Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0313 - Ein gefährlicher Job

0313 - Ein gefährlicher Job

Titel: 0313 - Ein gefährlicher Job
Autoren: Ein gefährlicher Job
Vom Netzwerk:
zwang sie, den Mantel anzuziehen und schob sie eigenhändig vor die Wohnungstür. Sie bezeichnete mich als einen undankbaren Menschen, für den ein zartes Steak zu schade wäre, und sie würde mir nächstens Schuhleder braten. Ich lachte nicht einmal. Ich war mit meinen Gedanken längst woanders.
    ***
    Der Schiffsbug ragte hinter mir hoch wie eine dunkle Wand. Ich stand in seinem Schatten, war damit so gut wie unsichtbar für jeden, obwohl auf dem Pier ein paar Bogenlampen brannten.
    Ihr Licht spiegelte sich in den Pfützen auf den Ladestraßen. Die Gerüste der Kräne ragten wie die Skelette von Sauriern in den sternklaren Himmel.
    Der Zeiger auf meiner Armbanduhr standen auf zehn Minuten nach elf Uhr. Zwanzig Minuten, schätzungsweise, musste ich noch warten.
    Ich wusste, dass Sam Debro ein drahtiger Mann, einige Jahre über die Vierzig war. Man konnte ihn für einen Südamerikaner halten mit seiner scharfen, gebogenen Nase, den schmalen Lippen und der dunkel getönten Haut. Er hatte dünnes, schwarzes Haar, das an den Schläfen grau verfärbt war.
    Sam Debro galt als das Gehirn der Organisation von Big Boss. Wenn einer, außer dem Boss selbst, mehr oder weniger alle Zweige der Organisation überblickte, dann war es Debro, aber sicherlich wusste Debro nicht alles.
    Die meisten Leute, mit denen ich gesprochen hatte, waren der Ansicht, dass die Organisation mit dem großen Boss stand und fiel. Jurryll Fladow hatte die Gang in Jahren aufgebaut. Er hatte Dutzende von Konkurrenzgangs ausgeschaltet und ihre Führer erschossen, oft genug eigenhändig. Heute beherrschte er die Unterwelt von New York. Zwar gab es noch ein Dutzend selbstständiger Gangs, aber sie beherrschten nur ein oder zwei Straßenzüge in irgendwelchen Vorstädten.
    Manhattan, die Bowery, die Bronx, Brooklyn, die Häfen, das alles gehörte dem Boss. Er verdiente an den Kneipen, in denen den Seeleuten die Heuer aus den Taschen gezogen wurde. Er stand hinter den Buchmachern, die das Wettgeschäft betrieben.
    Seit Jahren bemühten sich die Polizeiorganisationen der Stadt, Big Boss zu stürzen, aber sie scheiterten an einer einfachen Tatsache. Es gab keine Zeugen gegen ihn.
    Jurryll Fladow regierte sein Reich mit Terror und Brutalität. Mehr als ein Dutzend Menschen waren im Laufe der letzten fünf Jahre getötet worden, weil sie sich in irgendeiner Form gegen ihn aufgelehnt hatten oder weil sie für ihn als mögliche Zeugen gefährlich geworden waren. Die Furcht vor ihm verschloss den Mitgliedern der Organisation, aber auch den Opfern, den Mund.
    Es war elf Uhr dreißig. Oben auf dem Schiff klimperte jemand auf einer Gitarre, die Schiffswache wahrscheinlich. Der Junge würde mich nicht stören, wenn ich es einigermaßen schnell erledigen konnte.
    Ich rechnete nicht mit viel Widerstand. Sam Debro war nicht das, was man einen harten Jungen nennt, zumindest nicht, was seine Muskeln betraf. Vermutlich trug er eine Kanone bei sich, aber wenn ich schnell genug war, blieb ihm keine Zeit mehr, damit etwas anzufangen.
    Ich überlegte, ob ich mir noch eine Zigarette erlauben sollte, verzichtete aber dann darauf. Noch einmal griff ich nach der 38er und probierte, ob sie locker im Halfter saß. Es war alles in Ordnung. Mein Mann konnte kommen.
    Es blieb still auf dem Pier, das Gitarrengeklimper ausgenommen. Ich lauschte gespannt auf das Geräusch von Schritten, aber ich spannte mein Gehör vergeblich an.
    Sam Debro kam nicht, wie der Boss es vorausgesagt hatte, um elf Uhr vierzig. Er kam auch nicht um elf Uhr fünfzig, und als es von irgendeiner fernen Uhr Mitternacht schlug, war er immer noch nicht aufgetaucht.
    Ich fluchte leise vor mich hin. Irgendetwas war schief gelaufen. Zehn Minuten nach Mitternacht gab ich das Warten auf und machte mich auf die Socken.
    Am Piereingang gab es eine Telefonzelle. Ich warf einen Nickel ein und wählte die Nummer des Starlight-Clubs. Ich kannte den Laden, und ich wusste, dass er dem Boss selbst gehörte, obwohl er dort immer nur als Gast auftrat.
    »Ich möchte Jurryll Fladow sprechen«, sagte ich, als sich eine Männerstimme meldete. Ich konnte Tanzmusik und das Gewirr von Stimmen hören.
    »Einen Augenblick«, sagte der Mann. Die Tanzmusik verlosch. Offenbar deckte der Mann die Sprechmuschel mit der Hand ab. Ich wartete, dass er oder der Boss sich meldete, aber es geschah nichts.
    Stattdessen knackte es in der Leitung. Am anderen Ende war aufgelegt worden.
    Ich warf einen zweiten Nickel ein und wählte noch einmal. Es dauerte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher