reif, das Erbe zu übernehmen. Es würde noch lange, lange dauern.
    Alles war umsonst gewesen.
    Merlin machte sich bereit zum Kämpfen.
    Und zum Sterben.
    ***
    John Todd befand sich wieder im Inneren des MÄCHTIGEN. Diesmal aber wußte er, daß dies keine Welt war, die er nach seinen Vorstellungen formen konnte. Zumindest keine wirkliche Welt.
    In sich trug John Todd ein Potential wie jene, die er brauchte, um diese Welt zu formen und zu festigen – und damit dem MÄCHTIGEN den Halt zu geben, den dieser benötigte.
    Aber Todd konnte mit dem Potential noch mehr tun.
    Er konnte das Gegenteil von dem tun, was der MÄCHTIGE wollte.
    Denn noch immer besaß er die Fähigkeit des Steuerns, des Lebens…
    Er und kein anderer.
    Sein eigenes Leben galt ihm nichts mehr. Es hatte keinen Sinn mehr, seit er wußte, daß er gemordet hatte. Erst jetzt war es ihm wirklich bewußt geworden, als die Ketten rissen und sein Gewissen, sein Moralgefühl von einst wieder zum Durchbruch kam.
    Er wollte wenigstens den Versuch einer Wiedergutmachung starten, wenngleich er auch wußte, daß nichts den Mord ungeschehen machen konnte. Aber er konnte verhindern, daß weiter gemordet wurde oder anderes Böses geschah.
    Und John Todd handelte.
    Er schuf nicht – er zerstörte!
    Er nahm sein eigenes Potential, seine eigene Kraft, die in ihm steckte, und mit ihr formte er ein gnadenloses, tödliches Inferno, das in der schwarzen Dimension tobte und sich ausbreitete, das in dem MÄCHTIGEN fraß wie ein Geschwür.
    Was tust du? kreischte der MÄCHTIGE.
    Ich vernichte dich, sagte John Todd, und die einzige Befriedigung, die er dabei empfand, war die eines Menschen, der einen Teil seiner Schuld abtrug. Und er wußte nicht, wie klein oder wie groß dieser Teil war. Das zu entscheiden, oblag dem himmlischen Richter.
    Ich habe dir Kraft und Macht gegeben, schrie der MÄCHTIGE.
    Warum verrätst du mich? Wer kann dir mehr bieten als ich? Ich gebe dir Macht und Unsterblichkeit, du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher