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031 - Der Puppenmacher

031 - Der Puppenmacher

Titel: 031 - Der Puppenmacher
Autoren: Ernst Vlcek
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»Viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Lord Hayward erklärte, daß er sich auf eine Sache eingelassen habe, die ihm nun über den Kopf zu wachsen drohe. Einzelheiten wollte er nicht preisgeben. Vielleicht ist er Ihnen gegenüber redseliger. Schließlich sind Sie der Dämonenaustreiber.«
    »Mir scheint, Sie wollen sich über mich lustig machen«, sagte Dorian unwirsch.
    Chapman streckte beide Hände abwehrend von sich und ergriff dann schnell wieder das Lenkrad, als der Wagen dem Straßenrand zustrebte.
    »Ich will Ihnen kein faules Ei verkaufen, Dorian«, versicherte er. »Alles hat sich so zugetragen, wie ich es sagte. Aber nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich selbst die Angaben Lord Haywards bezweifle.«
    »Und weil Ihnen die Angelegenheit suspekt erscheint, wollen Sie sie auf mich abwälzen«, sagte Dorian.
    Chapman schüttelte den Kopf. »Ganz so ist es nicht. Ich muß sagen, daß ich nahe daran war, dem Alten zu glauben, nachdem ich seinen Sohn gesehen hatte. Zumindest kamen mir leise Zweifel an meiner Überzeugung, es gäbe keine Dämonen. Aber inzwischen habe ich wieder etwas Distanz gewonnen und sehe die Sache nüchterner.«
    »Sie haben Phillip Hayward gesehen?« fragte Dorian. »Welchen Eindruck hatten Sie von ihm?«
    »Ich … Es schien mir fast so, als sitze irgend etwas an ihm fest und sauge ihm langsam aber unerbittlich das Leben aus«, sagte Chapman bedächtig. »Er war – wie im Delirium und sprach konfuses Zeug, das keinen Sinn ergab. Ja, er wirkte geistesgestört, was er wohl auch ist. Phillip Hayward bietet einen schrecklichen Anblick. Er ist ein Sterbender. Mein Wort, Dorian, der Junge hat nicht mehr lange zu leben. Aber ich glaube nicht, daß Dämonen dafür verantwortlich sind, sondern ich vermute ein Verbrechen.«
    Dorian nickte gedankenverloren. Er hätte Chapman jetzt über seine Verdachtsmomente bezüglich des vermuteten Verbrechens ausfragen können, aber davon wollte er nichts wissen. Wenn tatsächlich ein herkömmliches, sozusagen konventionelles Verbrechen vorlag, dann interessierte es ihn nicht. Deshalb ging er von der Voraussetzung aus, daß Dämonen mit im Spiel waren.
    Er spürte, wie ihn eine seltsame Erregung erfaßte. Das war immer so, wenn er sich mit den Mächten der Finsternis konfrontiert sah. Er hatte den Dämonen den totalen Krieg erklärt und würde nicht eher ruhen, bis sie ausgerottet waren – oder bis sie ihn zur Strecke gebracht hatten. Aber um sein Ziel erreichen zu können, brauchte er starke Verbündete. Allein konnte er gegen die Tausende von Dämonen, die über die ganze Erde verteilt waren und sich in einer Organisation, der Schwarzen Familie, zusammengeschlossen hatten, nichts ausrichten. Sein Plan war es, einflußreiche Persönlichkeiten und Politiker von der Existenz der Dämonen zu überzeugen. Vielleicht bot sich jetzt die Gelegenheit, seinen Plan zu realisieren. Wenn Phillip Hayward tatsächlich von Dämonen gequält wurde, dann würde er sich die Chance nicht entgehen lassen, die Regierungsstellen davon zu unterrichten. Er würde den Verantwortlichen die Augen öffnen und ihnen beweisen, daß zwischen Himmel und Erde Dinge passierten, von denen sie nichts ahnten.
    Und Donald Chapman sollte sein Verbindungsmann sein.
    Dorian lächelte grimmig. Er freute sich fast diebisch auf den Moment, in dem der Secret Service Agent erkennen mußte, daß Vampire, Werwölfe und Hexen keineswegs nur Relikte aus Horrorfilmen waren, sondern auch heute noch existierten.
    Dorian war so in Gedanken versunken, daß er gar nicht merkte, wie lange sie schon unterwegs waren. Als Chapman den Wagen plötzlich abbremste und an den Bordstein fuhr, schreckte er hoch. »Wir sind da«, sagte Chapman. Er deutete auf das nur wenige Meter entfernte Tor eines Grundstücks. »Leider hat mir Lord Hayward untersagt, in seinen Park zu fahren – auch so eine Schrulle von ihm – so daß wir das letzte Stück zu Fuß zurücklegen müssen.«
    Chapman zog den Zündschlüssel ab und ermahnte Dorian noch einmal: »Sprechen Sie zu niemandem über den wahren Grund unseres Hierseins! Wir sind Angestellte von Lloyds.«
    »Und wenn wir uns ausweisen müssen?« gab Dorian zu bedenken.
    Chapman winkte ab. »Das würde nur Lord Hayward verlangen – oder seine Frau. Aber von ihr ist nichts zu befürchten. Die beiden Male, die ich hier war, habe ich sie nicht zu Gesicht bekommen. Hayward sagte, daß sie durch eine Krankheit vorübergehend ans Bett gebunden sei.«
    Sie schickten sich gerade an, aus dem
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