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0312 - Mumienfluch

0312 - Mumienfluch

Titel: 0312 - Mumienfluch
Autoren: Rolf Michael
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Wächter, das Gewehr in Hüfthöhe in Anschlag zu bringen.
    Langsam zog der rechte Zeigefinger den Stecher durch. Hell peitschend klang der Schuß durch das Tal der Könige.
    Ein unartikuliertes Krächzen kam aus dem Munde Fahled ben Kalimas als er erkannte, daß die Kugel den Körper der Mumie glatt durchschlug und ohne Wirkung zu zeigen hinten wieder austrat. In keiner Weise war das Tempo, mit dem die unheimliche Gestalt auf ihn zukam, gebremst worden.
    Verzweifelt riß er wieder den Stecher des Gewehres durch.
    Der Klang der Schüsse übertönte seinen Todesschrei.
    Ohne Regung schritt die Mumie über den schlaffen Körper des Wächters hinweg und verschwand in der Grabkammer des Tut-anch-Amun.
    ***
    »Das Tal der Könige ist gesperrt, bis die Polizei mit ihren Ermittlungen fertig ist!« schnappte Carsten Möbius die Durchsage auf, die an der Anlegestelle der Nilfähre ausgerufen wurde. Von Luxor aus führten mehrere Fähren zur westlichen Nilseite, wo die Wege zu den alten Nekropolen der Pharaonen begannen.
    Carsten Möbius und Michael Ullich waren schon einige Male hier gewesen und kannten die Umgebung und die Situation. Sie wußten, daß hier in Luxor, das an der Stelle der einstigen Königsstadt Theben lag, ständig Hektik und Toursitenrummel herrschte.
    »Polizei! Ermittlungen!« sagte er zu seinem Freund. »Was mag da bloß vorgefallen sein?«
    »Vielleicht hat ein Pharao dort seinen Nachttopf vergraben und man hat ihn jetzt gefunden!« stellte Michael Ullich eine kühne Theorie auf. »Fragen wir einfach im Hotel nach. Ich will erst mal aus den Klamotten hier raus. Ein Non-Stop-Flug mit der ›Albatros‹ von Frankfurt. Und dort herrschen derzeit ganz andere Temperaturen. Ich will jetzt was Luftiges zum Anziehen!«
    Wie üblich war Michael Ullich nach der Mode von Übermorgen gekleidet. Allerdings war es in Deutschland noch sehr kalt und das Sweat-Shirt und die Jacke waren in der sengenden Vormittagssonne Ägyptens vollständig deplaziert. Dazu kam ein mächtiger Koffer, in dem er seine wichtigsten Habseligkeiten verstaut hatte und die unscheinbare, schwarze Hülle, die sein langes Kampfschwert verbarg. Der Schweiß verklebte sein mittellanges Blondhaar, das er in der Mitte gescheitelt trug. Aber in seinem Gesicht lag ein verwegener Zug, der sofort von jungenhafter Unbekümmertheit abgelöst werden konnte. Ein Mädchen, das in seine blauen Augen blickte, hatte kaum eine Chance, sich ihnen zu entziehen. Michael Ullich wußte das nur zu gut und er gehörte nicht zu den Typen, die solche Situationen ungenutzt verstreichen ließen. Für Carsten Möbius, seinen ehemaligen Schulfreund, war er eine Art Leibwächter und sein sportlicher, durchtrainierter Körper war so elastisch, wie er auch stahlhart sein konnte. Michael Ullich beherrschte ein halbes Dutzend Arten der Selbstverteidigung und es gab eigentlich keine Waffe, mit der er nichts anzufangen wußte. Dennoch trug er normalerweise nur ein Schwert bei sich, das er in einem früheren Leben als der hyborische Krieger »Gunnar mit den zwei Schwertern« geführt hatte. Es war die legendäre Klinge »Gorgran«, das Schwert, das durch Stein schneidet.
    Carsten Möbius war genau das Gegenteil des Freundes. Obwohl er der künftige Alleinerbe eines weltumspannenden Konzerns war, lief er gewöhnlich in einem uralten, stark verwaschenen und oft geflickten Jeans-Anzug und Turnschuhen herum. Dazu trug er derzeit ein helles T-Shirt, das seinen schlanken Körper fest umspannte. Seine wenigen Habseligkeiten trug er in einer abgewetzten Leinentasche mit sich.
    Das verträumt wirkende Gesicht konnte sich sehr schnell verkanten und unheimliche Entschlossenheit ausstrahlen. Die schulterlangen, braunen Haare trug Carsten Möbius jetzt offen. Bei wichtigen Geschäftsterminen hatte er sich eine andere Frisur zugelegt, die ihn unkenntlich machte. Dann wurde die Haarmähne so gelegt, daß sie glatt nach hinten gekämmt erschien. Dazu trug Carsten Möbius dann eine große Brille und einen schwarzen Nadelstreifenanzug mit Schlips. Wer den Junior-Chef so im »Jubel-Kaftan«, wie er diesen Aufzug bezeichnete, gesehen hatte, der erkannte den vergammelt wirkenden jungen Mann nicht wieder, der sich heimlich in Teile des Unternehmens einschlich und sich vor Ort informierte, wenn etwas nicht stimmte.
    Nur an den ruhigen, braunen Augen hätte man ihn sicher erkennen können. Aber sonst war Carsten Möbius ein perfekter Schauspieler geworden. Bewaffnet war er mit einer indischen Tigerpeitsche,
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