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031 - Der Puppenmacher

031 - Der Puppenmacher

Titel: 031 - Der Puppenmacher
Autoren: Ernst Vlcek
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wenn Ihnen das gelänge. Sie ahnen gar nicht, was wir schon alles versucht haben, um Phillip. Aber das gehört nicht hierher. Hat Ihnen Mr. Chapman meine Befürchtungen mitgeteilt? Ja? Schön. Dann kann ich mir lange Erklärungen sparen. Was meinen Sie, Mr. Hunter, werden Sie Erfolg mit Ihrer Teufelsaustreibung haben?«
    Dorian holte Atem und sagte: »Sie schätzen mich falsch ein, Lord Hayward. Ich bin kein Exorzist, denn das, was man unter Teufelsaustreibung versteht, gehört in den Bereich der Scharlatanerie.« »Was sind Sie dann?« fragte Hayward scharf und warf Chapman einen rügenden Blick zu. »Glauben Sie etwa nicht an Dämonen?«
    Dorian erwiderte nüchtern: »Ich glaube an Dämonen, weil ich weiß, daß es sie gibt. Aber man kann sie nur sehr schwer mit weißer Magie bekämpfen. Und besiegen kann man sie nur, indem man sie tötet. Die Magie ist das Element der Dämonen, und jeder Mensch, der sich in dieser Disziplin versucht, wird den kürzeren ziehen. Einen Vampir, zum Beispiel, kann ich vielleicht mit Knoblauch und einem Kruzifix in die Flucht schlagen, aber wenn ich ihn töten will, dann muß ich ihm einen Pfahl durchs Herz bohren. Das gleiche gilt für alle dämonischen Gestalten. Ich kann sie mit Hilfsmitteln – wie einem Drudenkreuz und magischen Formeln – in Schach halten, aber wenn ich für alle Zeiten von ihnen erlöst sein möchte, dann muß ich sie aufspüren und töten.«
    »Ich sehe, Sie verstehen etwas von der Materie, Mr. Hunter«, sagte Hayward beeindruckt. »Aber gibt es neben diesen drastischen Maßnahmen nicht auch Möglichkeiten, die Dämonen so zu verbannen, daß sie nie mehr wiederkommen?«
    »Das kommt auf den speziellen Fall an«, antwortete Dorian. »Die Beispiele sollten eigentlich nur dazu dienen, ihnen die Situation zu illustrieren. Dämonen sind keine Gespenster, sondern Wesen aus Fleisch und Blut – wenn auch schwarzes Blut in ihren Adern fließt. Sie können aussehen wie Menschen und sich auch so benehmen – wenn gleich ihr Denken und Fühlen in ganz anderen Bahnen verläuft. Sie sind eben in jeder Beziehung dämonisch, unmenschlich und in unserem Sinne böse. Aber es sind Wesen mit einem Körper. Keine Schemen.«
    »Das ist mir nicht unbekannt«, erwiderte Hayward nach einer Pause. Er blickte auf die Platte seines Arbeitstisches und spielte mit dem malaysischen Dolch. Nach kurzem Schweigen blickte er Dorian in die Augen und sagte: »Ich vertraue Ihnen, Mr. Hunter. Wollen Sie jetzt Phillip sehen und ihn untersuchen? Danach möchte ich von Ihnen hören, welche Gegenmaßnahmen zu ergreifen wären.« »Bevor ich Ihren Sohn aufsuche, möchte ich noch einiges klären«, sagte Dorian. »Es interessiert mich, zu wissen, wie Sie dahinterkommen, daß Phillip von Dämonen befallen ist.«
    »Das war nicht schwer zu erkennen«, antwortete Hayward und wich Dorians Blick aus. »Phillip hatte plötzlich Alpträume. Er schrie des Nachts und phantasierte am Tage. Und er verfiel sichtlich. Phillip war schon immer ein kränklich wirkender Junge, aber seit er von Alpträumen geplagt wird, verschlechtert sich sein Zustand von Tag zu Tag. Er nimmt kaum noch etwas zu sich und ist zu schwach, um das Bett zu verlassen.«
    »Das sind aber alles noch keine Symptome, die auf Dämonen schließen lassen«, entgegnete Dorian. »Es passierten auch noch andere Dinge.«
    Lord Hayward begann plötzlich zu zittern. Er öffnete den Mund, um fortzufahren, aber seine Stimme versagte ihm. Erst beim zweiten Versuch konnte er weiter sprechen.
    »Phillip begann wie im Fieber zu phantasieren. Das sagte ich schon. Dabei schilderte er in schrecklichen Einzelheiten die Vorgänge, wie sie in früheren Zeiten bei Schwarzen Messen passiert sind. Ersparen Sie es mir, die Details wiederzugeben! Es war furchtbar für mich, denn Phillips Schilderung war so realistisch, als wäre er selbst dabeigewesen. Als hätte er an einer Schwarzen Messe teilgenommen. Aber das ist noch nicht alles. Als er wieder eines Nachts schrie, suchte ich ihn auf. In seinem Zimmer herrschte ein Chaos. Sein Bett war zerwühlt, er selbst lag auf dem Boden und schlug um sich, und auf seiner Brust hockten schwarze Gestalten, die ihn traktierten, als wollten sie ihm die Seele aus dem Körper reißen. Seit damals weiß ich, daß Phillip ein Opfer der Dämonen ist.«
    Lord Hayward hielt erschöpft inne. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und wartete gespannt auf Dorians Reaktion.
    »Weitere Hinweise auf die Existenz von Dämonen haben Sie nicht?«
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