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0313 - Ein gefährlicher Job

0313 - Ein gefährlicher Job

Titel: 0313 - Ein gefährlicher Job
Autoren: Ein gefährlicher Job
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weiß«, knurrte der Boss, und damit war ich endgültig verabschiedet.
    Als ich die Halle durchquerte, saßen Joan Wryght und Harry Rassallo in zwei Sesseln neben dem Kamin.
    »Fährst du mich in die Stadt zurück, Harry?«
    Er musterte mich unfreundlich.
    »Habe hier noch zu tun«, knurrte er.
    »Na, dann auf Wiedersehen, Miss!«
    Sie reagierte mit einem knappen Kopfnicken. Ich marschierte zum Ausgang, aber ich spürte ihren Blick auf meinem Rücken, bis sich die Tür hinter mir geschlossen hatte, und es war kein freundlicher Blick.
    Ich durchquerte den Garten und öffnete die eingelassene Personentür im großen Tor der Umfassungsmauer.
    Unmittelbar neben dem Tor lehnte der G-man Phil Decker an der Mauer und kaute auf einem Streichholz.
    »Hübsche, ruhige Gegend hier«, sagte er und blickte in den blauen Himmel. »Man kann sich kaum vorstellen, dass in einer so schönen Gegend so schwarze Pläne ausgeheckt werden.«
    »Welche Pläne, G-man?«, fragte ich unbehaglich.
    Er hob die Schultern.
    »Ich habe keine Ahnung, Rod, aber ich denke es mir. Wenn Big Boss einen seiner Leute in Privataudienz empfängt, dann bestimmt nicht, um mit ihm eine Spende an den Tierschutzverein zu besprechen.«
    Ich grinste den G-man an.
    »Wollen Sie mich zu einer kleinen Plauderei aus der Schule verführen?«
    Er gab keine Antwort.
    »Willst du nach Manhattan zurück, Cann? Mein Wagen steht um die Ecke.«
    »Vielen Dank«, antwortete ich, »aber ich muss auf meinen guten Ruf achten.«
    Ich tippte an meinen Hut und ging an ihm vorbei. An der Ecke sah ich mich noch einmal um. Er stand in unveränderter Haltung und starrte in die Luft.
    ***
    Zwei Tage später betrat ich das Stibbler Inn, um bei Harvest meine eingenommenen Rackettgelder abzuliefern. Harvest benutzte für die Abrechnung mit uns ein Hinterzimmer der Kneipe. Er brauchte dazu nichts außer einem dicken Notizbuch und eine Aktentasche.
    Harvest war ein großer Bursche mit einem viereckigen, hässlichen Gesicht. Er war wortkarg, und man wurde nie das Gefühl los als brächte man ihm immer zu wenig Geld. Was man vor ihn hinpackte, verschwand in der Aktentasche. Dann hakte er eine Eintragung in seinem Notizbuch ab, zwinkerte einmal mit dem linken Auge, und man konnte gehen.
    Ich war überrascht, den Rackett-Chef an diesem Abend nicht allein anzutreffen. An seiner Seite saß Stanley Rullin, der ebenfalls für Big Boss arbeitete.
    Rullin war ungefähr so liebenswert wie eine große Ratte. Er hatte gelbe, vorstehende Zähne, schräge, fast wimpernlose Augen und einen Filz rotfahler Haare auf dem Schädel. Fast noch erschreckender als sein Äußeres waren seine Hände, große, knochige Pfoten mit dicken Gelenken, viereckigen Kuppen und starken Sehnen.
    Rechts von Harvest saß Harry Rassallo, superelegant wie immer. Seine Hände lagen auf der Tischplatte, und ich konnte sehen, dass er sich ’nen Brillantring für seinen kleinen Finger zugelegt hatte.
    »Hallo!«, grüßte ich.
    Keiner der drei Männer antwortete.
    Ich zählte die einkassierten Schutzgebühren der Ladeninhaber auf den Tisch. Harvest zählte nach, hakte die entsprechende Eintragung in seinem Notizbuch ab und schob die Scheine in die Aktentasche, aber das Zwinkern seines linken Auges blieb heute aus.
    »Rassallo erzählte uns, dass du bei Big Boss warst«, sagte er.
    »Stimmt!«
    Rullin stand auf, kam um den Tisch herum und legte mir eine Hand auf die Schulter. Er zog die Oberlippe von seinen Raffzähnen. Es sollte wahrscheinlich ein Lächeln sein aber es sah abschreckend aus.
    »Bist ein guter Junge, Rod!«, krächzte er. »Erzähl uns, was Big Boss von dir wollte.«
    Ich tat erstaunt.
    »Wisst ihr es nicht?«
    Rullin lachte. Es klang, als hätte ein alter Rabe den Husten.
    »Der Boss neigt in letzter Zeit zum Misstrauen und - unter uns gesagt - er wird älter und macht ’ne ganze Menge Fehler, die für die Organisation und damit für jeden einzelnen verhängnisvoll hätte sein können. Wir konnten sie bisher immer wieder ausbügeln, aber wir haben Angst, dass es sich wiederholt. Darum legen wir Wert darauf, über alle seine Schritte rechtzeitig informiert zu werden.«
    Ich nickte verständnisvoll.
    »Jeder wird älter. Keiner hält sich immer auf der Höhe seiner besten Leistung. Das gilt sicher auch für den Boss. Aber mit mir hat er über nichts Besonderes gesprochen. Er hatte gehört, dass ich ein leidlicher Schütze bin, und er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, sein Leibwächter zu werden. Ich sagte natürlich
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